Logo mit Link zur Eingangsseite

Sie befinden sich im Bereich dreiwöchige expedition in kühle gewässer

Dreiwöchige Expedition in kühle Gewässer

Besuch bei den Nordmeer-Korallen

Nach wie vor lassen Korallen eher an warme, südliche Gewässer denken, doch die Blumentiere sind, wie man heute weiß, nicht unbedingt empfindlich und anspruchsvoll. Weißen Lobelia-Korallen genügt eine Wassertemperatur von fünf bis sechs Grad Celsius, damit sie den Meeresboden als Wohnraum akzeptieren. Vom 12. Juli bis zum 3. August dieses Jahres stattete eine Expedition unter der Leitung von Prof. Dr. André Freiwald vom Erlanger Institut für Paläontologie den nördlichsten Korallenriffen der Welt einen Besuch ab. Die Fahrt bildete den Auftakt eines umfangreichen meereswissenschaftlichen EU-Projekts, das bis 2008 andauern wird.

Die dreiwöchige Erkundungsfahrt entlang des Norwegenschelfs und in die südwestliche Barentssee galt der Erforschung der Biodiversität und des Aufbaus von Riffen am äußersten Rand ihrer geographischen Verbreitung. Von den Lofoten bis in die Nähe des Nordkaps wurden 14 Tauchgänge mit dem bemannten Tauchboot Jago absolviert. In 250 bis 400 Metern Wassertiefe finden sich vor der norwegischen Westküste 10 bis 30 Kilometer lange, ausgedehnte Riffstrukturen, die seit dem Ende der letzten Eiszeit bis zu 25 Meter hohe Kalkwände entstehen ließen. Bevor die Expeditionsmitglieder diese Unterwasser-Landschaften direkt in Augenschein nahmen, wurde der Meeresgrund aus der Distanz abgetastet und anhand von Proben untersucht. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wollten sicher gehen, dass sie bei ihren Tauchgängen keine lebenden Korallensiedlungen beschädigten.

Die Untersuchungen bestätigten, dass riffbildende Korallen bestimmte Strömungsverhältnisse und geologische Bedingungen brauchen, um ihre Kolonien aufzubauen. Steile Hänge und starke Strömung bieten eher Lebenraum für andere Populationen, etwa von Schwämmen und Manteltieren.

Am Trænatjupet, wo Riffkomplexe aus früherenUntersuchungen bekannt waren, fand die Expedition zerfallende Strukturen aus vorwiegend fossilen Korallen, die nur noch von wenigen lebenden Exemplaren gesäumt sind. Höher im Norden dagegen, im Stjernsund, boten mehrere lebende, bis zu drei Meter hohe Lobelia-Riffe faszinierende Ansichten eines bunten und artenreichen Ökosystems.

Starke Einflüsse von Ebbe und Flut ebenso wie teilweise stürmisches Wetter machten die Forschungsarbeiten nicht einfach. Dafür profitierte das Expeditionstesam vom nordischen Sommer: ab dem 66. Längengrad gab es 24 Stunden lang Tageslicht. Für das Kieler Forschungsschiff Poseidon war es bereits die 325. Fahrt. Prof. Freiwald bevorzugt diesen Veteranen, den er von drei anderen Ausfahrten her kennt, für seine weltweiten Forschungen an Kaltwasserriffen: „Trotz ihrer beinahe 30 Jahre Einsatzzeit ist die Poseidon in einem bemerkenswert guten Zustand und gerade für den komplexen Einsatz eines Tauchbootes eine optimale Arbeitsplattform.“

Mit an Bord waren Wissenschaftler des IFM-GEOMAR und des Institute of Marine Research in Bergen (Norwegen). Der Besuch bei den nordischen Korallenriffen war Teil des europäischen Großprojekts HERMES (Hotspot Ecosystem Research on Europe’s Deep-Ocean Margins), das eine ökosystematische Analyse der Kaltwasserkorallenriffe zwischen Nordnorwegen und Marokko beinhaltet. Dazu werden in diesem Jahr weitere internationale Expeditionen stattfinden, getragen von den bedeutendsten Meeresinstitutionen Europas.

Fotos und wöchentliche Berichte von der Ausfahrt sind im Internet unter www.pal.uni-erlangen.de abrufbar. Genauere Informationen zum HERMES-Projekt finden sich unter http://www.uni-erlangen.de/infocenter/presse/pressemitteilungen/forschung_2005/02_05/735tiefsee.shtml.

Weitere Informationen

Tim Beck
Lehrstuhl für Paläontologie Tel.09131/ 85-24756
tim.beck@pal.uni-erlangen.de

 

Mediendienst FAU-Aktuell Nr. 4291 vom 12.08.2005


zentrale universitätsverwaltung, pressestelle --- zuletzt aktualisiert am 12.11.2007

zurück zum Seitenanfang