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Zwei Projekte in DFG-Schwerpunktprogramm zu kulturellen Anpassungsprozessen

Starke Erlanger Mittelalterforschung

Der Lehrstuhl für Christliche Archäologie von Prof. Dr. Carola Jäggi und der Lehrstuhl für die Geschichte des Mittelalters von Prof. Dr. Klaus Herbers zählen zu einer ausgesuchten Gruppe wissenschaftlicher Einrichtungen, die seit Mitte 2005 die „Integration und Desintegration der Kulturen im europäischen Mittelalter“ im gleichnamigen Schwerpunktprogramm der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) erforschen. Das Forschungsprogramm geht von der Prämisse aus, dass Europa von kontinuierlichen Prozessen der Anpassung geprägt sei, die bereits im Mittelalter einsetzten und deren Vielfalt und Widersprüchlichkeit die Besonderheiten und Bedingtheiten der europäischen Kulturen mit geprägt haben.

Am besten lassen sich diese Prozesse im Bereich der Religionen und des interreligiösen Kontakts erkennen. Daher untersucht die Forschergruppe christliche ebenso wie jüdische und muslimische Kulturen Europas. In einem vergleichenden, transkulturellen Ansatz sollen sowohl Gegensätze wie auch Gemeinsamkeiten dieser Gesellschaften ermittelt und Austauschprozesse verfolgt werden. Nicht nur die Ursachen historischer Differenz, sondern auch Chancen für deren Überwindung werden zu ermitteln sein.

Umgang mit Minderheiten am Beispiel von vier Städten
Am Lehrstuhl für Mittelalterliche Geschichte wird unter der Leitung von Prof. Dr. Klaus Herbers und Dr. Nikolas Jaspert das Projekt „Multiethnische und multireligiöse Kulturen Europas im transkulturellen Vergleich: Das Beispiel der Iberischen Halbinsel“ bearbeitet.

Vier kulturell und politisch herausragende Städte an der iberischen Religions- und Glaubensgrenze in der Zeit von ca. 1085-1250 sollen daraufhin untersucht werden, wie man im Mittelalter Minderheiten wahrnahm und behandelte. Zugleich werden islamische und christliche Systeme im Hinblick auf die Frage verglichen, welche Modelle für die Eingliederung bzw. Ausgrenzung gesellschaftlicher Sondergruppen entwickelt wurden und welche Bedeutung der Religion für die Wahrnehmung von Minderheiten und den Umgang mit ihnen in den Kulturen Europas zukam.

Bettelorden mit expansiver Bau- und Bildkunst
Der Lehrstuhl für Christliche Archäologie und Kunstgeschichte widmet sich unter der Leitung von Prof. Dr. Carola Jäggi in einem gemeinsam mit Prof. Dr. Klaus Krüger von der FU Berlin konzipierten Projekt der „Kunstpraxis der Mendikanten als Abbild und Paradigma interkultureller Transferbeziehungen in Zentraleuropa und im Kontaktgebiet zu orthodoxem Christentum und Islam“.

Die auf grenzenlose Expansion und intensiven Kulturkontakt ausgerichteten Bettelorden eignen sich in besonderer Weise als Untersuchungsfeld zur Erfassung transkultureller Phänomene. Im Mittelpunkt der Untersuchung wird dementsprechend eine überregionale Analyse der Bau- und Bildkunst der Bettelorden stehen, an die sich die Frage nach den integrativen und desintegrativen Kräften knüpft, die in den Auseinandersetzungen der lateinischen Kirche mit Andersgläubigen im Spätmittelalter wirksam waren.

Mit der Aufnahme der beiden Projekte in das Schwerpunktprogramm ist es der Erlanger Mediävistik erneut gelungen, die Anerkennung der Deutschen Forschungsgemeinschaft zu gewinnen. Seit 1998 läuft das bereits mehrfach erfolgreich begutachtete und verlängerte Graduiertenkolleg „Kulturtransfer im Europäischen Mittelalter“, und der Lehrstuhl für die Geschichte des Mittelalters konnte innerhalb zweier Jahre bereits zum dritten Mal bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft ein Projekt platzieren. Neben dem eben skizzierten sind dies das Editionsunternehmen „Gelehrtes Wissen - Reise - Aufzeichnungen. Hieronymus Münzer in der Nürnberger Wissensgesellschaft des 15. Jahrhunderts“ und das Regesten-Projekt „Zentrum und Peripherie im europäischen Mittelalter: Das Papsttum und Galicien bis 1198“. Das wissenschaftliche Ansehen der Erlanger Mediävistik spiegelt sich in diesen Erfolgen bei der Einwerbung von Drittmitteln wider.

Weitere Informationen

Prof. Dr. Klaus Herbers
Lehrstuhl für Geschichte des Mittelalters
Tel.: 09131/85 -22356
klaus.herbers@gesch.phil.uni-erlangen.de

Prof. Dr. Carola Jäggi
Lehrstuhl für Christliche Archäologie
und Kunstgeschichte
Tel.: 09131/85 -22213
cajaeggi@theologie.uni-erlangen.de

 

Mediendienst Forschung-Aktuell Nr.761 vom 14.10.2005


zentrale universitätsverwaltung, pressestelle --- zuletzt aktualisiert am 12.11.2007