Automatisierte
Telenarkose zwischen Erlangen und München
Weltweit erste Fern-Narkose
Wissenschaftlern der Kliniken für Anästhesiologie der
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (Direktor:
Prof. Dr. Jürgen Schüttler) und der Technischen Universität
München (Direktor: Prof. Dr. Eberhard Kochs) ist es weltweit
erstmals gelungen, über eine große räumliche Distanz
eine automatisierte Narkose für einen chirurgischen Eingriff
zu kontrollieren und aufrechtzuerhalten.
Durchgeführt
wurde die Narkose für einen großen Baucheingriff im Klinikum
rechts der Isar. Dort wurden die Hirnströme des 47-jährigen
Patienten abgeleitet und zeitgleich über das Deutsche Forschungsnetz
(Gigabit-Netz) in einen Computer der Klinik für Anästhesiologie
der Universität Erlangen-Nürnberg eingespeist. Hier wurde
das EEG automatisch ausgewertet und anhand eines speziellen in der
Klinik für Anästhesiologie der Universität Erlangen-Nürnberg
entwickelten Verfahrens der akute Narkosemittelbedarf fortlaufend
berechnet und Dosierungsanweisungen für die Narkosemittelpumpe
im Klinikum rechts der Isar erstellt. Die Ansteuerung der Pumpe
erfolgte automatisch über die bestehende digitale Verbindung.
Der Zeitverzug durch die Übertragung, Auswertung des EEG und
Ansteuerung der Infusionspumpe in München liegt im Millisekunden-Bereich
und ist für die klinische Anwendung zu vernachlässigen.
Die Sicherheit der Narkose wurde vor Ort durch einen Anästhesisten
fortlaufend überwacht. Er hatte jederzeit die Möglichkeit
in die Narkosesteuerung einzugreifen. Dieses war jedoch zu keinem
Zeitpunkt notwendig. Für einen außenstehenden Beobachter
war die Durchführung der Anästhesie nicht von einer „normalen“
Narkose zu unterscheiden.
Dieser Test
wurde durchgeführt, um die prinzipielle Machbarkeit derartiger
hochkomplexer medizinischer Steuerungsvorgänge inklusive der
für medizinische Anwendungen notwendigen Datensicherheit über
weite Entfernungen zu überprüfen und zu demonstrieren.
Eine routinemäßige klinische Anwendung ist hiermit nicht
geplant. Der erfolgreiche Test belegt jedoch die jederzeit mögliche
Einholung von Expertenwissen - on-line - auch für derartige
dynamische Prozesse, wie sie eine Narkose darstellt. Im weitesten
Sinne könnte das System dazu dienen, eine Qualitätssicherung
für derartige Anwendungen durchzuführen.
Einen Schritt
näher gekommen sind die Wissenschaftler hiermit perspektivisch
möglichen Therapieanwendungen bei Raumschiffbesatzungen oder
für Notfallbehandlungen auf hoher See, wozu natürlich
noch viele weitere Tests durchgeführt und technische Voraussetzungen
geschaffen werden müssten.
Weitere Informationen
Prof. Dr. Jürgen Schüttler
09131/85 -33676, -33677
juergen.schuettler@kfa.imed.uni-erlangen.de
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