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was macht ein mädchen zum "tekkie"
 

Evaluation des Mädchen&Technik-Praktikums 2003
Was macht ein Mädchen zum „Tekkie“?

Rund 83 Prozent aller Teilnehmerinnen am Mädchen&Technik-Praktikum 2003 sind prinzipiell an einem technischen Studium interessiert. Ein Viertel der Befragten (24,4 Prozent) sprachen sich sogar mit einem klaren Ja für ein technisches Studium aus. Immerhin 59 Prozent kreuzten ein Vielleicht an. Das ist eines der Ergebnisse einer Evaluationsstudie über das Mädchen&Technik-Praktikum an der Technischen Fakultät der Universität Erlangen-Nürnberg, die in diesem Jahr erstmals vom Institut für Soziologie unter der Leitung von Frau Dr. Aida Bosch durchgeführt wurde.

Um in Zukunft die Attraktivität des Mädchen&Technik-Praktikums noch steigern zu können, wurde in diesem Jahr das Institut für Soziologie damit beauftragt, eine Evaluationsstudie durchzuführen. An alle 250 Teilnehmerinnen wurde ein Fragebogen verteilt, der Fragen zum Praktikum selbst sowie zum sozialen Umfeld der Mädchen enthielt. Entsprechend den Fragstellungen gliedert sich die Studie in zwei größere Abschnitte. Der erste Teil beschäftigt sich mit der Bewertung des Praktikums durch die Teilnehmerinnen, im zweiten Teil wurde versucht, den schulischen und familären Hintergrund der Mädchen besser zu beschreiben.

Mädchen&Technik-Praktikum 2003
Gespannte Aufmerksamkeit am Bildschirm: Mädchen&Technik-Praktikum 2003 am
Lehrstuhl für Mustererkennung.
Foto: Ines Rein-Brandenburg

Dabei wurde deutlich, dass das Mädchen&Technik-Praktikum sehr gut von der Zielgruppe angenommen wird. 93 Prozent der Teilnehmerinnen würden das Praktikum ihrer besten Freundin empfehlen. Besonders positiv wurden inhaltliche Aspekte bewertet. So fanden es knapp 54 Prozent der Befragten gut, einen Einblick in die Universität und die verschiedenen technisch-naturwissenschafltichen Fachrichtungen bekommen zu haben. Von etwa 47 Prozent wurden vor allem die Versuche positiv hervorgehoben.

Diese Ergebnisse sprechen für die inhaltlich-aufgabenorientierte Motivation der Teilnehmerinnen, am Praktikum teilzunehmen und dort erste „Uni-Luft“ zu schnuppern.

Negativ beurteilt wurden in erster Linie organisatorische Dinge. So wurde neben der zeitlichen Einteilung der Versuche die Beschilderung und räumliche Aufteilung kritisiert, die zum Teil bei auswärtigen Teilnehmerinnen zu Orientierungsschwierigkeiten führte.

Die Teilnehmerinnen sind in der überwiegenden Zahl ausgeprägt an den technisch-naturwissenschaftlichen Inhalten interessiert. 62 Prozent der Mädchen gaben großes oder sehr großes Interesse an dem Themengebiet an. Diese beiden Gruppen, in der Studie „Tekkies“ (Interesse sehr groß) und „potentielle Tekkies“ genannt, gelten als heiße Kandidaten für ein Studium der einschlägigen Fächer. Das spiegelt sich auch in den Lieblingsfächern und den Noten der „Tekkies“ wieder. Sie nennen zu 82 Prozent ein technisch-naturwissenschaftliches Fach als Lieblingsfach, deutlich mehr als bei den potentiellen Tekkies (51 Prozent) oder gar bei den Nicht-Tekkies (25 Prozent). Am häufigsten wird dabei das Fach Mathematik genannt, gefolgt von Chemie, Biologie und Physik. Dieses Ergebnis deutet schon an, warum längst nicht alle technisch-naturwissenschaftlich interessierten Mädchen später ein Studium an der Technische Fakultät aufnehmen werden, sondern stattdessen zu naturwissenschaftlichen Nachbardisziplinen abwandern. Diese Fächer lernt man im schulischen Unterricht intensiver kennen als technische Fächer, die in der Schule nicht explizit auf dem Lehrplan stehen und im Rahmen des naturwissenschaftlichen Unterrichts höchstens tangiert werden.

Die große Mehrheit der befragten Mädchen (fast 90 Prozent) erfährt über die Schule vom Mädchen&Technik-Praktikum, mehr als die Hälfte besucht mathematisch-naturwissenschaftliche Gymnasien. Nur 22 Prozent kommen von neusprachlichen Gymnasien. Allerdings, so ein weiteres Ergebnis der Studie, sagt der Schulzweig nur wenig über die naturwissenschaftlichen Neigungen der Teilnehmerinnen aus, denn besonders interessierte Mädchen kommen im Vergleich genauso häufig von mathematisch-naturwissenschaftlichen Gymnasien wie von andern Zweigen.

Einen starken Einfluss auf die Interessen der befragten Mädchen hat dagegen das Elternhaus. Die Berufe und Neigungen der Eltern, wie sie ihre Kinder fördern und sich mit ihnen beschäftigen - das alles sind Umstände, die das Verständnis für technische und naturwissenschaftliche Fragestellungen prägen. Technisch interessierte Mädchen haben signifikant häufiger als andere einen Vater oder eine Mutter mit technischem oder naturwissenschaftlichen Berufen. Zahlenmäßig größer ist dabei die Gruppe der Mädchen, die sich am Rollenbild des Vaters orientiert. Nur außergewöhnlich technisch interessierte Mädchen, orientieren sich überdurchschnittlich oft an einer Mutter mit technischem Beruf.

Bereits seit vier Jahren organisieren die Technische Fakultät, das Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen und das Frauenbüro der Universität Erlangen-Nürnberg gemeinsam das Mädchen&Technik-Praktikum, dessen Ziel es ist, bei Gymnasiastinnen der achten bis zehnten Jahrgangsstufe das Interesse für naturwissenschaftliche und technische Fächer zu wecken und auf diesem Weg das Berufswahlspektrum in Richtung des technischen Bereichs zu erweitern. Im Rahmen des Praktikums können die Teilnehmerinnen innerhalb eines Zeitraumes von fünf Tagen bis zu vier verschiedene Versuche aus den Bereichen Physik, Chemieingenieurwesen, Elektronik, Informatik, Maschinenbau und Werkstoffwissenschaften belegen.

Weitere Informationen

Dr. Aida Bosch
Insitut für Soziologie
Tel.: 09131/85 -22386
aabosch@phil.uni-erlangen.de

 

Mediendienst Forschung-Aktuell Nr.694 vom 15.04.2004

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