Gewebespenden retten Leben und lindern Leid


An der Erlanger Augenklinik warten 300 Patienten auf eine neue Hornhaut

Auf den eklatanten Mangel an Gewebespenden haben Transplantationsmediziner des Erlanger Universitätsklinikums hingewiesen. „Viele Menschen wissen nicht, dass man neben Organen auch Gewebe spenden kann, die genauso Leben retten oder schlimmes Leid wie Erblindung oder Amputationen verhindern können. Beide Spenden sind Zeichen von Solidarität mit schwer kranken Menschen“, sagte der Leiter der Kornea Bank (Hornhautbank) im Universitätsklinikum Erlangen, Privatdozent Dr. Claus Cursiefen, im Hinblick auf den diesjährigen „Tag der Organspende“ am 7. Juni. Allein auf der Erlanger Warteliste für Augenhornhäute stehen 300 Patienten, bundesweit sind es rund 4.000.

Präparation eines Hornhautscheibchens (Foto: Uniklinikum Erlangen)

Präparation eines Hornhautscheibchens für
die neue Methode der Hornhautoperation an
der Universitäts-Augenklinik Erlangen
Foto: Uniklinikum Erlangen

Gewebespenden spielen in der Transplantationsmedizin eine große Rolle. Statistisch gesehen werden sogar weit mehr Gewebe als Organe verpflanzt. Dazu gehören Augenhornhäute, Herzklappen, Blutgefäße oder Haut. Transplanta-­tionen von Augenhornhäuten sind die häufigste Verpflanzung eines Gewebes. Nötig werden sie, wenn krankheits-, verletzungs- oder altersbedingt Hornhautgewebe zugrunde geht. Bundesweit werden jährlich rund 8.000 bis 10.000 Hornhäute zur Transplantation benötigt. Es stehen aber nur rund 5.000 bis 6.000 Transplantate zur Verfügung.

Eine Schlüsselrolle bei Hornhauttransplantationen für Patienten in Nordbayern hat das Uni-Klinikum Erlangen. Seine Hornhautbank bereitet jährlich mehr als 400 Hornhauttransplantate auf, von denen sich jedoch nach eingehender Untersuchung durchschnittlich nur gut 65 Prozent (ca. 280) für eine Transplantation eignen. Damit können nicht alle Patienten zeitnah versorgt werden. In ungünstigen Fällen müssen Betroffene bis zu einem Jahr auf ein geeignetes Transplantat warten. „Das Universitätsklinikum Erlangen verfügt mit seiner Hornhautbank über ideale Strukturen, um Patienten zu versorgen. Doch wir können nur helfen, wenn mehr Menschen spenden“, sagt der Direktor der Uni-Augenklinik, Prof. Dr. Friedrich E. Kruse.

Zusammenarbeit mit umliegenden Kliniken intensivieren
Künftig will die Uni-Augenklinik noch enger mit den umliegenden Krankenhäusern zusammenarbeiten. „Wir wollen die am Universitätsklinikum entwickelten Spendestrukturen in die Fläche tragen, um mehr Gewebespenden zu ermöglichen“, erläuterte Prof. Kruse. Dabei ist die Hornhautbank auf das Engagement des medizinischen Personals auf den Stationen in den Krankenhäusern angewiesen. Denn dies muss das Gespräch mit Angehörigen von Verstorbenen suchen. Das Einholen der Einwilligung zur Gewebespende ist wie bei der Organspende im Transplantationsgesetz geregelt.

Gewebespenden mehrere Tage nach dem Tod möglich
Viel mehr Menschen könnten am Ende des eigenen Lebens anderen Menschen mit einer Gewebespende helfen. Wie auch bei der Organspende ist der Organspendeausweis das hilfreichste Dokument, um den Willen zur Gewebespende zu zeigen. Einwilligende können sich darauf auch lediglich für bestimmte Organe oder Gewebe entscheiden. Die Gewebespende ist nicht wie die Organspende an den Hirntod gebunden. Gewebe wie Augenhornhäute können sogar noch mehrere Tage nach einem Herz-Kreislauf-Stillstand gespendet werden. Auch das Alter spielt keine Rolle. Eine erfolgte Gewebespende ist äußerlich nicht sichtbar. Ärzte verschließen die Operationsstelle mit gebührender Sorgfalt. Nach einer Augenhornhautspende etwa werden Prothesen eingesetzt. Angehörige können somit in gewünschter Weise von dem Verstorbenen Abschied nehmen.

Hornhauttransplantat (Foto: Uniklinikum Erlangen)

Hornhauttransplantat
Foto: Uniklinikum Erlangen

Bessere Verfahren zur Hornhauttransplantation
An der Universitäts-Augenklinik werden gegenwärtig zwei neuartige Weiterentwicklungen der klassischen Hornhauttransplantation eingeführt. Mit diesen neuen Verfahren der „DSAEK“ und der „tiefen Lamelle“ können die Patienten wesentlich schneller wieder sehen. Eine Kombination beider Methoden erlaubt in naher Zukunft wahrscheinlich, dass mit einer gespendeten Hornhaut zwei Patienten geholfen werden kann, wie Prof. Kruse erläutert. Weitere Informationen: www.kornea-bank.org oder Tel.: 09131/85-34459 (Angelika Händel).

Weitere Informationen für die Medien
Prof. Dr. F. Kruse / PD Dr. Claus Cursiefen
Tel.: 09131/85-34347
augenklinik@uk-erlangen.de
www.augenklinik.uk-erlangen.de

uni | mediendienst | aktuell Nr. 183/2008 vom 06.06.2008

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