Vier
Lehrstühle der Universität Erlangen-Nürnberg an Länderinitiative
beteiligt
Kraftwerke des 21. Jahrhunderts
"Kraftwerke
des 21. Jahrhunderts" ist eine gemeinsame Forschungsinitiative
der Länder Bayern und Baden-Württemberg benannt, die im
Juli 2004 begonnen hat. In insgesamt 42 Einzelprojekten werden neue
Technologien und Verfahren entwickelt, die den Wirkungsgrad und
die Zuverlässigkeit von Kraftwerken steigern sollen. Vier Lehrstühle
der Universität Erlangen-Nürnberg bringen mit insgesamt
fünf Teilprojekten ihre Forschungskapazität in die Initiative
ein.
Gasturbinen
sind in den letzten Jahren mehr und mehr zum Rückgrat der elektrischen
Energieerzeugung geworden. In sogenannten GuD-Prozessen (in denen
Gas- und Dampfturbinen in Kombination arbeiten) werden sie zur Grundlastversorgung
eingesetzt.
Gasturbine des
Typs V94.2 von Siemens.
Foto: Siemens AG
GuD-Kraftwerke
erreichen mit etwa 60 Prozent die höchsten elektrischen Wirkungsgrade
aller thermischen Kraftwerke. Wegen ihrer Umweltfreundlichkeit und
Wirtschaftlichkeit decken sie in vielen Ländern 80 Prozent
der jährlich neu zugebauten Leistung. Auch im Zusammenhang
mit neuen Kraftwerkstechniken auf Basis von Brennstoffzellen und
Solarenergie spielen Gasturbinen eine entscheidende Rolle. Deswegen
ist eine konsequente Weiterentwicklung der Gasturbinentechnologie
für die Zukunft unserer Energieversorgung von entscheidender
Bedeutung.
Ein
Forschungsschwerpunkt ist hierbei die Reparatur von durch korrosiven
Materialabtrag und Thermoermüdung geschädigten Turbinenschaufeln
aus sogenannten Nickel-Basis-Superlegierungen. In einem Projekt,
das die Lehrstühle Werkstoffkunde und Technologie der Metalle
(Prof. Dr. Robert Singer) und Allgemeine Werkstoffeigenschaften
(Prof. Dr. Matthias Göken) des Instituts für Werkstoffwissenschaften
in Kooperation mit den Industriepartnern Siemens und MTU Aero-Engines
durchführen, werden neue Lotlegierungen und Lötverfahren
entwickelt, mit dem Risse sehr effizient geschlossen werden können.
Das reparierte Bauteil kann anschließend wieder, ohne nennenswerte
Einbußen an Festigkeit oder Temperaturbeständigkeit,
in der Turbine eingesetzt werden. Dies senkt erheblich die Gesamtbetriebskosten
und schont zusätzlich wertvolle Ressourcen. Außerdem
können, gestützt auf die neue Technik, sogenannte „gebaute
Schaufeln“ hergestellt werden. Sie werden aus mehreren Einzelteilen
zusammengefügt, was die Wirkungsgrade weiter zu steigern gestattet.Grundlage
der Entwicklungsarbeiten sind Ideen in der Materialentwicklung und
Verfahrenstechnik bei den beteiligten Lehrstühlen, die bereits
zu Erfindungsanmeldungen geführt haben.
Am Lehrstuhl für Strömungsmechanik von Prof. Dr. Franz
Durst sind zwei Projekte angesiedelt. Eines davon sieht vor, den
Aufbau modularer Kraftwerke durch den Einsatz der Porenbrennertechnik
zu ermöglichen. Dabei lassen sich die Vorteile der Porenbrennertechnik,
nämlich hohe Leistungsdichte, hohe Leistungsmodulation und
niedrige Emissionswerte, sehr gut nutzen, um Kraftwerke beliebiger
Leistung zu erstellen. In enger Kooperation mit der Firma SGL Carbon
für die Brennerherstellung soll das Augenmerk der Entwicklung
in diesem Vorhaben auf Porenbrenner hoher Leistung gerichtet werden.
Die Brenner sollen mit Hochleistungswärmetauschern gekoppelt
und umfassend getestet werden, so dass eine gute Basis für
eine Nutzung in Kraftwerken vorliegt. Ein spezieller Porenbrenner
soll zudem, leistungsangepasst an eine Dampferzeugeranlage der TU
München, erstellt und für diesen Einsatzzweck getestet
werden.
Dem Einsatz
der Porenbrennertechnik in Gasturbinen gilt das zweite Projekt.
Untersuchungen werden sowohl unter atmosphärischem Druck als
auch unter Hochdruckbedingungen, die dem Einsatz in Gasturbinen
entsprechen, durchgeführt. In einer zweiten Phase soll die
Brennkammer einer Kleingasturbine mit Porenbrennern ausgestattet
werden, um zu demonstrieren, dass Gasturbinen mit Porenbrennern
direkt betrieben werden können.
Am Lehrstuhl
für Technische Thermodynamik von Prof. Dr. Alfred Leipertz
werden ebenfalls zwei Teilprojekte bearbeitet. Aufbau und Entwicklung
eines laserbasierten On-line-Messsystems zur Überprüfung
und Kontrolle der Erdgaszusammensetzung für den Kraftwerksbetrieb
steht auf dem Forschungsprogramm des ersten Projekts. Das System,
das die Konzentration des Brennstoffs vor der Verbrennung in der
Dampf- bzw. Gasphase messen soll, wird so angelegt, dass es keine
Laborumgebung benötigt. Es soll mobil und einfach zu bedienen
sein, so dass es gut für den Einsatz in Kraftwerken geeignet
ist.
In einem weiteren
Projekt wird ein Verfahren zur elektrischen Flammensteuerung, das
aus Laborexperimenten bereits bekannt ist, auf die Gasturbinenverbrennung
in großtechnischen Anlagen umgestellt. Dazu müssen die
Voraussetzungen erforscht werden, unter denen elektrische Felder
Wirkungen in Flammen unter den Bedingungen entfalten, wie sie für
Gasturbinen typisch sind: hoher Druck, hohe Strömungsgeschwindigkeit,
hoher Turbulenzgrad und komplizierte Strömungsmuster.
Weitere Informationen
Dr. Andreas
Volek
Lehrstuhl für Werkstoffkunde und Technologie der Metalle
Tel.: 09131/85-27514
andreas.volek@ww.uni-erlangen.de
Dr. Florian
Pyczak
Lehrstuhl für Allgemeine Werkstoffeigenschaften
Tel.: 09131/85-27473
florian.pyczak@ww.uni-erlangen.de
Dr. Dimos Trimis
Lehrstuhl für Strömungsmechanik
Tel.: 09131/85-29490
dimos.trimis@lstm.uni-erlangen.de
Prof. Dr. Alfred
Leipertz
Lehrstuhl für Technische Thermodynamik
Tel.: 09131/85-29900
sek@ltt.uni-erlangen.de
|