Hohe Auszeichnung für Prof. Faltings


Staudt-Preis 2008 geht an Direktor des Bonner Max-Planck-Instituts

Prof. Dr. Gerd Faltings, Direktor des Max-Planck-Instituts für Mathematik in Bonn, wird mit dem Karl Georg Christian von Staudt-Preis 2008 ausgezeichnet. Den Preis, der bereits zum sechsten Mal von der Otto und Edith Haupt-Stiftung an der Universität Erlangen-Nürnberg verliehen wird, erhält Faltings für seine herausragenden Leistungen auf dem Gebiet der Theoretischen Mathematik. So konnte er die Beweise für zahlreiche Vermutungen der arithmetischen Geometrie erbringen und mit seinen Forschungen die Kohomologie und die Theorie von Vektorbündeln auf Kurven wesentlich beeinflussen. Der Staudt-Preis ist mit 25.000 Euro dotiert. Die feierliche Preisverleihung findet am Mittwoch, 17. September 2008, ab 17 Uhr im evangelischen Gemeindehaus, Bohlenplatz 1, in Erlangen statt.

Prof. Dr. Gerd Faltings
Foto: R. Schmid/Mathematisches
Forschungsinstitut Oberwolfach

Der Preisträger
Gerd Faltings wurde 1954 in Gelsenkirchen-Buer geboren. Bereits als Schüler gewann er zweimal den Bundeswettbewerb Mathematik; später studierte er an der Universität Münster Mathematik und Physik. Mit einem Stipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft ging er nach dem Studium nach Harvard, bevor er 1981 in Münster in Algebraischer Geometrie promovierte. Nur ein Jahr später wurde er mit 27 Jahren zum jüngsten deutschen Mathematik-Ordinarius an der Universität Wuppertal ernannt. Ab 1985 lehrte und forschte er in Princeton, bis er 1994 nach Deutschland zurückkehrte und seitdem als Direktor am Max-Planck-Institut für Mathematik in Bonn tätig ist.

Internationales Renommee erwarb sich Faltings durch seine Arbeit zum Thema „Endlichkeitssätze für Abelsche Varietäten über Zahlkörpern“, die zu den großen mathematischen Arbeiten des 20. Jahrhunderts zählt und 1986 mit der Fieldsmedaille, einer Art „Nobelpreis“ für Mathematiker, ausgezeichnet wurde. Faltings ist damit der bislang einzige deutsche Preisträger. 1996 erhielt er außerdem den Leibniz-Preis, die höchste Auszeichnung der Deutschen Forschungsgemeinschaft.

Gerd Faltings hat die Forschung im Bereich der Arithmetischen Geometrie in ihren vielen Ausprägungen nachhaltig bereichert; auf seine Ergebnisse bauen zahlreiche weitere, bedeutende mathematischen Arbeiten auf.

Der Preis
Die Vergabe des Karl Georg Christian von Staudt-Preises ist das Hauptanliegen der 1986 ins Leben gerufenen Otto und Edith Haupt-Stiftung an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Otto Haupt war von 1921 bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1953 Ordinarius für Mathematik in Erlangen. Als er im November 1988 im Alter von 101 Jahren starb, hinterließ er der nach seiner Frau und ihm benannten Stiftung ein beträchtliches Vermögen, aus dessen Erträgen der Staudt-Preis finanziert wird.

Satzungsgemäß wird der Preis alle drei oder vier Jahre an einen Wissenschaftler vergeben, der an einer Hochschule oder Forschungseinrichtung in der Bundesrepublik Deutschland nicht nur vorübergehend tätig ist. Preiswürdig sind dabei sowohl Einzelentdeckungen von besonders großer Bedeutung als auch die Gesamtheit der wissenschaftlichen Arbeiten besonders profilierter Forscher auf dem Gebiet der Theoretischen Mathematik. Der Preis wurde erstmals 1991 an Prof. Dr. Dr. h.c. Hans Grauert, Göttingen, vergeben. Weitere Preisträger sind Prof. Dr. Stefan Hildebrandt, Bonn (1994), Prof. Dr. Martin Kneser, Göttingen (1997), Prof. Dr. Don B. Zagier, Bonn (2001) und Prof. Dr. Günter Harder sowie Prof. Dr. Friedhelm Waldhausen (beide 2004).

Der Preis trägt den Namen des Mathematikers Karl Georg Christian von Staudt (1798-1867), einem Vorgänger des Stifters auf dem ersten ordentlichen Lehrstuhl für Mathematik in Erlangen. Von Staudt entstammte einer alten Patrizier-Familie der ehemaligen freien Reichsstadt Rothenburg ob der Tauber. Während seines Studiums in Göttingen von Karl Friedrich Gauß entscheidend gefördert, promovierte er 1822 in Erlangen. Anschließend war er als Gymnasiallehrer in Würzburg und Nürnberg tätig, ehe er 1835 auf den Erlanger Lehrstuhl für Mathematik berufen wurde, den er bis zu seinem Tode inne hatte. Von Staudt ist einer der Schöpfer der Projektiven Geometrie. Seine wichtigsten Forschungsergebnisse auf diesem Gebiet der Mathematik sind in seinem 1847 in Nürnberg erschienenen Buch „Geometrie der Lage“ veröffentlicht. Von Staudts bahnbrechende Ideen beeinflussten und förderten die Entwicklung der Geometrie bis in unsere Zeit. Er war der erste Mathematiker moderner Prägung auf einem Lehrstuhl an einer bayerischen Universität.

Weitere Informationen für die Medien:
Prof. Dr. Wolf Barth
Tel.: 09131/85-22455
barth@mi.uni-erlangen.de

uni | mediendienst | aktuell Nr. 280/2008 vom 01.09.2008

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