Konflikte und Chancen in Stadt und Land


Preise für vier Geographie-Absolventen

Warum dürfen Skater vor dem Germanischen Nationalmuseum ihren Straßensport betreiben? Und wie werden die 74 Türme der Nürnberger Stadtmauer heute genutzt? Derart unterschiedlichen Fragen widmen sich zwei Abschlussarbeiten am Institut für Geographie der Universität Erlangen-Nürnberg. Die Fränkische Geographische Gesellschaft hat dafür ihren diesjährigen Frankenpreis an die Absolventen Thomas Bleisteiner und Fabian Heinz verliehen. Sonderpreise erhielten Bernhard Hölzel für eine Untersuchung über „Felsenkeller im Aischgrund“ und Thomas Härtel für seine Studie „Der Süßkirschenanbau in Oberfranken“.

Zur Lösung von aktuellen raumbezogenen Problemen hat die Geographie mit praxisorientierten Arbeiten bemerkenswert viel beizutragen. Die Fränkische Geographische Gesellschaft (FGG) möchte mit ihrer alljährlichen Preisvergabe diese Tatsache stärker im Bewusstsein der Öffentlichkeit verankern. Der Frankenpreis für die beste studentische Abschlussarbeit ist mit 500 Euro dotiert. Dank großzügiger Spenden der Stadt- und Kreissparkasse Erlangen und des Landkreises Erlangen-Höchstadt konnten diesmal vier Arbeiten ausgezeichnet werden.

Einfluss und Macht auf städtischen Straßen
Eine Aneignung des öffentlichen Raums in der Stadt, wie sie in modernen Ansätzen der Kulturgeographie beschrieben wird, birgt in sich die Tendenz zu Konflikten zwischen verschiedenen Nutzergruppen. Jugendliche Skateboardfahrer etwa sind auf dem Nürnberger Kornmarkt vor der Straße der Menschenrechte von Passanten, der Stadtverwaltung oder der Leitung des Germanischen Nationalmuseums nicht unbedingt gern gesehen. Thomas Bleisteiner verwendet dieses Beispiel, um aufzuzeigen, welche Auseinandersetzungen um Einfluss, Macht und Deutungshoheiten sich hinter der Nutzung des städtischen Raums verbergen.

Stadtmauer

Eine von vielen Möglichkeiten von der
Nürnberger Stadtmauer Gebrauch zu
machen. Foto: Liedel, Nürnberg-Atlas

Einer erstaunlichen Vielfalt unterschiedlichster Funktionen der Nürnberger Stadtmauer ist Fabian Heinz auf die Spur gekommen. Von besonderem geographischem Interesse ist die Arbeit, weil Heinz moderne sozialwissenschaftliche Konzepte berücksichtigt. Erst durch diese konzeptionelle Einbettung der Studie wird deutlich, warum die Nürnberger Stadtmauer hinter andere Sehenswürdigkeiten Nürnbergs zurücktritt, obwohl sie als nahezu vollständig erhaltener Mauerring für deutsche Großstädte einzigartig ist. Die zwei preisgekrönten Abschlussarbeiten wurden unter der Anleitung von Prof. Dr. Fred Krüger angefertigt.

Potential zur Aufwertung der Region
Die Lokale Aktionsgruppe Aischgrund, die Bernhard Hölzel mit einem Sonderpreis würdigte, engagiert sich seit Jahren erfolgreich für eine nachhaltige Regionalentwicklung. In diesem Zusammenhang untersuchte Bernhard Hölzel die große Zahl der Felsenkeller im Aischgrund unter der Fragestellung, ob sie auf umwelt- und sozialverträgliche Weise aufgewertet werden könnten. Thomas Härtel gelang es, die Ursachen für die aktuellen Schwierigkeiten beim Kirschenanbau und bei der Kirschenvermarktung herauszuarbeiten und konkrete und praktisch umsetzbare Vorschläge für die gezielte Aufwertung dieses wichtigen regionalen Potenzials zu entwickeln. Die beiden letzteren Abschlussarbeiten wurden von Prof. Dr. Werner Bätzing betreut.

Weitere Informationen für die Medien:
Prof. Dr. Horst Kopp
Tel.: 09131/85-22012
hkopp@geographie.uni-erlangen.de

uni | mediendienst | aktuell Nr. 235/2008 vom 15.07.2008

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