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Neue Brustkrebstherapie auf dem Prüfstand

Erlanger Strahlenklinik testet die Teilbrust-Bestrahlung nach Brustkrebs-OP

Jährlich erkranken etwa 55.000 Frauen in Deutschland neu an Brustkrebs, 18.000 sterben daran. Die Heilungschance liegt bei über 90 Prozent, wenn der Tumor im Frühstadium erkannt wird und in der Regel durch eine Operation und anschließende Strahlentherapie vernichtet wird. Ergänzend kann eine Chemo- und/oder Hormontherapie notwendig sein. In der Strahlenklinik des Universitätsklinikums Erlangen wird seit zwei Jahren im Rahmen einer europaweiten Studie eine neuartige Bestrahlungsmethode (Teilbrust-Bestrahlung) bei Brustkrebs nach einer Brustkrebsoperation untersucht.

„Die Ergebnisse von bisherigen Untersuchungen zur Teilbrustbestrahlung lassen vermuten, dass bei Frauen mit Brustkrebs und einem geringen Rückfall-Risiko nach der Operation nicht mehr die gesamte Brust in Intervallen über sechs bis sieben Wochen bestrahlt werden muss, sondern, dass möglicherweise die Bestrahlung eines Teils der Brust in einer Behandlungszeit von drei bis fünf Tagen ausreicht“, sagte Prof. Dr. Vratislav Strnad, Studienleiter und Leiter des Bereichs „Operative Strahlentherapie“ an der Strahlenklinik des Universitätsklinikums Erlangen jetzt bei einem Kongress für Strahlenmediziner in Rothenburg. Sollten sich die bisherigen Ergebnisse durch die aktuelle europaweite Studie weiterhin bestätigen, könnte die Behandlungsdauer künftig deutlich reduziert und möglicherweise auch Nebenwirkungen verringert werden.

Bis zum Abschluss der Studie in sieben Jahren soll der Krankheitsverlauf von knapp 1.300 Patientinnen beobachtet werden. Bislang konnten 800 Patientinnen in zwölf Krebs-Zentren in Europa in die Studie einbezogen werden. Die Studie, die von der Deutschen Krebshilfe mit 800.000 Euro gefördert wird, wird von Wissenschaftlern des Universitätsklinikums Erlangen geleitet und koordiniert.

Bei Brachytherapie reicht Behandlungszeit von fünf Tagen aus
Viele Brustkrebs-Patientinnen werden heute brusterhaltend operiert. Anschließend wird die verbliebene Brustdrüse einschließlich der darunter liegenden Brustwand bestrahlt. Dadurch werden diejenigen Krebszellen vernichtet, die operativ nicht entfernt werden konnten. Die Bestrahlung erfolgt in mehreren Intervallen über sechs bis sieben Wochen. Als Folge kann es zu vorübergehenden Hautveränderungen kommen. „Im Gegensatz dazu wird die Strahlenquelle bei der Teilbrustbestrahlung mittels dünner Plastik-Katheter direkt in die operierte Region der Brust eingebracht“, erklärt Professor Strnad. „Bei dieser so genannten Brachytherapie reicht eine Behandlungszeit von maximal fünf Tagen aus.“ Außerdem seien die Nebenwirkungen dieser Methode geringer als bei der konventionellen Strahlentherapie.
„Eine Teilbestrahlung der Brust kommt jedoch nur für Patientinnen in Frage, die ein geringes Rückfall-Risiko haben“, betont der Strahlentherapeut. Dazu zählen zum einen ältere Betroffene mit Brustkrebsvorstufen – so genannten duktalen in-situ Karzinomen - zum anderen Frauen, bei denen der Tumor kleiner als drei Zentimeter ist, die günstige biologische Prognosemarker haben, deren Lymphsystem noch nicht befallen ist und die älter als 40 Jahre sind. Im Rahmen der von der Deutschen Krebshilfe geförderten Therapiestudie werden das Rückfall-Risiko und die Verträglichkeit von Teil- und Ganzbrustbestrahlung miteinander verglichen. „Die Studie hinterfragt die Standardtherapie einer der häufigsten Krebserkrankungen und definiert sie möglicherweise neu“, so Professor Strnad.

Das Studienprotokoll wurde gemeinsam von Wissenschaftlern der Strahlenklinik (Direktor: Prof. Dr. Rolf Sauer) und der Frauenklinik (Direktor: Prof. Dr. Matthias W. Beckmann) am Universitätsklinikum Erlangen in enger Zusammenarbeit mit dem Institut für Medizinische Informatik der Uni Erlangen-Nürnberg und dem National Institute of Oncology in Budapest entwickelt. Es basiert auf einer Vorstudie (Phase-II-Studie), die hier an 274 Patientinnen durchgeführt wurde. „Die Ergebnisse dieser vorangegangenen Studie bestätigen vorläufige Erkenntnisse aus den USA, wonach sehr wahrscheinlich bei einer bestimmten Patientinnen-Gruppe auf eine herkömmliche Strahlentherapie der gesamten Brust verzichtet werden kann“, erläutert Professor Strnad. „Wir erwarten daher eine sehr niedrige Rückfall-Rate, die der gleichen Wahrscheinlichkeit entspricht wie bei der konventionellen Bestrahlung der ganzen Brustdrüse.“

An der aktuell geförderten Studie sollen 1170 Frauen teilnehmen. Die Patientinnen werden dabei von einem Computer per Zufall einer der beiden Behandlungsformen der Studie zugeteilt: Sie erhalten entweder eine Teilbrustbestrahlung über die Dauer von bis zu fünf Tagen oder eine konventionelle Ganzbrustbestrahlung über einen Behandlungszeitraum von sechs bis sieben Wochen. In den anschließenden fünf Jahren werden regelmäßige Nachsorgeuntersuchungen in der jeweiligen Strahlenklinik von geschulten Spezialisten durchgeführt. Die Deutsche Krebshilfe fördert diese so genannte Phase-III-Studie für neun Jahre. Neben dem Universitätsklinikum Erlangen sind an dieser Therapiestudie elf weitere Strahlenkliniken in Deutschland und Europa beteiligt.

Weitere Informationen für Patientinnen:
Tumorzentrum Erlangen-Nürnberg, Tel.: 09131/85-39000
Universitäts-Brustzentrum Erlangen, Tel.: 09131/85-33500

Weitere Informationen für die Medien
Johannes Eissing
Pressestelle Uniklinikum
Tel.: 09131 / 85-36102
presse@uk-erlangen.de

 

uni | mediendienst | forschung Nr. 31/2007 vom 26.09.2007


zentrale universitätsverwaltung, pressestelle --- zuletzt aktualisiert am 14.01.2008

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