Bessere Nachsorge für Krebspatienten


Erlanger Kinder- und Jugendklinik weitet Beratungsnetzwerk aus

In einem im deutschsprachigen Raum einmaligen Forschungsprojekt unter der Leitung von PD Dr. Thorsten Langer und Prof. Dr. Jörn-Dirk Beck untersuchen Mediziner der Kinder- und Jugendklinik (Direktor: Prof. Dr. med. Dr. h.c. Wolfgang Rascher) des Universitätsklinikums Erlangen mögliche Spätfolgen nach der Therapie kindlicher Krebserkrankungen. Seit Ende des Jahres wird das Forschungsteam von Studienärztin Dr. Joanna Peeters unterstützt. Die Studienärzte beraten nachsorgende Ärzte und nun auch Betroffene, um bei Spätfolgen wirksam zu helfen.

Das Late Effects Surveillance System (LESS) vernetzt Kliniken und niedergelassene Ärzte in Deutschland, Österreich und der Schweiz und ermöglicht durch diese länderübergreifende Kooperation ein optimales Nachsorgenetzwerk für Krebspatienten im Kinder- und Jugendalter. Jährlich erkranken in Deutschland circa 1.800 Kinder unter 15 Jahren an Krebs. Dank neuster Behandlungskonzepte und Forschungserkenntnisse liegt die Überlebensrate in dieser Gruppe mittlerweile bei über 75 Prozent. Doch nicht selten haben die kleinen Patienten nach der Therapie mit erheblichen Spätfolgen zu kämpfen, wie zum Beispiel Erkrankungen des Herzmuskels (Kardiomyopathien), Nierenfunktionsstörungen, Störungen der Schilddrüsenfunktion und Unfruchtbarkeit (Infertilität).

Um die Nachsorge im Anschluss an eine Krebstherapie zu optimieren und mögliche Risikogruppen zu erkennen, startete 1998 in Deutschland die LESS-Studie der Gesellschaft für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie (GPOH) zur Erfassung und Untersuchung möglicher Spätfolgen. Finanziert ausschließlich durch Drittmittel, unter anderem von der Deutschen Krebshilfe, der Madeleine Schickedanz KinderKrebs-Stiftung, der Elterninitiative „krebskranker Kinder“ e.V., des Vereins „Kaminkehrer helfen krebskranken Kindern“ und der Johannes und Frieda Marohn-Stiftung, baute die Studienzentrale in Erlangen ein vertikales Netzwerk auf, um die Nachsorge kindlicher Krebserkrankungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz zu verbessern. Die Studie umfasst zurzeit die Daten von 3.000 Patienten, die nach seltenen oder unbekannten Spätfolgen untersucht werden. „Ziel der Studie ist es, Risikogruppen zu erkennen und deren Therapie so zu ändern, dass die Nebenwirkungen bei gleich bleibender Heilungsrate soweit reduziert werden wie möglich“, so Privatdozent Dr. Thorsten Langer, Studienleiter der LESS -Studie.

Patienten vollständig heilen
„Bei Nebenwirkungen oder Spätfolgen können sich ehemalige Krebspatienten direkt an uns wenden. Wir helfen dann, die bestmögliche Therapie und Betreuung zu finden, denn wir wollen, dass die Patienten nicht nur zu Überlebenden werden, sondern, dass sie vollständig geheilt sind“, sagten Professor Dr. Jörn-Dirk Beck und Dr. Marios Paulides. In Deutschland leben zurzeit fast 30.000 ehemalige krebskranke Kinder und Jugendliche. Die Zahl der Überlebenden nimmt dank verbesserter Therapiemöglichkeiten um rund 1.400 pro Jahr zu.

Weitere Informationen für die Medien
Privatdozent Dr. Thorsten Langer
Professor Dr. Jörn-Dirk Beck
Dr. Marios Paulides
Joanna Peeters
Tel: 09131/85- 36227
ki-less@uk-erlangen.de

uni | mediendienst | aktuell Nr. 02/2008 vom 9.01.2008

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