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Abschluss
eines dreijährigen Bundes-Forschungsprojektes mit neuen Erkenntnissen
Internetbasierte Mathematikdidaktik
Ein mathematisch-didaktisches Vorzeigeprojekt schafft mehr Klarheit
zum Nutzen des Internets im Mathematikunterricht. Das zum 1. Februar
2004 auslaufende Forschungsprojekt
MaDiN hat zahlreiche wichtige Ergebnisse für den internetbasierten
Mathematikunterricht erzielt. Das seit Beginn des Jahres 2000 laufende
Projekt unter Leitung von Prof. Dr. Thomas Weth, Lehrstuhl für
Didaktik der Mathematik
an der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät der Universität
Erlangen-Nürnberg, war für die Dauer von drei Jahren vom
Bundesministerium für Bildung und Forschung mit rund 1,75 Mio.
Euro gefördert worden. Ziel des Projekts: Die gesamte Didaktik
der Mathematik, die in der Lehrerausbildung der Primarstufe und
den Sekundarstufen I und II gelehrt wird, unter sinnvoller Nutzung
multimedialer Komponenten im Internet anzubieten. Realisiert wurde
das Projekt von den Lehrstühlen für Didaktik der Mathematik
an den Universitäten Braunschweig, Erlangen-Nürnberg,
Münster und Würzburg. Die Themen, die im Projekt für
die Nutzung im Internet aufbereitet wurden, umfassen Grundschuldidaktik,
Zahlsysteme, Geometrie, Algebra, Analysis, Stochastik und Computereinsatz
im Mathematikunterricht.
Die Zielgruppen
für die Anwendung von MaDiN sind Studierende, Dozenten und
Lehrer. Studierenden dient das Material zum einen zur Nachbereitung
des Vorlesungsstoffs. Hierfür sind die Inhalte so ausgearbeitet,
dass sie sich zur selbstständigen Erarbeitung von Lerninhalten
eignen. Darüber hinaus versteht sich MaDiN als Nachschlagewerk
und Aufgabensammlung zu zentralen didaktischen Themen. Dozenten
bietet MaDiN eine Medien- und Quellensammlung zur Didaktik der Mathematik
und zum Mathematikunterricht. Während universitärer Veranstaltungen
lassen sich professionell erstellte Grafiken, Animationen und Lehrfilme
zur Veranschaulichung und Unterstützung einsetzen. Vergleichbaren
Nutzen bietet MaDiN Lehrern als Medien-, Aufgaben- und Ideensammlung.
Keine „Perlen“-Didaktik
Um diesen Nutzergruppen ein möglichst vollständiges Angebot
zur Didaktik der Mathematik anbieten zu können, war ein wesentlicher
konzeptioneller Aspekt bei der Entwicklung, dass Standardthemen
und nicht nur ausgewählte Aspekte aufbereitet werden sollten.
Die Projektpartner wollten sich bewusst der Herausforderung stellen,
keine „Perlen“-Didaktik im Netz anzubieten, sondern
möglichst nutzerorientiert diejenigen Themen zu bearbeiten,
welche in der Standardausbildung von Bedeutung sind. Gerade die
Fokussierung auf Standardinhalte stellt das anspruchsvollste Element
von MaDiN dar. Denn das Abwägen des sinnvollen Einsatzes und
das Einbeziehen multimedialer Elemente in Lehrtexte fällt für
trockene Themen wie etwa „Schriftliche Addition“ wesentlich
schwerer, als die Konzeptionierung ergiebiger Themen wie der „Goldene
Schnitt“ oder die „Satzgruppe des Pythagoras“.
MaDiN präsentiert
die mathematik-didaktischen Inhalte über einen Schreibtisch
als Navigations- bzw. Auswahlinstrument, der den größten
Teil des Bildschirms einnimmt und das Hauptfenster bildet. Das Lehrmaterial
ist zu jedem einzelnen Thema in abgebildeten Schreibtischschubladen
in die Gruppen Theorie, Beispiele, Übungen, Literatur, Links
und Medien eingeordnet. Wählt man eine dieser Schubladen per
Mausklick an, werden die Inhalte im Hauptfenster eingeblendet. Eine
Navigationsleiste mit denselben Elementen wird zusätzlich über
dem Schreibtisch angezeigt, da es sich aus mediendidaktischer Sicht
als günstig erweist, dem Benutzer Steuerelemente redundant
anzubieten. Beim Einsatz von MaDiN ließ sich beobachten, dass
ein Teil der Benutzer ausschließlich über den Schreibtisch.
Andere navigierten ausschließlich über die Navigationsleiste
im System.
Ergebnisse
einer ersten Evaluation
Zentrale Fragen des Projektes waren: Wird MaDiN von den Studierenden
beim Lernen von Mathematikdidaktik als hilfreich akzeptiert? Führt
das Einbeziehen von MaDiN in die Ausbildung zu einem höheren
Lernerfolg? Da die zweite Frage langfristiger Natur ist, kann sie
demgemäß in der Entwicklungsphase noch nicht beantwortet
werden.
Zur Klärung
der ersten Frage konnte im Sommersemester 2003 eine erste Evaluation
durchgeführt werden. Bei der zur Verfügung stehenden Testpopulation
von etwa 14 Hauptschullehramtstudierenden verstehen sich die folgenden
Ergebnisse in keiner Weise als empirisch abgesichert, sondern stellen
nur ein erstes Meinungsbild dar, das durch eine größer
angelegte empirische Untersuchung zu verifizieren ist. Einer der
Fragenkomplexe bezog sich auf die Akzeptanz und Nutzung von MaDiN
auch außerhalb der Vorlesung, beispielsweise zur Nachbereitung
des Vorlesungsstoffes. Die überwiegend positiven Antworten
bilden einen ersten Hinweis darauf, dass die Inhalte von den Studierenden
genutzt und akzeptiert werden. Diese Tendenz zeigt sich auch in
der positiven Antwort auf das Statement, dass MaDiN für Studierende
eine Hilfe war, den Lernstoff besser zu verstehen. Die allgemeine
Akzeptanz der multimedialen Elemente sprach auch in dieser Hinsicht
für die neue Lernsoftware.
Eine weitere
Frage war, ob die multimedialen Elemente seitens der Studierenden
als passend anerkannt wurden. Die Fragen nach der Verständlichkeit
von Lehrtexten, Schulbuchseiten, Grafiken, Interaktionen und Beweisfilmen
(Pop-up-Ikonogrammen) wurden gleichermaßen durchweg positiv
beantwortet.
Das Resümee
der Studie: Die Lehre für die künftigen Lehrer kann und
sollte - eine gut entwickelte Gesamtkonzeption vorausgesetzt - durch
multimediale Elemente, welche durch das Internet verfügbar
gemacht werden, unterstützt und verbessert werden. „Dafür
ist die weitere Entwicklung von Lehrmaterial im Internet und entsprechender
Evaluationen sinnvoll”, konstatiert Prof.
Weth abschließend.
Weitere Informationen
Prof. Dr. Thomas
Weth
Tel.: 0911/5302-535
E-Mail: tsweth@ewf.uni-erlangen.de
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