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Koreanisches
Fernsehteam besucht die Universitätsbibliothek
Fernöstliches Interesse an Gutenbergs Werken
Jeong-Ha Hwang, Kurator des koreanischen Museums für Frühe
Druckkunst in Cheongju (Provinz Chungbuk), kommte am Freitag, 4.
April 2003, in Begleitung eines koreanischen Fernsehteams zu Besuch
an die Universitätsbibliothek Erlangen-Nürnberg. Das Museum
erstellt in Kooperation mit dem südkoreanischen privaten Fernsehsender
MBC einen Film mit dem Arbeitstitel "Auf der Suche nach dem
Metalldruck Gutenbergs, der die Welt verändert hat" und
wird dafür ab 9.00 Uhr frühe Druckwerke aus den reichen
Schätze der Erlanger Bibliothek ablichten. Der Dokumentarfilm,
der Ende des Jahres im koreanischen Fernsehen gesendet werden soll,
zeigt die Entwicklung der Papierherstellung und der Drucktechniken
in Westeuropa und Ostasien im Zeitalter Gutenbergs.
Einzeln geschnittene
Lettern aus Metall wurden in Korea bereits um 1232 entwickelt. Gutenberg,
der von 1400 bis circa 1468 lebte, hat im Abendland den Buchdruck
mit beweglichen Lettern und den Schriftguß eingeführt;
der Druck der 42zeiligen lateinischen Bibel (B42) entstand von 1452
bis 1455 in Mainz. Frühdrucke aus der Zeit vom Beginn der Druckkunst
bis Ende 1500 bezeichnet man als Inkunabeln. Der Kaufmann Johannes
Fust und der Geselle Gutenbergs Peter Schöffer haben 1455 Gutenbergs
Werkstatt in Mainz übernommen. Die Offizin unter dem Namen
"Fust und Schöffer" entwickelte sich zu einem florierenden
Unternehmen.
Zu den wichtigen
Frühdruckorten gehört Nürnberg. Einer der bedeutendsten
Buchdrucker, Buchhändler und Verleger seiner Zeit war der in
Nürnberg ansässige Anton Koberger (gest. 1513). Er druckte
mehr als 200 Bücher, darunter 1493 die "Weltchronik"
des Arztes Hartmann Schedel, das mit 1809 Holzschnitten am reichsten
ausgestattete Buch des 15. Jahrhunderts. In der "Schedelschen
Weltchronik" ist auch eine Holzschnitt-Darstellung der Stadt
Nürnberg abgebildet, vor deren Toren die Gleismühle, die
erste Papiermanufaktur Deutschlands. die 1392 vom Nürnberger
Patrizier Ulman Stromer gegründet wurde, zu erkennen ist.
Die Universitätsbibliothek
Erlangen-Nürnberg besitzt mit etwa 2.000 Inkunabeln einer der
größeren Sammlungen in Deutschland. Darunter finden sich
284 Drucke aus Nürnberger Offizinen und davon stammen allein
180 aus dem Hause Koberger. Besonders beachtlich sind herausragende
Einzelwerke wie etwa die Schedelsche "Weltchronik", von
der allein sieben Exemplare verwahrt werden, Kalenderdrucke von
Regiomontan, Missalien für fränkische und andere Diözesen,
die deutsche Bibel von Johann Mentelin in Straßburg und als
wertvollster Frühdruck die in Bamberg unter wesentlichem Einfluß
Gutenbergs hergestellte 36zeilige Bibel, von der weltweit nur ein
Dutzend Stücke bekannt sind.
Daher kommt
der Erlanger Sammlung ein besonderer Rang zu und obwohl es noch
keinen modernen Inkunabelkatalog gibt, finden ihre Bestände
immer wieder die Aufmerksamkeit der buchgeschichtlichen Forschung.
Das gilt nicht nur für die Drucke im engeren Sinne, sondern
auch für die Einbände, von denen in Erlangen eine historisch
bedeutsame Kollektion verwahrt wird. Darunter sind auch Stücke
des Nürnberger Meisters Konrad Forster (1431-1459), dessen
Technik, die Ledereinbände mit Texten zu versehen, die er mit
Lettern aus Metall einpresste, von manchen Buchhistorikern als Vorstufe
zu Gutenbergs Drucktechnik angesehen wird.
Weitere Informationen
Ute Mengels
Tel. 09131/85-22167
Ute.Mengels@bib.uni-erlangen.de
Mediendienst FAU-Aktuell Nr. 3122 vom 28.03.2003
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