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epilepsie sicher diagnostizieren und operieren
 

MEG-Konferenz in Neurologischer Klinik
Epilepsie sicher diagnostizieren und operieren

Vom 02. bis 03. Mai 2003 findet am Universitätsklinikum Erlangen die "Internationale Konsensuskonferenz zur Rolle der Magnetenzephalographie (MEG) bei Epilepsie und präoperativer Diagnostik" statt. Wissenschaftler aus Europa, Asien, Nord- und Südamerika diskutieren neueste Forschungsergebnisse im Hinblick auf eine präzisere und besonders patientenschonende Lokalisationsdiagnostik im Gehirn. Dies schafft u.a. die Grundlage für eine sichere Operation von bestimmten Epilepsie-Formen. Veranstaltungsort ist die Neurologische Klinik, Schwabachanlage 6, Erlangen.

In Deutschland gibt es zwischen 600.000 und 800.000 Epilepsie-Kranke. Je nach Erscheinungsform und Ursache handelt es sich dabei um sehr unterschiedliche Ausprägungen der Erkrankung. Überwiegend ist Epilepsie medikamentös gut behandelbar. Rund 20 % der Patienten kann unter Umständen eine Operation helfen. Die Möglichkeiten zur gezielten Epilepsiediagnostik und -chirurgie wurden in den vergangenen Jahren im Erlanger "Zentrum Epilepsie Erlangen" (ZEE) erforscht und mitentwickelt. In dem Zentrum der höchsten Leistungsstufe arbeiten die Neurologische Klinik und die Neurochirurgische Klinik am Universitätsklinikum Erlangen interdisziplinär zusammen. Im ZEE wurden bislang rund 400 Epilepsie-Patienten erfolgreich operiert, nachdem der Epilepsie auslösende Gehirnabschnitt u.a. mit MEG eindeutig bestimmt werden konnte. Voraussetzung war, dass der operierte Gehirnabschnitt nicht mit funktionell wichtigen Hirnregionen überlappte. "Diese Patienten, die aus ganz Deutschland und dem benachbarten Ausland nach Erlangen kamen, galten als schwer behandelbare Fälle", sagte ZEE-Leiter Prof. Dr. Hermann Stefan vor der Konferenz in Erlangen. Oftmals seien diese Patienten vorher schematisch mit Medikamenten oder wenig patientenschonenden Operationen erfolglos behandelt worden. Auf der Konferenz unter der wissenschaftlichen Leitung von Professors Stefan wird neben den Ergebnissen des ZEE u.a. erstmals über die Bedeutung einer neuen Vielfachkanaltechnologie und eines MEG-Ganzkopf-Systems zur Gehirndiagnostik diskutiert. Anschließend soll eine internationale Kommission weltweit gültige Richtlinien für den medizinischen Einsatz erarbeiten.

Die u.a. im Zentrum Epilepsie Erlangen angewendete Magnetenzephalographie (MEG) dient der ambulanten, kontaktlosen Aufzeichnung von Hirnaktivitäten. "Dieses Verfahren ist im Unterschied zur alten Methode, nach der Elektroden bei einer Operation in das geöffnete Gehirn gesteckt werden mussten, sehr patientenfreundlich", sagte Prof. Stefan. Anstelle der Elektroden erfassen Sensoren Magnetfeldänderungen im Gehirn, die durch Stromschwankungen in Nervenzellen (Neuronen-Verbänden) ausgelöst werden. Die Signale werden anschließend digitalisiert und computergestützt ausgewertet. Dadurch kann festgestellt werden, in welchem Gehirnteil bestimmte Erregungsmuster ablaufen, die epileptische Anfälle auslösen, und wo z.B. das Sprach-, Seh-, Bewegungs- oder Erinnerungszentrum liegt. Auf Grundlage der Diagnostikergebnisse können medikamentöse Therapien optimiert oder chirurgische Eingriffe vorbereitet werden.

Das Zentrum epileptischer Aktivität im Gehirn und seine räumliche Beziehung zur funktionell wichtigen Hirnregion kann mit dreidimensionalen bildgebenden Verfahren während einer Operation für den Chirurgen sichtbar gemacht werden. "Dies ermöglicht eine substanz- und funktionsschonende, sichere Operation von bestimmten Epilepsie-Formen", so Prof. Stefan. Bei der Entwicklung der bildgebenden Epilepsie-Diagnostik und -chirurgie arbeiten Neurophysiologen, Neuropsychologen, Neurologen, Neurochirurgen sowie Physiker und Medizininformatiker fachübergreifend zusammen.

Weitere Informationen:

Prof. Dr. Hermann Stefan

Tel.: 09131 / 85-34541 85-39116
hermann.stefan@ neuro.imed.uni-erlangen.de


 

 

Mediendienst FAU-Aktuell Nr.3150 vom 29.04.2003

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