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Strahlenklinik
Deutscher Krebspreis für Prof. Dr. Rolf Sauer
Beim 26. Deutschen Krebskongress in Berlin wurde jetzt Prof. Dr.
Rolf Sauer, Direktor der Strahlenklinik am Universitätsklinikum
Erlangen, mit dem Deutschen Krebspreis 2004 ausgezeichnet. Prof.
Sauer ist der erste Strahlenmediziner, der diese für einen
klinischen Krebsforscher höchste Auszeichnung der deutschen
Onkologie erhielt.
Die bekannte
Fernsehmoderatorin, Ärztin und Vorsitzende der Deutschen Schmerzliga,
Dr. Marianne Koch, hob in ihrer Laudatio drei Bereiche hervor, in
denen Prof. Sauer wegweisend gearbeitet habe. Mit seinen Studien
zum Brustkrebs der Frau habe der Erlanger Strahlenmediziner die
brusterhaltende Behandlung so propagiert, dass sie heute zur Standardbehandlung
gehöre. Demgegenüber wurden in den 80er und 90er Jahren
in vielen Kliniken selbst bei kleinen Formen des Brustkrebses Radikaloperationen
durchgeführt. Gegen den Widerstand vieler Operateure hatte
Prof. Sauer argumentiert, das Schicksal einer Frau mit Brustkrebs
hinge nicht vom Ausmaß der Primäroperation ab - sofern
nach der Operation die Brust bestrahlt würde. Entscheidend
sei, ob zum Zeitpunkt der Operation bereits Metastasen über
die Blutbahn im Körper vorliegen. Inzwischen werden in Deutschland
etwa 70% der Brustkrebs-Patientinnen brusterhaltend behandelt.
Ebenfalls habe
sich Prof. Sauer maßgeblich um die Entwicklung eines multimodalen
Therapiekonzepts für das Harnblasenkarzinom verdient gemacht.
In Zusammenarbeit zwischen der Urologischen Klinik (Klinikdirektor
Prof. Dr. Karl Michael Schrott) und der Strahlenklinik am Universitätsklinikum
Erlangen wurde ein sehr differenzierter Behandlungsalgorithmus entwickelt,
dessen Ziel der Organ- und Funktionserhalt der eigenen Harnblase
ist. Weltweit wird bei solchen Karzinomen, die nicht mehr oberflächlich
wachsen, die Harnblase radikal entfernt (Zystektomie). In Erlangen
kommt die Zystektomie erst dann in Betracht, wenn alle Möglichkeiten
des Organerhalts mit Tumorabtragung und nachfolgender Kombinations-Radiochemotherapie
ausgeschöpft sind. So kann in 80% der Fälle die Harnblase
erhalten werden. Mit der Eröffnung des modernen Zentrums für
regionale Tiefenhyperthermie der Erlanger Strahlenklinik Ende Februar
diesen Jahres will Prof. Sauer die Erfolgszahlen des Blasenerhalts
bei Krebs weiter verbessern.
Als dritter
Bereich wurde der erfolgreiche Abschluss der nationalen Studie zur
Begleitbehandlung von Operationen bei Enddarmkrebs gewürdigt.
Chirurgen, Strahlenärzte und Internisten hatten hier unter
der Erlanger Studienleitung zusammengearbeitet. Es ging um die Frage,
ob Patienten mit einem Enddarmtumor erfolgreicher vor einer Tumoroperation
mit einer Kombination aus Strahlentherapie und Chemotherapie behandelt
werden sollten, als - wie bisher üblich - nach der Tumoroperation.
Das Behandlungsprotokoll, das weltweit als einziges mit dieser Fragestellung
abgeschlossen werden konnte, zeigte: Die kombinierte Radiochemotherapie
vor der Tumoroperation hat weniger Nebenwirkungen. Sie erleichtert
die Operation, so dass mehr Karzinome - ohne dass Krebszellen im
Wundbereich verbleiben - entfernt werden können. Mit der neuen
Behandlungsmethode hat sich die Zahl der Patienten mit tiefsitzendem
Enddarmtumor, bei denen der Schließmuskel erhalten werden
konnte, verdoppelt. Zusätzlich hat sich die Zahl der Patienten,
die einen Tumorrückfall im Operationsbereich erleiden, halbiert.
Hintergrund ist, dass Bestrahlung und Chemotherapie vor einer Operation
über intakte Blutgefäße im und um den Tumor herum
effektiver wirken können.
Weitere Informationen
Prof. Dr. Rolf
Sauer
Tel: 09131/85 -33405
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