Neue molekular-neurologische Abteilung


Mediziner erforschen Regeneration von Nervenzellen bei Parkinson

Lange Zeit bestand für Patienten mit Parkinson, Huntington oder nach einem Schlaganfall keine Hoffnung, dass durch die Erkrankung zerstörte Nervenzellen geheilt werden können. Das soll sich mit der Einrichtung einer selbständigen Molekular-Neurologischen Abteilung in der Neurologischen Klinik des Universitätsklinikums Erlangen (Direktor: Prof. Dr. Stefan Schwab) ändern. Zum 1. September 2008 wurde der auf dem Gebiet der klinischen Neurobiologie und Neurodegeneration international ausgewiesene Experte Prof. Dr. Jürgen Winkler als Leiter der neu gegründeten Abteilung nach Erlangen berufen. Sein Ziel: „Wir wollen eine auf adulten Stammzellen aufbauende regenerative Therapie für akute und chronische Erkrankungen des Nervensystems entwickeln“, sagte Prof. Winkler.

Die Chancen, sein Ziel zu erreichen, sieht der Wissenschaftler im Hinblick auf die enge Zusammenarbeit mit den Kliniken für Neurologie, Neurochirurgie und Psychiatrie sowie den Möglichkeiten modernster neuroradiologischer und nuklearmedizinischer Bildgebungsverfahren im Uni-Klinikum Erlangen als ideal an. „Die Forschungsergebnisse der letzten Jahre haben gezeigt, dass auch im erwachsenen Gehirn Stammzellen existieren, die sich teilen und weiter in Nerven- und Stützzellen spezialisieren können. An diesen adulten neuralen Stammzellen knüpft sich nun die Hoffnung, ihr Potenzial für therapeutische Strategien nutzbar zu machen“, sagte Prof. Winkler.

Tiefe Hirnstimulation soll Parkinson-Patienten helfen
Von klinischer Seite stehen die neurodegenerativen Erkrankungen und besonders der so genannte „Morbus Parkinson“ im Zentrum seiner Bemühungen. Prof. Winkler will eng mit den verschiedenen Neurologischen Spezialambulanzen für Parkinsonsyndrome, Tremorerkrankungen, Dystonie, Huntington, Kleinhirnerkrankungen und spastische Spinalparalyse kooperieren. Dabei soll vor allem die so genannte „Tiefe Hirnstimulation“ zusammen mit der Neurologischen und der Neurochirurgischen Klinik bei Patienten mit fortgeschrittenem Parkinson im Erlanger Therapieangebot verankert werden. „Auch völlig neue Therapieansätze zur Regeneration des Nervensystems können durch diese enge interdisziplinäre Zusammenarbeit und Verzahnung der so genannten Neurofächer im Erlanger Kopfklinikum etabliert und weiter entwickelt werden“, sagte Prof. Winkler.

Prof. Winkler wurde 1958 in Tübingen geboren. Er hat in Freiburg i.Br. und Straßburg Medizin studiert. Seine Facharztausbildung zum Neurologen erhielt er von 1987 bis 1992 an den Universitätskliniken Düsseldorf und Würzburg. Von 1992 bis 2000 folgte ein Forschungsaufenthalt mit Ausrichtung auf altersabhängige neurodegenerative Erkrankungen am Department of Neurosciences an der University of California San Diego (UCSD / USA), an der er seit 2000 Adjunct Associate Professor of Neurosciences ist. Von 2001 bis zu seinem Amtsantritt in Erlangen war er leitender Oberarzt und Professor für Klinische Neurobiologie mit dem Schwerpunkt Bewegungsstörungen (Morbus Parkinson) und zelluläre Regeneration an der Universitätsklinik in Regensburg.

Prof. Winkler ist seit 2003 beratendes Kommissionsmitglied des Deutschen Bundestages mit dem Schwerpunkt „Ethik und Recht der modernen Medizin, neue Entwicklung in der Stammzellforschung und Technologieabschätzung in der Stammzellforschung“. Außerdem ist er seit 2006 Wissenschaftlicher Koordinator und stellvertretender Sprecher des Bayerischen Forschungsverbundes (BMBF) „ForNeuroCell“ mit dem Thema „Adulte neurale Stammzellen“ und seit 2005 Mitglied im BMBF-Verbund „Stammzellbasierte Regeneration beim Schlaganfall“.

Weitere Informationen für die Medien

Prof. Dr. med. Jürgen Winkler
Tel.: 09131/85-39324
juergen.winkler@uk-erlangen.de

uni | mediendienst | aktuell Nr. 313/2008 vom 01.10.2008

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