Wirtschafts-
und Sozialwissenschaftliche Fakultät
Ludwig-Erhard-Preis an Nürnberger Volkswirt
Dr. Roland Deinzer ist mit dem diesjährigen Fürther Ludwig-Erhard-Preis
ausgezeichnet worden. Der Volkswirt tritt in seiner Doktorarbeit
für die Einführung einer europaweiten Arbeitslosenversicherung
ein. Die Verleihung der mit 4.000 Euro dotierten Auszeichnung fand
Mitte Mai in Fürth statt. Der Preis wird vom 2002 gegründeten
„Ludwig-Erhard-Initiativkreis Fürth e.V.” ausgelobt
und will Wissenschaftler fördern, die in ihrer Arbeit verstärkt
Faktoren wie Innovation, wirtschaftlichen Nutzen und Auswirkungen
auf die Menschen berücksichtigen.
Dr. Deinzer
war für seine Dissertation mit dem Titel „Die Konvergenzwirkungen
einer europäischen Arbeitslosenversicherung in der Europäischen
Union“ im November 2003 bereits mit dem WiSo-Promotionspreis
der Weißenburger Hermann-Gutmann-Stiftung ausgezeichnet worden.
Darin macht er einen fundierten Vorschlag für eine europäische
(Grund-) Arbeitslosenversicherung als ein Teil einer Europäischen
Sozialunion, die nicht ideologisch motiviert, sondern wirtschaftlich
begründet und notwendig ist. Unter dem Eindruck der Debatten
um die Aufweichung des Stabilitäts- und Wachstumspaktes und
der übermäßigen Staatsverschuldung in mehreren EU-Staaten
beschäftigt sich die Dissertation mit einer ganz aktuellen
Fragestellung: Kann die Wirtschafts- und Währungsunion ohne
zusätzliche Elemente einer Sozialunion langfristig überleben.
Die von Prof.
Dr. Wolfgang Harbrecht (Lehrstuhl für Volkswirtschaftslehre,
insb. internationale Wirtschaftsbeziehungen) und Prof. Dr. Karl
Albrecht Schachtschneider (Lehrstuhl für öffentliches
Recht) betreute Dissertation untersucht empirisch die Stabilisierungs-
und Umverteilungswirkungen des bundesdeutschen Systems der Arbeitslosenversicherung.
So zählt Deutschland im europäischen Vergleich zu den
Ländern mit den meisten Arbeitslosen. Die Ballung von Arbeitslosigkeit
bleibt auf Grund der mangelnden Flexibilität des europäischen
politischen Systems sowie der relativen Immobilität der EU-Bürger
stets weiter bestehen. Die daraus resultierenden Probleme sind weitgehend
von den Ballungsräumen selbst zu lösen.
2003 zahlten
bayerische Arbeitnehmer 3,2 Milliarden Euro mehr an Beiträgen
in die bundesweite Arbeitslosenversicherung ein, als bayerische
Arbeitslose wieder herausbekamen. Das Geld sei hauptsächlich
in den deutschen Osten geflossen, wo die Arbeitslosenquote signifikant
höher liegt. Dieses Solidarprinzip entspricht zwar genau der
sozialen Marktwirtschaft, funktioniert aber nur dann, wenn es den
Beitragszahlern selbst gut geht. Deinzer empfiehlt die Ausweitung
des Solidarprinzips auf alle EU-Länder durch die Schaffung
einer gemeinsamen europäischen Arbeitslosenversicherung.
Deutschland,
so prognostiziert Dr. Deinzer, würde dann erstmals auch selbst
Unterstützungsgelder empfangen. Zusätzlich würde
der wirtschaftliche Aufschwung in den besser gestellten Nationen
durch die höheren Abgaben leicht gebremst, was eine Stabilisierung
der europäischen Gemeinschaftswährung zur Folge hätte.
Weitere Informationen
Dr. Roland Deinzer
Institut für Volkswirtschaftslehre
Tel.: 0911/ 5302 -319
roland.deinzer@wiso.uni-erlangen.de
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