Stellungnahme für die Medien


zum „Hilferuf der Lehramtsstudierenden der Universität Erlangen-Nürnberg“

Die Universität Erlangen-Nürnberg nimmt Kritik und Anregungen ihrer Studierenden sehr ernst und bemüht sich, mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln die Studienbedingungen optimal zu gestalten. Schon im Dezember 2007 haben sich der Rektor der Universität, der zuständige Dekan und Prodekan mit den offiziellen Vertretern der Lehrsamtsstudierenden getroffen, um über anstehende Probleme in der Lehrerausbildung zu sprechen. Bei diesem Gespräch haben beide Seiten konkrete Schritte zur Verbesserung der Situation vereinbart und festgehalten. Viele der abgesprochenen Maßnahmen sind seither umgesetzt worden. Vereinbart wurde auch, dass sich die Studierenden bei neuen Problemen oder Verzögerungen unmittelbar mit dem Rektor in Verbindung setzen sollten. Diese Vereinbarung wurde nicht eingehalten, dennoch wiederholt die Hochschulleitung gern ihr Gesprächsangebot.

Der offene Brief der bisher unbekannten studentischen „Initiative Lehrerbildung“ vom 31. Mai 2008 (dem sich viele der gewählten Fachschaftsvertreter nicht angeschlossen haben) an den bayerischen Wissenschaftsminister Dr. Thomas Goppel und eine Vielzahl weiterer Empfänger enthält berechtigte Hinweise auf nach wie vor vorhandene Probleme. Der Brief führt aber auch Einzelpunkte auf, die teilweise auf Irrtümern beruhen bzw. falsch sind oder die grundsätzliche Fragen aufwerfen, die nicht durch die Universität zu lösen sind. Die bereits erzielten Verbesserungen, etwa in den Curricula, werden nicht zur Kenntnis genommen.

Personalsituation
Altersbedingt scheiden derzeit überdurchschnittlich viele Professoren aus - auch in der Lehrerbildung. Die Universität bemüht sich mit allen Kräften, die freien Stellen so rasch wie möglich zu besetzen. In manchen Fächern gibt es aber nur wenige qualifizierte Bewerber, was zu Verzögerungen in der Neubesetzung führt. Immerhin ist es gelungen, vakante Professuren in der Kunsterziehung, in der Arbeitslehre und der Didaktik der Geographie vor kurzem zu besetzen.

Das fehlende Personal (fehlend auch wegen des Mehrbedarfs durch die Umstellung auf Bachelor-Studiengänge) wird mit einer großen Zahl von Lehraufträgen und befristeten Stellen ausgeglichen. Mit Hilfe von Studienbeiträgen konnten die Zahl der Lehraufträge auf weit mehr als 200 pro Semester verdoppelt, 12 volle Stellen geschaffen und mit weiteren Maßnahmen die Qualität der Lehre deutlich gesteigert werden.

Raumsituation
In der ehemaligen Erziehungswissenschaftlichen Fakultät fehlt es besonders an Räumen bestimmter Größe. Aus diesem Grund hat die Universität zusammen mit dem Freistaat Bayern erhebliche Anstrengungen unternommen, um das benachbarte ehemalige Priesterseminar St. Paul noch zum Wintersemester 2008/09 anzumieten und bedarfsgerecht umzubauen. Leider verschiebt sich der Einzugstermin wegen zahlreicher Beteiligter und der sehr komplexen Vertragssituation, die von der Universität nicht zu beeinflussen ist. Immerhin vergrößert sich damit die verfügbare Fläche demnächst um rund 30 Prozent. Die Raumprobleme einzelner Fächer und der Bibliothek werden durch diese Maßnahme in absehbarer Zeit weitgehend beseitigt.

Durch die Umstellung des benachbarten Gymnasiums auf Ganztagsunterricht nutzen viele Schüler die Mensa an der Regensburger Straße. Dadurch kommt es (offensichtlich vor allem in klar abgrenzbaren Spitzenzeiten) zu einem Engpass an Sitzplätzen. Hier bedarf es Abhilfe, um die sich die Universität zusammen mit dem Studentenwerk bemühen wird.

Studienfinanzierung
Alle Lehramtsstudierenden im Bereich Grund- und Hauptschule müssen Basisqualifikationen in den Fächern Kunst, Sport und Musik nachweisen, die jedoch nicht kostenpflichtig sind. Die angesprochene Sportwoche ist als Zulassungsvoraussetzung für das Staatsexamen für Studierende mit dem Drittelfach Sport vorgeschrieben. Sie wird von den Verantwortlichen als ein attraktives Angebot im Sinne einer stärkeren Berufsorientierung mit Partnern aus der Praxis zu Sonderkonditionen angeboten und kostet nur im äußersten Fall 250 Euro. Wahlweise können in der Sportwoche jedoch auch kostenfreie Ausflüge mit Schulklassen in Schullandheime und ähnliche Vorhaben durchgeführt werden.

Übergangsregelungen für die auslaufenden Lehramtsstudiengänge
Studierende, die zurzeit einen Studiengang nach alter Lehramtsprüfungsordnung studieren, haben bis zum Studienjahr 2014/15 Zeit, diesen zu beenden. So lange werden an der Universität Veranstaltungen angeboten, die auch den Kriterien der alten Lehramtsprüfungsordnung entsprechen. So können diese Studierenden auch weiterhin im Ausland studieren bzw. nach Krankheit oder Schwangerschaft das Studium problemlos wieder aufnehmen. Bisher ist kein Fall bekannt, in dem Studierende durch das Verschulden der Universität zu einem längeren Studium gezwungen waren. Die im letzten Semester aufgetretenen Probleme zu großer Nachfrage nach denselben Seminaren wurden durch zusätzliche Lehrveranstaltungen aufgefangen.

Umstellung des Lehramtsstudiums auf die neue Lehramtsprüfungsordnung
Die Modularisierung der Studienangebote ist eine zwingende Vorgabe des bayerischen Wissenschaftsministeriums. Die Universität Erlangen-Nürnberg hat sich entschieden, die Umstellung möglichst früh vorzunehmen, um gut auf den doppelten Abiturjahrgang 2010/2011 vorbereitet zu sein. Bei Planung und Implementation der neuen Prüfungsordnungen hat sich gezeigt, dass eine Reihe von Schwierigkeiten nicht vorhersehbar war und dass Probleme an anderen Stellen als vermutet auftraten. Dies wäre auch bei einer zeitlichen Verschiebung der Umstellung nicht anders gewesen. Bei einer Reform dieses Ausmaßes ist es unvermeidlich, dass in der Anfangszeit Korrekturen, Optimierungen und Anpassungen notwendig sind. Diese hat die Universität in Zusammenarbeit mit der Studierendenvertretung flexibel und umfänglich vorgenommen. Die komplizierte Anpassung der (im Gegensatz zu den Behauptungen der Studierenden) bestehenden Prüfungsordnung wird in der nächsten Senatssitzung am 25.6.08 verabschiedet. (Dass das Kultusministerium hier eingeschaltet werden muss und bei 18 betroffenen Fächern und gleichzeitig 18 betreuenden Fachreferenten eine gewisse Zeit der Genehmigung benötigt, hat nicht die Universität die Verzögerung zu vertreten).

Seit Beginn des letzten Wintersemesters hat die Universität sechs Info-Veranstaltungen zu diesem Thema angeboten. Diese Veranstaltungen wurden, mit Ausnahme der Pflichtveranstaltung, aber lediglich von höchstens 80 (meist 40 oder weniger) der insgesamt ca. 450 betroffenen Studierenden besucht.

Neues Prüfungsverwaltungssystem „Mein Campus“
Das innovative elektronische Prüfungsverwaltungssystem „Mein Campus“ hat zweifellos zahlreiche Kinderkrankheiten und schafft deshalb Probleme, wie das bei der Einführung eines neuen großen Softwarepaketes auch an anderen Stellen nicht anders ist. Es ist aber bisher kein einziger Fall bekannt, in dem jemand deswegen eine Prüfung wiederholen musste oder ein Praktikum nicht angerechnet wurde. Jedem Studierenden, der bisher Schwierigkeiten hatte, konnte geholfen werden. Universität und Rechenzentrum arbeiten weiterhin intensiv an der Beseitigung noch vorhandener Probleme.

Bachelorabschluss im Zuge des Lehramtsstudiums
Die Umstellung des Lehramtsstudiums und die Einführung eines Bachelorabschlusses heißt nicht, dass die Studienzeit verkürzt und die Qualität der Ausbildung verringert werden. Im alten Studiensystem betrug die Mindeststudienzeit sechs Semester, im neuen jetzt sieben bzw. neun für angehende Gymnasiallehrer. Hinzu kommt ein weiteres Semester für das Staatsexamen. Die Absolventen des neu strukturierten Studiums sind also keineswegs schlechter qualifiziert als Studierende im alten System.

Weitere Informationen für die Medien
Rektor
Prof. Dr. Karl-Dieter Grüske
Tel.: 09131/85-26605
rektor@zuv.uni-erlangen.de

uni | mediendienst | aktuell Nr. 180/2008 vom 5.06.2008

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