Aktuelles


Auf den Spuren der kosmischen Strahlung

Zwei Erlanger Projekte gehören zu wichtigsten europäischen Forschungsvorhaben

Die Forscher vom Erlangen Centre for Astroparticle Physics an der Universität Erlangen-Nürnberg haben Grund zur Freude: Gleich zwei wissenschaftliche Großprojekte, an denen die Wissenschaftler vom ECAP maßgeblich beteiligt sind, - das KM3NeT-Teleskop und Cherenkov Telescope Array - sind auf die Roadmap des Europäischen Strategieforums für Forschungsinfrastruktur (ESFRI) aufgenommen worden und gehören damit nach Ansicht internationaler Experten zu den wichtigsten europäischen Forschungsvorhaben.

Die Roadmap ist das Ergebnis eines mehrjährigen intensiven Beratungs- und Begutachtungsprozesses, in den zahlreiche hochrangige internationale Experten eingebunden waren. Sie listet neue großtechnische Forschungsinfrastrukturen auf und benennt Projekte, die in den kommenden zehn bis zwanzig Jahren für den Forschungsstandort Europa von zentraler Bedeutung sein werden. Ziel ist es, den Aufbau gemeinsamer Strukturen in der europäischen Forschung voranzutreiben. Die beiden Erlanger Projekte wurden als zwei von acht Forschungsvorhaben aus dem Bereich Physik ausgewählt. Das KM3NeT-Teleskop erscheint nach 2006 bereits zum zweiten Mal auf der Roadmap. Ingesamt sind 240 Projekte aus allen Disziplinen für die Roadmap vorgeschlagen worden, aus denen das ESFRI 44 auswählte.

ecap

Mit Hilfe zahlreicher hochempfindlicher
Photosensoren gehen die Forscher mit
Teleskopen wie KM3NeT oder Antares
auf dem Boden des Mittelmeers auf
Neutrinojagd.
Computersimulation: Antares-Kollaboration

"Die Aufnahme auf die Roadmap stellt für die beiden Projekte und damit auch für die beteiligten Wissenschaftler einen wichtigen Schritt und einen großen Erfolg dar", betont Prof. Dr. Christian Stegmann vom ECAP. "Sie bestätigt die exzellente Arbeit der Erlanger Physiker und lässt für die Zukunft der Astroteilchenphysik in Erlangen hoffen."

Mit Hilfe des KM3NeT-Teleskops und des Cherenkov Telescope Array (CTA) wollen die Forscher versuchen, eines der größten Rätsel der Astrophysik zu lösen: die Frage nach der Herkunft der hochenergetischen kosmischen Strahlung. Von Neutrinos - winzigen Elementarteilchen, die durch das Weltall rasen - und der elektromagnetischen Gammastrahlung erhoffen sich die Wissenschaftler neue Hinweise, denn sowohl die Teilchen als auch die Gammastrahlung entstehen dort, so vermuten die Forscher, wo auch die kosmische Strahlung ihre Quelle hat.

ecap

Mit den Teleskopen des H.E.S.S.-
Projekts (hier in Namibia) erkunden
die Forscher am Erdboden die Quellen
kosmischer Strahlung.
Foto: Phillipe Plaily


Um die Neutrinos aufzuspüren, wollen die Wissenschaftler ein riesiges Teleskop auf dem Grund des Mittelmeers verankern, das aus mehreren Tausend hochempfindlichen Photosensoren besteht und ein Volumen von rund einem Kubikkilometer umfasst. An der auf drei Jahre angelegten Designstudie für das Teleskop, die seit 2006 läuft, arbeiten insgesamt 36 Forschungsinstitute aus Astroteilchenphysik, Teilchenphysik, Astrophysik sowie Meeresforschung und Tiefseetechnologie mit. Erste Erfolge bei der Neutrino-Jagd konnten die Physiker schon mit dem Antares-Teleskop erzielen, das mit großer Erlanger Beteiligung vor der Küste von Marseille errichtet wurde.

Ein System von Teleskopen am Erdboden - das Cherenkov Telescope Array (CTA) - soll den Forschern helfen, mehr über die Quellen der Gammastrahlung auf die Spur zu erfahren. An einem ähnlichen Experiment (H.E.S.S. - High Energy Stereocopic System) mit den bisher weltweit empfindlichsten Gammastrahlensonsoren, sind die Forscher vom ECAP bereits intensiv beteiligt. Mit Hilfe von H.E.S.S. konnten in den letzten Jahren eine Vielzahl von Gammastrahlenquellen im Weltall identifiziert werden. Das Cherenkov Telescope Array soll die großartigen Entdeckungen der derzeitigen Experimente fortführen.

Weitere Informationen für die Medien:

Prof. Dr. Christian Stegmann
Tel.: 09131/85-28964 bzw. -27148
stegmann@physik.uni-erlangen.de

uni | mediendienst | forschung Nr. 01/2009 vom 14.01.2009

Nach oben