Schnelle Diagnose via Datenleitung


1000. Telekonsil des Schlaganfallnetzwerks

Jubiläum beim Schlaganfallnetzwerk: Nur rund elf Monate nach dem Start des Telekonsildienstes im Schlaganfallnetzwerk mit Telemedizin in Nordbayern (STENO) wurde jetzt das 1000. Telekonsil durchgeführt. Ein Schlaganfallnotfall im Kreiskrankenhaus Dinkelsbühl wurde vom diensthabenden Telekonsil-Arzt, PD Dr. René Handschu, aus der Neurologischen Klinik des Universitätsklinikums Erlangen (Direktor: Prof. Dr. Stefan Schwab) untersucht. Außerdem gab der Erlanger Arzt seinen Kollegen vor Ort via Datenleitung Therapieempfehlungen. Im STENO-Netzwerk soll die Versorgung von jährlich rund 4.500 Schlaganfallpatienten im Raum Mittel- und Oberfranken sowie der angrenzenden Oberpfalz optimiert werden.

Beim 1000. STENO-Telekonsil war
Schlaganfallexperte Dr. Handschu
(rechts oben) online mit dem Kreis-
krankenhaus Dinkelsbühl verbunden.
Screenshot: Universitätsklinikum Erlangen

Marianne S. hatte am Morgen für einige Minuten nicht sprechen können. Der herbeigerufene Notarzt brachte die 82-Jährige sofort in das Kreiskrankenhaus Dinkelsbühl. Durch die Kooperation zwischen der dortigen Rettungsleitstelle Ansbach und STENO lagen die wichtigsten Daten bereits beim Eintreffen der Patientin in der Klinik vor. Die CT-Untersuchung konnte so vorab angemeldet werden und sofort beginnen. Gleichzeitig wurde der diensthabende Telekonsil-Arzt, in diesem Fall am Universitätsklinikum Erlangen, informiert. Wenige Minuten später konnte Schlaganfallexperte Dr. Handschu die Patientin in der 150 Kilometer entfernten Klinik in Dinkelsbühl bereits am Monitor sehen und direkt untersuchen. Zum Glück fanden sich nur leichte Restsymptome eines Schlaganfalls. Gemeinsam mit den Kollegen in Dinkelsbühl wurde ein Plan für die Behandlung der Patientin und die weiteren Untersuchungen aufgestellt.

Sechs Patienten pro Tag werden im Netzwerk betreut
Mittlerweile profitieren pro Tag im Durchschnitt sechs Patienten vom Know-how der drei Schlaganfallzentren Universitätsklinikum Erlangen, Klinikum Nürnberg und Krankenhaus Hohe Warte in Bayreuth, die in dem Netzwerk mit insgesamt elf Regionalkliniken verbunden sind. Rund um die Uhr kann sofort eine zweite Arztmeinung eingeholt werden, ohne dass wertvolle Zeit verloren geht. „Der Faktor Zeit entscheidet bei einem Schlaganfall über die möglichen Folgen“, so STENO-Projektleiter PD Dr. René Handschu.

In Dinkelsbühl wird inzwischen fast jeder Patient im Zentrum vorgestellt. „Wir möchten die Sicherheit durch die gemeinsame Patientenuntersuchung nicht mehr missen“, so Chefarzt Dr. Peter Schöniger. Dabei reichen jedoch Telekonsile alleine nicht aus, um die Schlaganfallbehandlung zu verbessern. In Dinkelsbühl wurde eine ganz neue Station mit Überwachungsmöglichkeiten für Schlaganfallpatienten aufgebaut, die direkt der Notaufnahme angegliedert ist. Auch in allen anderen Netzwerk-Kliniken wurden spezielle Schlaganfalleinheiten aufgebaut und interdisziplinäre Behandlungsteams gebildet. Dr. Handschu und sein Erlanger Team sind viel vor Ort unterwegs, um die Kliniken zu unterstützen und ein konsequentes Qualitätsmanagement aufzubauen. In bisher über 800 Unterrichtsstunden wurden die Teams geschult. Fast 20 Behandlungsstandards wurden aufgestellt.

Für die über 70.000 Kilometer, die dabei pro Jahr in ganz Franken auf die Straße gebracht werden, will man nun zwei Dienstfahrzeuge anschaffen. Dabei muss Projektleiter Dr. Handschu auf private Spender und Sponsoren hoffen. Fördermittel stehen dafür nicht zur Verfügung.

Marianne S. blieb jedenfalls ein anstrengender Krankentransport erspart. Sie konnte im Kreiskrankenhaus Dinkelsbühl bleiben und musste nicht verlegt werden. Am Ende des 1000. Telekonsils bedankte sie sich noch „für das nette Gespräch“. „Das ist für uns ein Ansporn für die nächsten 1000 Beratungen“, sagte Dr. Handschu.

Weitere Informationen für die Medien

PD Dr. René Handschu
Tel.: 09131/85-34007
rene.handschu@uk-erlangen.de

uni | mediendienst | aktuell Nr. 374/2008 vom 18.11.2008

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