|
Umfassende
Studie über Magnetfeld-Messungen in der Epilepsiediagnostik
Präzise und schonend
Diagnostische Verfahren, die auf der Messung von Magnetfeldern im
Gehirn und deren Veränderungen basieren, sind äußerst
zuverlässig, wenn es um das präzise Auffinden epileptischer
Herde geht. Dies hat sich bei einer Studie herausgestellt, die unter
der Leitung von Prof. Dr. Hermann Stefan bei mehr als 450 Patienten
am Zentrum Epilepsie Erlangen (ZEE) durchgeführt wurde. So
konnte die spezifische epileptische Aktivität durch die Magnetenzephalographie
im Durchschnitt zu 70 Prozent erfasst werden. Für die Patienten
ist das erfreulich, denn diese Untersuchungsmethode erlegt ihnen
kaum Belastungen auf.
Wo zwischen
den Gehirnzellen Strom fließt, verändern sich die elektrischen
Potentiale und damit die magnetischen Felder. Zahlreiche Methoden,
die Abläufe im Gehirn nachbilden, basieren darauf. Die Elektroenzephalographie
(EEG) beispielsweise misst die Hirnaktivität über die
wechselnden Zustände der elektrischen Felder von Neuronen.
Dazu werden an die Kopfhaut Elektroden angelegt. Um Schwankungen
bei den Magnetfeldern festzustellen, braucht es nicht einmal das:
die Magnetenzephalographie (MEG), die Hirnfunktionen aufzeichnet,
und die Magnetresonanztomographie (MRT), die Strukturen des Organs
abbildet, laufen berührungsfrei ab. In der Diagnostik, die
einer chirurgischen Behandlung von Epilepsien vorangeht, werden
diese beiden Untersuchungsverfahren unter dem Begriff “Magnetische
Quellenlokalisation” zusammengefasst.
Wenn epileptischen
Anfällen durch Medikamente nicht beizukommen ist, kann eine
Operation Erfolg versprechen, sofern als Auslöser klar abgrenzbare
Areale im Gehirn zu finden sind. Ein solcher Störungsherd kann
allerdings nur dann entfernt werden, wenn dabei keine Region bedroht
ist, die wichtige Gehirnfunktionen beherbergt. Entsprechendes Gewicht
kommt den Verfahren zu, die einen epileptischen Fokus lokalisieren
sollen. Das EEG liefert weiträumige, aber etwas “verwaschene”
Informationen über die Hirnaktivität. Ableitungen direkt
von der Hirnrinde fördern sehr klare Details auch von tief
gelegenen Herden zutage, doch nur aus eng begrenzten Gebieten. Zudem
erfordert dies einen belastenden und nicht ungefährlichen Eingriff,
der heute möglichst vermieden wird. In der modernen Epilepsiediagnostik
werden viele Untersuchungsmethoden kombiniert. Absicht der Studie
am ZEE war es, die Rolle von MEG und MRT in diesem diagnostischen
Feld zu präzisieren. Ihre besondere Aussagekraft liegt in der
hohen Fallzahl; in bisherigen Studien mit ähnlicher Thematik
ging es um höchstens 50 Patienten.
Unter den hier
einbezogenen 455 Fällen sind insbesondere die 131 Epilepsiepatienten
von Interesse, die bereits einen chirurgischen Eingriff hinter sich
haben. Hier stellte sich heraus, dass die in den Hirnlappen gelegenen
Störungsquellen durch MEG zu 89% richtig geortet wurden. Bei
Epilepsieherden außerhalb des Schläfenlappens war die
Präzision sogar noch größer. In 35% der Fälle
trugen MEG und MRT zusätzliche Informationen zu denen der anderen
gebräuchlichen Diagnostikverfahren bei. 10% der Befunde hatten
entscheidenden Einfluss auf die endgültige Auswahl der Therapiestrategie.
Die Ergebnisse der Studie sind in der renommierten Fachzeitschrift
“Brain” veröffentlicht worden.
Weitere Informationen
Prof. Dr. Hermann
Stefan
Zentrum Epilepsie Erlangen
Tel.:09131/85 -34541
hermann.stefan@neuro.imed.uni-erlangen.de
|