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Neue Therapieansätze gegen Infektionen bei Transplantationspatienten

Hilfe vom Gedächtnis des Immunsystems

Nach einer Knochenmark- oder Stammzelltransplantation ist das Immunsystem der Patienten für viele Monate bis Jahre infektiösen Viren noch nicht gewachsen. Eine gefürchtete Komplikation sind vom humanen Cytomegalovirus (HCMV), einem Herpesvirus, ausgelöste Erkrankungen, die lebensbedrohlich werden können. Die Chemotherapie des Erregers ist problematisch, denn die verwendeten Substanzen haben erhebliche Nebenwirkungen. Prof. Dr. Michael Mach vom Lehrstuhl für Klinische Virologie der Universität Erlangen-Nürnberg und Mediziner der Universitätsklinik Würzburg prüfen, ob Gedächtnis B-Zellen einen Schutz gegen HCMV-Infektionen bei Transplantationspatienten bieten. Die Wilhelm Sander-Stiftung fördert das gemeinsame Forschungsprojekt mit über 210.000 Euro.

Herpesviren sind weltweit verbreitet. Von den verschiedenen Vertretern dieses Erregertyps sind 40 bis nahezu 100 Prozent der Bevölkerung befallen. In der Regel wird die Erstinfektion nicht bemerkt oder diagnostiziert, weil keine klinischen Symptome auftreten. Bei symptomatischen Infektionen rufen die Viren so unterschiedliche Erkrankungen hervor wie Windpocken (Varizella-Zoster-Virus), Herpes labialis (Herpes simplex-Virus) oder Pfeiffersches Drüsenfieber (Epstein-Barr-Virus). Die primäre Infektion mit HCMV in einem gesunden Menschen geht in seltenen Fällen mit Symptomen einher, die einer Grippe ähneln.

Alle Herpesviren verbleiben nach der Primärinfektion lebenslang im Körper. Während dieser so genannten Persistenz werden weder nennenswerte Mengen an infektiösen Viren gebildet, noch treten Krankheitssymptome auf, da das Immunsystem die Erreger unter Kontrolle hält. Vor allem zwei Mechanismen tragen dazu bei: Zytotoxische T-Zellen („Killer-Zellen“), die von Viren infizierte Körperzellen eliminieren, und Antikörper, die in der Lage sind, die Infektiosität von freien Viren zu neutralisieren.

Wenn das gesamte Immunsystem oder einzelne Komponenten der Immunantwort versagen, können sich die Viren erneut unkontrolliert vermehren und eine Erkrankung auslösen. Paradebeispiel ist der immer wiederkehrende Lippenherpes. In der frühen Phase nach einer Knochenmark- oder Stammzelltransplantation sind deshalb nicht nur äußere neue Infektionsquellen eine Gefahr für die Patienten. Da sie noch kein voll funktionsfähiges Immunsystem besitzen, ist es persistierenden Herpesviren möglich, sich ungehemmt zu vermehren.

In dem Forschungsvorhaben wird untersucht, ob die Übertragung von so genannten Gedächtnis B-Zellen vom Spender des Transplantats auf den Empfänger dazu beitragen kann, die Vermehrung von HCMV zu hemmen. Bei den gängigen Transplantationsverfahren werden diese Zellen nicht mit übertragen. Gedächtnis B-Zellen sind eine zentrale Komponente des Immunsystems. Sie werden nach jedem Kontakt mit Infektionserregern gebildet und überleben für Jahrzehnte im Körper. Bei einem wiederholten Kontakt mit dem gleichen Erreger werden sie aktiviert und produzieren entsprechende Antikörper. Falls sich die Zellen als wirksam bei einer HCMV-Infektion erweisen, könnten auch andere Erreger wie Pilze oder Bakterien mit dem Verfahren bekämpft werden.

Weitere Informationen für die Medien:

Prof. Dr. Michael Mach
Lehrstuhl für Klinische Virologie
Tel.: 09131/85-22487
michael.mach@viro.med.uni-erlangen.de

 

Mediendienst Forschung-Aktuell Nr.805 vom 19.12.2006


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