Klinik
für Psychiatrie und Psychotherapie
Vorträge
und Ausstellung zu Alzheimer und Kunst
Wie erlebt ein Alzheimer-Patient seine Umwelt? Der Mediendesigner
und Künstler Carolus
Horn (1921-1992) konnte die Veränderung in seiner Wahrnehmung
mit Worten nicht mehr beschreiben, aber er konnte sie malen. Seine
Bilder werden jetzt in der Ausstellung "Alzheimer und Kunst"
in der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie
(Kopfklinikum, Schwabachanlage 6) gezeigt. Bei der Ausstellungseröffnung
am Mittwoch, 21. Mai 2003, um 18.00 Uhr geht es in Kurzvorträgen
nicht nur um Horns Bilder im Spiegel seiner Krankheit, sondern auch
um die sozialen Konsequenzen der Alzheimer Demenz sowie diagnostische
und therapeutische Möglichkeiten. Für den musikalischen
Rahmen sorgt das Klarinettenquartett "Clarinettissimo"
mit Werken von Bach bis Gershwin. Der Eintritt ist frei.
Die Ausstellung umfasst
Bilder von Carolus Horn aus den 40er bis zu den 90er Jahren. Sie
zeigen die außerordentliche Begabung des gebürtigen Wiesbadeners,
die ihn in den 50er Jahren zum erfolgreichsten Werbegrafiker seiner
Zeit machte. Bis in die 80er Jahre entwickelte Horn bei der Werbeagentur
McCann berühmte Werbekampagnen mit Slogans wie "Nur Fliegen
ist schöner." "Es gibt viel zu tun. Packen wir es
an." oder "Alle reden vom Wetter. Wir nicht." Bereits
in seinen letzten Berufs-jahren erkrankte Horn an "Alzheimer".
Die Krankheit begann bei ihm schleichend und zeigte einen typischen
Verlauf. Am Anfang - lange bevor die Umwelt Änderungen wahrnahm
- spürte Horn, dass seine Gedächtnisleistungen nachlassen.
In seinen Bildern aus den Jahren 1980/1981 wird diese depressive
Phase in dunklen Farben sichtbar. Eine bleierne Schwere liegt über
den Motiven. Erst vier Jahre später vermutet sein Hausarzt
"Alzheimer". Zu diesem Zeitpunkt waren die Gedächtnisstörungen
auch für sein Umfeld bemerkbar. Mitte der 80er Jahre traten
erste Orientierungsstörungen auf. Horns Bilder verlieren ihre
Räumlichkeit und richtige Perspektive. Die Kunst wirkt "naiv".
Ende der 80er Jahre erkannte Carolus Horn seine Angehörigen
nicht mehr. Die Gesichter in seinen Bildern sind jetzt eintönig.
Die Unterscheidungsmerkmale der Personen verflachen. Ab 1988 malte
Horn Wolken wie Spiegeleier. Seine Bilder wirken kindlich. 1990
trat völlige Orientierungslosigkeit ein. Trotzdem malte er
bis kurz vor seinem Tod am 29. Dezember 1992 weiter. Seine letzten
Zeichnungen sind undifferenzierte Bleistiftstriche.
Während
seiner Krankheit wurde Horn von seiner Ehefrau Thilde begleitet.
Sie stellte nach seinem Tod viele Bilder zu der Ausstellung "Alzheimer
und Kunst" zusammen, die vom 21. Mai bis 30. Juni nun im Erdgeschoss
der Psychiatrie zu sehen ist. Bei dieser Ausstellung handelt es
sich um das einzigartige Zeugnis eines Demenzkranken. Was den Erkrankten
mit Worten nicht mehr möglich ist, gelang Carolus Horn in seinen
Bildern. Sie ermöglichen dem Betrachter, sich in die Gefühlswelt
und Sichtweise eines Demenzkranken hineinzufühlen und die Krankheit
besser zu verstehen. Mit der Ausstellung "Alzheimer und Kunst"
will die Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie
die Demenzerkrankungen ins Licht der Öffentlichkeit rücken.
Bevor es zu einer klar erkennbaren Demenz kommt, haben die hierzu
führenden Vorgänge im Gehirn zum Teil schon Jahrzehnte
stattgefunden. Insbesondere Merkfähigkeits- und Gedächtnisstörungen
können als Vorboten der drohenden Demenz diagnostisch genutzt
werden. Eine frühzeitige Therapie kann den Krankheitsverlauf
verlangsamen. Weitere Infos erteilt die Gedächtnisambulanz
der Klinik unter Tel.: 09131-85-34597.
Weitere Informationen
Dr. Ariane Peine
Klinik für
Psychiatrie und Psychotherapie
Tel.:
09131/85-34147
ariane.peine@psych.imed.uni-erlangen.de
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