|
Der
Klimawandel schreitet voran
Weinanbau in Norwegen und Weizenernte in Sibirien
Wenn es nach dem aktuellen US-Film „The Day After Tomorrow“
von Roland Emmerich geht, ist der Klimawandel weit vorangeschritten:
Eine verheerende Klimakatastrophe begräbt große Teile
der Nordhalbkugel unter einer Eisdecke. Solche dramatischen Veränderungen
hält der Klimaexperte der Universität Erlangen-Nürnberg
Prof. Dr. Donat-Peter Häder (Lehrstuhl für Ökophysiologie
der Pflanzen) aber für unrealistisch. Dennoch unterstreicht
auch er, dass sich das Klima in den letzten Jahren gewandelt hat.
Für die Zukunft erwartet er eine Erhöhung der mittleren
Jahrestemperatur, die zu einem Anstieg des Meeresspiegels und zu
einer Verschiebung der Klimazonen führt. Das Abkühlen
der Temperaturen als Folge davon ist nur eines von verschiedenen
Szenarien, die Prof. Häder für möglich hält.
Ausgangspunkt
für den Temperaturanstieg ist das Kohlendioxid, das durch tropische
Brandrodung und Verbrennen fossiler Energieträger freigesetzt
wird. Seit der Industrialisierung im 18. Jahrhundert ist die Kohlendioxidkonzentration
um etwa 37 Prozent gestiegen. Bis zum Jahr 2050 wird mit einer Verdoppelung
der derzeitigen Konzentration gerechnet. Vor allem der steigende
Energiebedarf der nach Wohlstand strebenden Länder, wie China
mit seinen 1,2 Milliarden Menschen, wird zu dieser Steigerung beitragen.
Problematisch ist dieser Anstieg in Verbindung mit dem Treibhauseffekt:
Die Sonnenstrahlen treffen auf die Erde auf, werden absorbiert und
wieder in das Weltall zurückgesandt. Die Treibhausgase Wasserdampf,
Kohlendioxid, Stickoxid, Methan und Fluorkohlenwasserstoff, die
in der Atmosphäre vorherrschen, absorbieren wiederum einen
Teil dieser Rückstrahlung.
|
Sie ermöglichen erst das Leben auf der Erde. Wenn nun die
Treibhausgase, wie zum Beispiel Kohlendioxid, zunehmen, wird
mehr absorbiert und die mittlere Jahrestemperatur steigt an. |
Wie
hier am Ochsenkopf leidet die Vegegation unter der zunehmenden
Klimaerwärmung.
Foto: Prof. Dr. Donat-P. Häder |
Heiße
Sommer in Süddeutschland
Um die entwickelten Klimamodelle auf ihre Prognosefähigkeit
zu begutachten, wurden sie mit den Daten aus der Vergangenheit überprüft.
Anhand der ermittelten Kohlenstoffdioxidkonzentration und den herrschenden
Bedingungen konnte eine durchschnittliche Jahrestemperatur errechnet
werden, die, verglichen mit den präzise erfassten Daten seit
1880, eine Übereinstimmung zeigten. Was in der Konsequenz bedeutet,
dass die Klimamodelle richtig sind und präzise Informationen
über die Zukunft geben. Nach diesen Modellen wird die mittlere
Jahrestemperatur bis 2050 um 1,5 bis 4,5 Grad, bis 2100 sogar 2
bis 8,5 Grad steigen. Und das, obwohl die mittlere Jahrestemperatur
in der Zeit der menschlichen Evolution noch nie viel wärmer
als heute war. „Die Temperaturänderungen werden je nach
Region unterschiedlich ausfallen. Generell lautet die Vorhersage,
dass die Temperatur in den Tropen und Subtropen nur unwesentlich
ansteigen wird, während sie umso stärker steigt, je weiter
man zu den Polen kommt“, so Prof. Häder. Für Süddeutschland
erwartet Häder einen Temperaturanstieg im Winter von 0,8 bis
1 Grad. Die Sommertemperaturen werden um 4,5 bis 6 Grad steigen.
Vegetationszonen
wandern nach Norden
Der Temperaturanstieg und die daraus resultierende stärkere
Wasserverdunstung führt zu einer Veränderung der Niederschlagsmengen
und es kommt zu einer Verschiebung der Vegetation. „Weizenernte
in Sibirien und Weinanbau in Norwegen, alles ist möglich“,
so der Erlanger Botaniker Häder. Auf Europa angewandt, verschieben
sich die charakteristischen Vegetationszonen nach Norden. Natürlich
erfolgen diese Änderungen nicht schlagartig. „Aber schneller
als bei der letzten Eiszeit müssen sich die Pflanzen und Bäume
schon umstellen“, so der Botaniker.
Die Wolkenbildung
selbst kann wiederum zwei Folgen haben. Einerseits erreichen weniger
Sonnenstrahlen die Erde und die mittlere Jahrestemperatur sinkt.
Ob das eine neuerliche Eiszeit wie in dem Kinofilm verursacht, ist
reine Spekulation. Anderseits kann genau das Gegenteil eintreten.
Durch die Wolkenbildung wird die Wärme nicht nach oben abtransportiert,
die mittlere Jahrestemperatur steigt an.
Anstieg
des Meeresspiegels
Die höheren Temperaturen führen zu einem Abschmelzen der
Eismassen und zu einem Anstieg des Meeresspiegels. Tatsächlich
sind die meisten Gletscher in den Alpen im vergangen Jahrhundert
deutlich zurückgegangen. Auch die Eisbedeckung auf Island schwindet.
So wurde in den Niederlanden beobachtet, dass sich seit 1870 der
mittlere Meeresspiegel bereits um 35 cm gehoben hat.
Durch das Abschmelzen der Eismassen in der Antarktis würde
der Meeresspiegel dramatisch ansteigen. Allerdings konnte dort bisher
kein Abschmelzen beobachtet werden. Im Gegenteil, durch erhöhte
Schneefälle wuchs die Eisdicke. Trotzdem, bis zum Jahr 2050
wird der Meeresspiegel, je nach Prognose, zwischen 5 und 60 cm steigen.
„Auch
wenn es uns durch besseren Umgang mit Energie gelingt, die Emissionen
zu reduzieren, ist ein Anhalten der globalen Klimaerhöhung
nicht realistisch“, so Prof. Häder abschließend.
„Der Mensch hat sich bisher als äußerst anpassungsfähig
erwiesen und es immer wieder verstanden, sich an veränderte
Umweltbedingungen anzupassen.“ Für viele Spezies hat
diese Veränderung den Untergang bedeutet.
Weitere Informationen
Prof. Dr. Donat-P.
Häder
Tel.: 09131/85-28216
dphaeder@biologie.uni-erlangen.de
|