Hautnah an der Wissenschaft


Als Azubi an der Universität Erlangen-Nürnberg

Ärzte, Anwälte und Ingenieure lernen an der Universität Erlangen-Nürnberg für ihren späteren Beruf - aber auch Mechaniker oder Gärtner. Insgesamt 57 Azubis beschäftigt die Universität zurzeit, in den unterschiedlichsten Bereichen. Die Zahl der Auszubildenden nimmt seit Jahren kontinuierlich zu, 2008 konnten erstmals zwei Ausbildungsplätze mangels Bewerbungen nicht besetzt werden. Außerdem werden regelmäßig neue Ausbildungsberufe angeboten. Lisa Gundel und Susanne Wanka zum Beispiel machen eine Ausbildung zur Tierpflegerin am Franz-Penzoldt-Zentrum. Ihre Aufgabe ist es, die Tiere dort zu versorgen und deren Ställe sauber zu halten. Beide sind im ersten Lehrjahr und schätzen an ihrer Ausbildung besonders, dass sie jederzeit allen alle Fragen stellen können. „Wir haben viel Kontakt mit den Professoren und dem wissenschaftlichen Personal“, berichtet Susanne, „und die erläutern uns schon mal einen kompletten Versuchsaufbau.“ Und Lisa ergänzt: „Außerdem dürfen wir überall zuschauen. Von Anfang an zu sehen, wie zum Beispiel ein neuer Wirkstoff in Versuchen getestet wird, ist sehr spannend.“

Azubi Gundel

Lisa Gundel (links vorn) bereitet
Tierfutter vor. Foto: Franz-Pentzold-Zentrum

Ergänzend besuchen die beiden jungen Frauen die Berufsschule in Triesdorf bei Ansbach. Zusammen mit anderen Azubis aus ganz Deutschland erlernen sie dort die theo­retischen Grundlagen etwa zur artgerechten Tierhaltung, aber auch die Tierschutz- oder Tierseuchengesetze. Bei einigen ihrer Mitschüler stoßen sie allerdings auf Ablehnung – weil sie im Franz-Penzoldt-Zentrum mit Tierversuchen zu tun haben. Lisa Gundel sieht das jedoch professionell: „Ich sage dann immer: Wenn du das nächste Mal krank bist, nimm bitte keine Medizin. Die Forscher bei uns tragen mit ihrer Arbeit dazu bei, dass Menschen geholfen werden kann. Und das ist doch was Gutes.“

Azubi Holler

In der Mechanikerwerkstatt
dreht Florian Holler einen Flansch.
Foto: K&P

Berufswunsch Mechaniker
Der 20-jährige Florian Holler macht in der Mechanik- und Elektronikwerkstatt der Technischen Fakultät eine Ausbildung zum Zerspanungsmechaniker. An der Berufsschule lernt er die Eigenschaften und Bearbeitungsformen verschiedener Werkstoffe kennen, sowie physikalische Grundlagen für seine Arbeit. In der Werkstatt stellt er dann Metall- und Kunststoffteile her, die die Wissenschaftler für ihre Versuchsanlagen benötigen. Zehn der 57 Azubis an der Universität sind in dieser Betriebseinheit zu finden, die sowohl Mechaniker als auch Elektroniker ausbildet.
Auf die Stelle ist Florian über den Infoservice des Arbeitsamts aufmerksam geworden. Aber als er die Zusage erhielt, konnte er es zunächst selbst nicht glauben: „Ich dachte, dass es sehr schwer sein würde, hier genommen zu werden“, erzählt er, „immerhin ist es die Uni“. Besonders gut gefällt ihm, dass die Arbeit so abwechslungsreich ist. „Wir fertigen fast immer Einzelteile. Daher konnte ich fast alles schon mal ausprobieren.“ Auch mit den Kollegen kommt er sehr gut zurecht, größere Probleme hat er mit seinem Job nie gehabt.

Azubi Maerz

Silva März setzt sich für
Auszubildende ein.
Foto: K&P

„Gewerkschaft“ für Azubis
Sollte es aber doch mal dazu kommen, können sich die Azubis an Silva März wenden. Die 21-Jährige ist Erste Vorsitzende der Jugend- und Auszubildendenvertretung der Universität – schon zum dritten Mal wurde sie in den Vorstand gewählt. „Ich fühle mich den Auszubildenden einfach verpflichtet“, sagt sie. Denn gerade zu Beginn ihrer Tätigkeit habe es Schwierigkeiten gegeben. Zum Beispiel mussten die Azubis die Fahrtkosten zur Berufsschule aus eigener Tasche zahlen, obwohl Gelder im Etat extra dafür enthalten sind. „Das lag häufig daran, dass viele der Ausbilder zum ersten Mal Azubis angelernt haben und selber nicht wussten, was gezahlt wird und was nicht.“ Inzwischen hat sich die Situation jedoch gebessert - auch durch Silva März’ Engagement. „Da muss man schon selbstbewusst auftreten“, betont sie und grinst: „Aber damit hab ich kein Problem. Ich habe selbst eine Ausbildung an der Uni gemacht, nämlich am Rechenzentrum zur Fachinformatikerin – und eine Frau in einem klassischen Männerberuf muss lernen, sich durchzusetzen!“

Sprung ins Studium
Sebastian Korschofski lässt sich zum Fachinformatiker mit der Fachrichtung Systemintegration ausbilden. Obwohl er Abitur hat, wollte er zunächst „etwas Praktisches“ lernen. Die Uni Erlangen-Nürnberg reagierte auf seine Bewerbung am schnellsten - deswegen ist er aus seiner Heimatstadt Kamen in Sachsen nach Erlangen gezogen. Er ist der erste Azubi beim Departement Informatik überhaupt und am Lehrstuhl von Professor Hornegger angestellt. „Eigentlich bin ich dort zuständig für die Installation von neuer Software und die Reparatur defekter Hardware. Aber wenn besonders viel zu tun ist, helfe ich auch bei Verwaltungsaufgaben oder eben bei allem, was anfällt.“ Mit den Doktoranden am Lehrstuhl, die im Gegensatz zu ihm allesamt Informatik studiert haben, versteht er sich sehr gut. „Inzwischen haben sie es sogar geschafft, mich zu überreden“ erzählt er lachend. „Sobald meine Ausbildung hier beendet ist, werde ich selbst Informatik studieren.“

Bettina Freuer

uni | mediendienst | aktuell Nr. 339/2008 vom 20.10.2008

Nach oben