Studierende unterstützen Maßnahmenpaket


Universität legt Ergebnisse einer Befragung zu Studienbeiträgen vor

Nach knapp einem Jahr Studienbeiträgen an den bayerischen Hochschulen ziehen die Studierenden der Universität Erlangen-Nürnberg eine differenzierte Bilanz. Das hat eine repräsentative Online-Umfrage im Auftrag der Universitätsleitung ergeben, die unter Federführung von Dr. Reinhard Wittenberg vom Lehrstuhl für Soziologie und Empirische Sozialforschung am Fachbereich Wirtschaftswissenschaften durchgeführt wurde. Zwei Drittel der Befragten zeigten sich darin zufrieden bzw. völlig zufrieden mit ihrem Studium an der Universität Erlangen-Nürnberg; und mehr als 70 Prozent sind sehr oder ein bisschen stolz, hier zu studieren. Wenn auch den Studienbeiträgen gegenüber generell weitgehend kritisch eingestellt, unterstützen die Studierenden der Universität den Ergebnissen zufolge zum großen Teil die Maßnahmen, die mit den Studienbeiträgen finanziert werden. Sie geben jedoch an, bisher nur wenig von den Verbesserungen der Studienbedingungen gespürt zu haben. An der universitätsweiten Befragung von Januar bis März 2008, einer der ersten und umfassendsten zur Thematik, haben rund 1.400 Studierende ab dem dritten Fachsemester teilgenommen. Sie wurde aus Studienbeiträgen finanziert.

„In der Studie finden sich eine Vielzahl von ermutigenden, aber auch einige kritische Punkte. Wir nehmen die Ergebnisse sehr ernst“, sagt der Rektor der Universität Erlangen-Nürnberg, Prof. Dr. Karl-Dieter Grüske. „Für uns gibt die Studie zahlreiche wichtige Hinweise auf Möglichkeiten bzw. Notwendigkeiten, die Studienbedingungen an unserer Universität weiter zu bessern. Diese werden wir so schnell wie möglich angehen.“

Große Zustimmung zu beschlossenen Maßnahmen
Auf breite Zustimmung unter den Studierenden stößt die Finanzierung bestimmter zentraler Angebote und Einrichtungen der Universität aus Studienbeiträgen. Große Teile der Befragten unterstützen es, dass die Universitätsbibliothek (98,2 Prozent), das Rechenzentrum (65,4 Prozent), das Sprachenzentrum (60,2 Prozent), das Akademische Auslandsamt (27,6 Prozent) sowie die Allgemeine Studienberatung (26,1 Prozent) weiter aus Studienbeiträgen gefördert werden sollen. Das Gleiche gilt für Maßnahmen in den Fakultäten, wie zusätzliche Tutorien und Übungen, neue Rechner und mehr Stellen für wissenschaftliche und studentische Hilfskräfte. Die Fakultäten bestimmen selbst und gleichberechtigt mit ihren Studierenden, wie die Mittel aus den Studienbeiträgen zur Verbesserung der Lehr- und Lernsituation am besten eingesetzt werden können.

„Uns ist es wichtig, gemeinsam und paritätisch mit den Studierenden darüber zu entscheiden, was mit dem Geld passieren soll und die Studienbeiträge verantwortungsvoll und im Sinne der Studierenden einzusetzen. Das scheint uns bei den genannten Maßnahmen weitgehend gelungen zu sein“, sagt Rektor Grüske. „Viele gute Vorschläge haben die Studierenden direkt in die paritätisch besetzten Gebührengremien der Universität eingebracht und den Entscheidungsprozess zu jeder Zeit konstruktiv begleitet.“

8,5 Millionen Euro für bessere Studienbedingungen
Rund 8,5 Millionen Euro nimmt die Universität Erlangen-Nürnberg in jedem Semester an Studienbeiträgen ein. Das Geld wird vor allem für zusätzliches Personal, mehr Literatur in den Bibliotheken sowie verbesserte Ausstattung von Laboren, Seminarräumen und Hörsälen, für Praktika und Exkursionen verwendet. Die Universität hat im letzten Jahr rund 160 neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eingestellt, die aus Studienbeiträgen bezahlt werden. Knapp einhundert von ihnen arbeiten im wissenschaftlichen Bereich, wo sie für eine deutliche Verbesserung der Studien- und Lehrsituation sorgen. Außerdem konnten allein im Sommersemester 2008 mehr als 450 Lehraufträge vergeben werden. Hinzu kommen rund eintausend studentische Hilfskräfte sowie Tutorinnen und Tutoren. Die Öffnungszeiten der Bibliotheken wurden deutlich ausgeweitet.

„In den einzelnen Fakultäten haben sich seit Einführung der Studienbeiträge die Studienbedingungen deutlich verbessert“, betont Professor Grüske. Laut Umfrage meinen jedoch viele Studierende, davon noch nicht viel gespürt zu haben. Am deutlichsten nehmen sie noch die verbesserte multimediale Ausstattung in den Hörsälen bzw. Seminarräumen und die größere Zahl an Lehrveranstaltungen wahr. „Realität und Wahrnehmung der Studierenden gehen hier offensichtlich weit auseinander“, sagt der Uni-Rektor. „Die Ergebnisse der Umfrage zeigen, dass wir daran arbeiten müssen, die Studierenden noch besser als bisher darüber zu informieren, was mit ihrem Geld geschieht.“ Am wenigsten zufrieden mit ihrer Studiensituation und den Effekten der Studienbeiträge sind vor allem die Studierenden der Lehramtsstudiengänge der früheren Erziehungswissenschaftlichen Fakultät am Nürnberger Standort Regensburger Straße, obwohl dort über einhundert neue Lehrbeauftragte zusätzlich eingestellt worden sind.

Die Studierenden sind an allen Themen rund um die Studienbeiträge wie Verwendungszweck (98,4 Prozent), Einbringung von Vorschlägen (84,9 Prozent), Befreiungsmöglichkeiten (77,5 Prozent), rechtliche Aspekte (59,4 Prozent) und Finanzierungsmöglichkeiten (59,1) sehr interessiert; sie zeigen sich aber zugleich - mit Ausnahme der Befreiungsmöglichkeiten - darüber eher wenig informiert.

Kritische Einstellungen gegenüber Studienbeiträgen
Die Ergebnisse der Studie belegen in weiten Teilen generell die kritische Sicht der Studierenden auf Studienbeiträge. Beispielsweise stellt ein erheblicher Anteil unter ihnen einen Zusammenhang zwischen der Unterfinanzierung der Hochschulen durch den Freistaat und der Einführung von Studienbeiträgen her. Nur sehr wenige Studierende halten es für gerechtfertigt, dass die Universität Erlangen-Nürnberg den gesetzlich möglichen Höchstbeitrages von 500 Euro ausschöpft. Kaum einer von ihnen erwartet, dass die Studienbeiträge wieder gesenkt würden, selbst wenn die Rahmenbedingungen des Studiums sich in Zukunft deutlich verbessert haben sollten. Auch meinen viele Studierende, dass Studienbeiträge die soziale Ungleichheit an der Universität verstärkten.

Fast alle Studierenden fühlen sich nach der Einführung der Studienbeiträge nun als „Kunden“, die meinen, für ihr gutes Geld auch gute Leistungen erwarten zu können. Zugleich lassen ihre Antworten erkennen, dass die Studienbeiträge einen Druck aufbauen, das Studium schneller zu beenden. Aber selbst wenn viele sich vor den finanziellen Belastungen durch die Einführung der Studienbeiträge fürchten, sieht kaum ein Studierender für sich die konkrete Gefahr gegeben, wegen der Erhebung der Studienbeiträge das Studium abbrechen zu müssen.

Die detaillierten Ergebnisse der Studie gibt es im Internet unter:
www.soziologie.wiso.uni-erlangen.de/ss08/studienbeitraege.pdf

Eine Übersicht über die Verwendung der Studienbeiträge an der Universität Erlangen-Nürnberg ist unter www.uni-erlangen.de/studium/studienbeitraege/verwendung.shtml zu finden.

Weitere Informationen für die Medien

Rektor
Prof. Dr. Karl-Dieter Grüske
Tel.: 09131/85-26605
rektor@zuv.uni-erlangen.de

uni | mediendienst | aktuell Nr. 251/2008 vom 25.07.2008

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