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Kulturen im Dialog

Erlanger Forscher untersuchen grenzüberschreitende Zusammenarbeit

Kulturen im Dialog

Mit zunehmender Globalisierung scheinen Grenzen zu verschwinden und Menschen verschiedener Nationalitäten näher zusammen zu rücken. Doch wie überwinden grenzüberschreitende Organisationen und die Menschen, die in ihnen zusammenarbeiten, die dabei entstehenden Schwierigkeiten, wie lernen sie mit Übersetzungszwängen nicht nur sprachlicher, sondern allgemein kultureller Art umzugehen? Mit dieser Frage beschäftigt sich ein neues Forschungsprojekt an der Universität Erlangen-Nürnberg. Das Verbundprojekt wird von Prof. Dr. Michael Göhlich (Institut für Pädagogik) gemeinsam mit Prof. Dr. Marek Nekula (Universität Regensburg) und PD Dr. Joachim Renn (Institut für Soziologie) geleitet und umfasst zwei pädagogische, ein linguistisches sowie ein soziologisches Teilprojekt. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert die Arbeit der Wissenschaftler im Rahmen des Förderprogramms "Übersetzungsfunktion der Geisteswissenschaften" bis 2012 mit insgesamt rund 600.000 Euro. Davon fließen über 400.000 Euro an die drei Erlanger Teilprojekte.

Die Wissenschaftler wollen herausfinden, wie Organisationen unterschiedlichen Typs - zum Beispiel ein Betrieb, ein Kulturzentrum, ein Präventionsprojekt, eine Jugendaustauschorganisation -, die grenzüberschreitend agieren, mit den alltäglichen Herausforderungen der interkulturellen Zusammenarbeit umgehen. Dabei interessieren sie sich für die Formen und Mittel der Überwindung nationaler, kultureller und sprachlicher Grenzen. Für ihre Untersuchungen haben sie Organisationen in der deutsch-tschechischen Grenzregion ausgewählt, die neben ihren jeweiligen ökonomischen, politischen oder anderen Zielen ausdrücklich mit der Überbrückung solcher Grenzen beauftragt und befasst sind.

Die leitenden Fragen lauten dabei: Welchen Übersetzungsherausforderungen sind solche Organisationen ausgesetzt? Wie lernen sie im Einzelfall damit umzugehen? Welche Probleme werden dabei identifiziert? Welche Strategien und Muster eigener Praxis entwickeln die Organisationen, um die identifizierten Probleme zu lösen? Inwiefern und wie greifen sie dabei auf geisteswissenschaftliche Expertise zurück?

Die Organisationen stehen dabei vor mindestens zwei grundlegenden Herausforderungen, welche die Wissenschaftler näher erforschen wollen: das Verhältnis zwischen deutschen und tschechischen Akteuren bzw. zwischen ihren ggf. national, kulturell und sprachlich differenten Arbeitsweisen und die Theorie-Praxis-Beziehung zwischen überregionalen (z.B. EU-Förder-)Programmen und lokaler Umsetzung. Vor dem Hintergrund gegebener Identität und Praxis der jeweiligen Organisation und ihrer Akteure führen diese Übersetzungsherausforderungen immer das Problem und die Chance des (individuellen und organisationalen) Lernens mit sich.

Der Beitrag der Geisteswissenschaften zur Lösung der genannten Übersetzungs- und Lernprobleme von Organisationen in Grenzregionen ist dabei für das Forschungsprojekt von besonderem Interesse. Einer leitenden These der Untersuchung zufolge stellen gerade geisteswissenschaftliche Studiengänge eine mehrdimensionale Übersetzungs-Kompetenz zur Verfügung. Dazu zählen Fertigkeiten im Umgang mit komplexen ? sprachlichen, kulturellen und organisationsspezifischen ? Grenzüberschreitungen. Solche Kompetenzen werden der Annahme der Forscher zufolge in diesen Organisationen nachgefragt, teils ausdrücklich gesucht und eingesetzt, teils implizit genutzt.

Homepage des Forschungsverbunds: www.grenzorganisationen.de

Weitere Informationen für die Medien:

Prof. Dr. Michael Göhlich
Tel.: 09131/85-22337
Michael.Goehlich@rzmail.uni-erlangen.de

uni | mediendienst | forschung Nr. 35/2009 vom 17.07.2009

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