Psychosomatik
Studie zur Kaufsucht
Für ihre Studie „Pathologisches Kaufen“ sucht die
Abteilung für Psychosomatik und Psychotherapie am Universitätsklinikum
Erlangen (Leiterin: Prof. Dr. Martina de Zwaan) neue Teilnehmerinnen.
Nachdem in der ersten Jahreshälfte 21 kaufsüchtige Patientinnen
erfolgreich therapiert wurden, sollen ab September drei weitere
Kurse folgen. Ziel der Studie ist es, erstmals eine nachweisbare
wirksame Therapie gegen Kaufsucht zu entwickeln.
Beim zwanghaften,
sogenannten „pathologischen“ Kaufen handelt es sich
nach Ansicht von Studienleiterin Dr. Astrid Müller um ein Phänomen
mit sehr negativen ökonomischen, sozialen und psychologischen
Folgen für die Betroffenen. Bisher gebe es international keine
genauen Behandlungsansätze, deren Wirksamkeit nachgewiesen
wurde. In Deutschland sei keine einzige Psychotherapiestudie zu
diesem Thema bekannt. „Angesichts der stark wachsenden Kaufsuchtgefährdung
in Deutschland werden wirksame Behandlungsangebote dringend benötigt“,
sagte Astrid Müller. In den alten Bundesländern würden
rund acht Prozent und in den neuen Bundesländern sechs Prozent
der Bürger als „stark Kaufsucht gefährdet“
eingestuft.
Die Erlanger
Psychosomatik möchte parallel zu einer amerikanischen Forschergruppe
der University of North Dakota in einer wissenschaftlichen Studie
die Wirksamkeit spezifischer Gruppentherapien nachweisen. Sowohl
in Erlangen als auch in den USA werden weitestgehend gleiche Therapiepläne
verwendet. Patientinnen, die zu den zwanghaft-impulsiven Käuferinnen
gehören oder stark kaufsuchtgefährdet sind, werden in
zwölf ambulanten, wöchentlichen Gruppensitzungen zu 90
Minuten therapiert. Die deutschen und amerikanischen Ergebnisse
sollen am Ende der Studien miteinander verglichen werden.
Seit Januar
2004 wurden bereits 21 Patientinnen aus dem gesamten bayerischen
Raum im Alter von 25 bis 61 Jahren in Erlangen therapiert. Auch
wenn derzeit noch keine endgültigen Ergebnisse vorliegen, ist
Studienleiterin Astrid Müller im Hinblick auf den Erfolg des
Erlanger Therapiemodells sehr zuversichtlich: „Der Großteil
unserer Patientinnen zeigte eine Verminderung des exzessiven Kaufverhaltens.“
Die Studie helfe beim grundlegenden Verständnis dieser Impulskontrollstörung.
Das Spektrum
der Kaufsucht sei weit gestreut. Betroffene hätten von täglichen
Kaufattacken, vom Kauf ganz spezieller oder mehrfach gleicher Artikel
oder nutzloser, unsinniger Dinge berichtet. Generell würden
kaufsüchtige Frauen eher Kleidung, Schuhe, Kosmetik, Lebensmittel
und Haushaltsgeräte favorisieren. Männer hingegen eher
moderne Technikartikel, Sportgeräte, Autozubehör und Antiquitäten.
Oft würden die gekauften Dinge nicht benutzt, sondern gehortet
oder an nahe Bezugspersonen verschenkt. „Manchmal scheinen
die Betroffenen vor allem die durch Kaufsituationen entstanden Kontakt
zum Verkaufspersonal zu genießen“, erläutert Dr.
Müller. Kaufsüchtige würden häufig auch unter
Depressionen, Angst-, Ess- oder Zwangsstörungen leiden.
Weitere Informationen
über die neue Kaufsucht-Therapie erhaltene Betroffene über
die Kaufsucht-Hotline der Psychosomatik : Mi / Do 14-16 Uhr, Mo
11-12 Uhr unter Tel.: 09131 / 85-34894.
Weitere Informationen
Johannes Eissing
Tel.: 09131 / 85-36102
presse@kv.med.uni-erlangen.de
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