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Institut für Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik
Demographische Ursachen der Wirtschaftsflaute

Seit 1970 werden in Deutschland nur zwei Drittel der Kinder geboren, die für einen Ersatz der jeweiligen Elterngeneration nötig wären. Soziale Sicherung im gewohnten Umfang wird ab 2020 nicht mehr finanzierbar sein. Der Altenquotient, d.h. das Verhältnis der Erwerbstätigen zu Rentnern, steigt bis 2050 um 100 Prozent, wobei 30 Prozent auf erhöhte Lebenserwartung und 70 Prozent auf kinderlose Rentner zurückgehen. Ob der Kindermangel durch Fortschritte in Wissenschaft und Technik kompensiert werden kann, erläutert Prof. Dr. Hermann Adrian vom Institut für Physik der Johannes Gutenberg-Universität Mainz am Donnerstag, 21. Oktober 2004, 17.00 Uhr, in seinem Vortrag unter dem Titel „Die demographischen Ursachen des wirtschaftlichen Niedergangs Deutschlands“ (Hörsaal H 5, Cauerstr. 7/9, Erlangen).

Prof. Adrian analysiert das bisherige und zukünftige Wirtschaftswachstum mit einem Modell, dessen Eingangsparameter Produktivität, Erwerbspersonenpotential, Altenquotient und Fertilität sind. Das Ergebnis ist ein unabwendbarer Wohlstandsverlust, falls es nicht gelingt, zu bestandserhaltenden Geburtenraten zurückzukehren. Entscheidend sind zahlreiche Rückkopplungsmechanismen, welche die Wirtschaft zusätzlich schwächen.

Die Wirtschaftsleistung ist ein Produkt aus Wissens-, Kapital- und Arbeitseinsatz. Prinzipiell könnte deshalb ein Verlust von Arbeitskräften durch erhöhten Kapitaleinsatz und überdurchschnittlichen Wissenszugewinn kompensiert werden. In der Realität erscheint dies jedoch nicht möglich, da Kapital vorzugsweise in expandierende Volkswirtschaften investiert wird und die öffentlichen Haushalte durch Einnahmerückgänge bei gleichzeitig ausufernden Sozialkosten und Zinslasten stranguliert werden.

Während Deutschland, Japan, Italien, Spanien und seit 1990 auch die osteuropäischen Länder viel zu niedrige Geburtenzahlen haben, werden in USA, Großbritannien und Frankreich genügend Kinder geboren. In diesen Ländern wird in den nächsten 30 Jahren die Wirtschaft wesentlich schneller wachsen. Deutschland dagegen wird aus der ersten Liga absteigen in die zweite oder dritte - so die These von Prof. Adrian.

Die Politik ignoriert bisher das Ausmaß der wirtschaftlichen Konsequenzen unseres Kindermangels. Sie wird darin von zahlreichen Wirtschaftswissenschaftlern unterstützt, die einen Wohlstandsverlust auf Grund des „demographischen Wandels“ noch immer verneinen, obwohl dieser schon begonnen hat.

Weitere Informationen

Prof. em. Dr.-Ing. habil. Hans H. Brand
Lehrstuhl für Hochfrequenztechnik
Tel.: 09131/ 85 -27219

 

Mediendienst FAU-Aktuell Nr.3839 vom 14.10.2004

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