Beiträge
zur Ringvorlesung „Kultbücher“ zum Nachlesen
Der Kult ums Buch in Buchform
Der Abschied vom Buch wurde in den letzten Jahren mehrfach prophezeit.
Gleichwohl wird auch in den Zeiten der Internetkommunikation bestimmten
Büchern Kultstatus zugeschrieben. Dies ist nicht nur dem populären
Sprachgebrauch zuzuschreiben. Diese Bücher treffen ganz offensichtlich
bei verschiedenen Leserschichten den Nerv ihrer Zeit. Aktuelle Beispiele
hierfür sind die andauernde „Harry-Potter“-Manie
oder die Aufsehen erregenden, weil tabubrechenden Titel „Trainspotting“
oder „Elementarteilchen“. Mit Büchern zwischen
Kult und Kommerz sowie den Voraussetzungen für „Kultbücher“
beschäftigten sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler
der Universität Erlangen-Nürnberg im Wintersemester 2002/03
in einer interdisziplinären Ringvorlesung. 14 Beiträge
liegen nun in einem Sammelband vor.
Die Beiträge
der Referenten aus Anglistik, Amerikanistik, Germanistik, Orientalistik,
Romanistik, Slavistik und Theologie versuchen anhand exemplarischer
Lektüren die Bedingungsfaktoren eines Kultbuches zu vermessen.
Produktions- und rezeptionsästhetische Faktoren werden dabei
ebenso untersucht wie soziale, ökonomische oder politische
Faktoren. Die Bandbreite der Texte reicht von der Bibel bis zu „Tausendundeine
Nacht“, von Rilkes „Cornet“ über Plenzdorfs
„Neue Leiden des jungen W.“ bis zu Houellebecqs „Elementarteilchen“.
Und auch der schmale Grat vom Kultbuch zum Bestseller wird anhand
der bislang erschienenen „Harry Potter“-Bände vermessen.
Jenseits einer allgemein gültigen Definition lassen sich -
darin sind sich die Autoren einig - durchaus Konstituenten für
Kultbücher finden. So entscheidet sich der Kult erst in der
Retrospektive, wenn sich auf Grund des identitätsstiftenden
Potentials der Texte „interpretive communities“ (Stanley
Fish) herausbilden konnten. Kultbücher können dabei durchaus
Elemente des Subversiven aufweisen und zum Sprachrohr einer Gegenkultur
werden. Die (zunächst) polarisierende Wirkung muss dabei dem
ökonomischen Erfolg nicht entgegenstehen, wie beispielsweise
Irvine Welshs „Trainspotting“ belegt.
Der von Rudolf
Freiburg, Markus May und Roland Spiller in Zusammenarbeit mit Katharina
Lempe herausgegebene Sammelband „Kultbücher“ ist
im Würzburger Verlag Königshausen und Neumann erschienen
und kostet 34,80 Euro.
Weitere Informationen
Prof. Dr. Rudolf
Freiburg
Institut für Anglistik
Tel.: 09131/85 -22434
rffreibu@phil.uni-erlangen.de
Dr. Markus May
Institut für Germanistik
Tel.: 09131/85 -29233
mmay@phil.uni-erlangen.de |