Neurologische
Universitätsklinik
„Wahrnehmen und Bewegen“ - 10. Jahrestagung
der Viktor-von-Weizsäcker-Gesellschaft
Am Freitag, 1. Oktober, und Samstag, 2. Oktober 2004, findet in
der Neurologischen Universitätsklinik (Klinikdirektor: Prof.
Dr. Bernhard Neundörfer) die 10. Jahrestagung der Viktor-von-Weizsäcker-Gesellschaft
unter dem Thema „Wahrnehmen und Bewegen“ in Erlangen
statt. Viktor von Weizsäcker kann als ein Begründer der
psychosomatischen Medizin in Deutschland angesehen und sein ganzheitlicher
Zugang zur Medizin als anthropologische Medizin bezeichnet werden.
Die Gesellschaft hat sich zur Aufgabe gemacht, das Lebenswerk des
hervorragenden Arztes und Forschers weiter zu verbreiten. Das Vortragsspektrum
der Jahrestagung reicht über Schwindelerfahrungen in der Literatur
und Schwindel als Ausdruck seelischer Krisen bis zu den Ergebnissen
moderner Hirnforschung am Menschen sowie moderner neurobiologischer
Forschung zu den erstaunlichen sensomotorischen und Gedächtnisleistungen
der Honigbiene.
Weitere Vorträge
befassen sich mit dem Schwindel aus wissenschaftshistorischer Sicht
und dem Thema „Handlungswahrnehmung und Handlungsausführung-
vom frontalen Augenfeld zu den Spiegelneuronen“. Parallel
zum Programm sollen in drei Symposien Einzelfragen des weit gespannten
Themas diskutiert werden. Die Symposien befassen sich mit „Viktor
von Weizsäckers Gestaltkreis-Klinik“, „Wahrnehmen
und Bewegen in der Funktionellen Entspannung“, „Bewegungsstörung
und gestörte Wahrnehmung“.
Im Zentrum des
Werkes von Viktor von Weizsäcker steht die 1940 erschienene
Schrift „Der Gestaltkreis - Theorie der Einheit von Wahrnehmen
und Bewegen“. Ausgehend von den damals neuen sinnesphysiologischen
und neurophysiologischen Prämissen auf der Basis der Schwindelexperimente
seines Mitarbeiters Paul Vogel stellt sie den Versuch eines Paradigmenwechsels
dar. Anstelle des einfachen neuronalen Reiz-Reaktions-Musters und
der Wirksamkeit primärer Elementarfunktionen wird der komplexe
„biologische Akt“ in den Mittelpunkt gerückt. Hierbei
wird deutlich, dass Wahrnehmen und Bewegen stets untrennbar verschränkt
sind. Nur in dieser Verschränkung und Einheit können sie
biologisch sinnvoll.
Ob die von Weizsäcker
festgestellte gegenseitige Vertretbarkeit von sensorischen und motorischen
Leistungen aufrecht erhalten werden und in welchem Maße seine
Lehre auch heute noch fruchtbar sein kann für die moderne Neuro-
und Psychophysiologie und die ärztliche Erkenntnislehre, soll
bei der Jahrestagung diskutiert werden. Prof. Dr. Bernhard Neundörfer
sagte vor der Veranstaltung: „Das Thema birgt hochaktuelle
Brisanz vor dem Hintergrund der derzeitigen öffentlichen Debatte
der Neurobiologen und Hirnforscher einerseits und der Philosophen
andererseits über die Frage der Freiheit oder Determiniertheit
menschlichen Handelns.“ Das Konzept des „biologischen
Aktes“ könne hierbei hilfreich werden. ´
Tagungsprogramm
Weitere Informationen
Prof. Dr. Bernhard
Neundörfer
Direktor der Neurologischen Universitätsklinik
Tel.: 09131 / 85-34563 |