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Gesundheit und Wohlbefinden unbefriedigend

Studie untersucht Situation von Heranwachsenden in St. Leonhard und Schweinau

St. Leonhard und Schweinau zählen zu den sozial stark benachteiligten Stadtteilen Nürnbergs, das spüren auch die dort lebenden Kinder und Jugendlichen. Studierende des Lehrstuhls für Soziologie und Empirische Sozialforschung der Universität Erlangen-Nürnberg haben - angeregt durch das Gesundheitsamt der Stadt Nürnberg - versucht, mehr über das Wohlbefinden und die Gesundheit der Heranwachsenden herauszufinden. Dazu befragten sie Schüler und ihre Eltern und werteten Medienberichte aus. Unterstützt wurden sie dabei vom Amt für Volks- und Förderschulen, dem Amt für Wohnen und Stadtentwicklung sowie dem Staatlichen Schulamt. Am Freitag, 6. Februar 2009, um 18.00 Uhr stellen die Studierenden im Foyer und im Audimax des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaften, Findelgasse 7/9, in Nürnberg ihre Ergebnisse vor.

An der Befragung zu Ernährung und Freizeitverhalten, zum Gesundheitszustand und Wohlbefinden, zu Vor- und Nachteilen des Lebens in St. Leonhard und Schweinau haben im November des letzten Jahres insgesamt 665 Grund- und Hauptschüler sowie 273 Eltern aus den Stadtteilen teilgenommen. Das sind zwei Drittel der angesprochenen Schüler und 56 Prozent der in Frage kommenden Eltern ? Zahlen, die die Untersuchungsleiter Dr. Andrea Knecht und Dr. Reinhard Wittenberg als überraschend hoch bezeichnen.

Ihren Gesundheitszustand schätzen die Schüler selbst - übereinstimmend mit den Eltern - insgesamt als gut bis sehr gut ein, wenn auch ihr Body Mass Index (BMI) zeigt, dass etwa 30 Prozent der Heranwachsenden Über- und rund 20 Prozent Untergewicht haben.

Die Ernährungsgewohnheiten der Kinder und Jugendlichen lassen zu wünschen übrig: Beispielsweise frühstückt die Hälfte der Hauptschüler seltener als vier Mal pro Woche. Cola und Limonade sind bei neun von zehn Hauptschülern täglicher Bestandteil der Ernährung. Während es den Anschein hat, dass das von zuhause mitgegebene Pausenbrot durchaus ernährungswissenschaftlichen Standards folgt, kaufen sich viele Schüler vor und in der Schule süßes und salziges Gebäck, Kakao und Hot Dogs.

Alkohol und Zigaretten probieren die Jugendlichen erstmals im Alter zwischen elf und 13 Jahren. Etwa jeder fünfte Hauptschüler trinkt regelmäßig Alkohol, ein Siebtel gibt an, dies täglich zu tun. Ein Achtel der befragten Hauptschüler raucht. Mädchen unterscheiden sich weder beim Rauchen noch im Alkoholkonsum von den Jungen. Sie sind über die Jahre betrachtet vielmehr auf dem Weg, ihre männlichen Altersgenossen abzuhängen.

Fehlende Freizeitangebote gehören zu den zahlreichen Problemen, mit denen sich die Kinder und Jugendlichen in den beiden Stadtteilen auseinandersetzen müssen. Mit Abstand am stärks­ten vermissen sie Schwimmbad und Kino. Ein weiteres großes Problem der beiden Stadtteile ist die öffentliche Ordnung: Wie die Zeitungsanalysen gezeigt haben, beziehen sich die dort über die beiden Stadtteile veröffentlichten Artikel zu einem Drittel allein auf diesen Themenkomplex.

Ein weiterer Schwerpunkt der Studie befasst sich mit der Vernetzung der sozialen Einrichtungen in den beiden Stadtteilen. Die Ergebnisse entsprechender Analysen belegen, dass das Nürnberger Konzept der stadtteilbezogenen kommunalen Koordination der sozialen Einrichtungen Früchte trägt: Die befragten Institutionen sehen auch ihrer zukünftigen Zusammenarbeit mit positiven Erwartungen entgegen.

Ausgewählte Ergebnisse stehen bereits online zum Herunterladen zur Verfügung:
www.soziologie.wiso.uni-erlangen.de

Weitere Informationen für die Medien:

Dr. Reinhard Wittenberg
Tel.: 0911/5302-699
reinhard.wittenberg@wiso.uni-erlangen.de

uni | mediendienst | forschung Nr. 07/2009 vom 04.02.2009

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