Interlit - Sonderveranstaltung

 

Performing Literature

Montag, 6. Oktober

20.00 Uhr, Redoutensaal, Theaterplatz, Erlangen

Die Veranstaltung stellt Künstler vor, die als Grenzgängern zwischen Literatur, Musik und Performance ihre Texte abseits der spartenüblichen Präsentationsformen vorführen. Lange bevor Rap- und HipHop-Künstler mit Sprechgesang die Hitparaden stürmten und in den Caféhäusern in Berlin und München Lyriker in Poetry-Slam-Wettbewerben um die Wette eiferten, hatten "oral poets" in vielen Kulturen eine lange Tradition. Der in dieser Hinsicht besonders reiche Kontinent Afrika kennt bis heute Griots, die als Geschichtenerzähler, Dichter und Musiker durch die Lande ziehen.

In den 70er und 80er Jahren erlebte die Verbindung von Lyrik und Musik im Gefolge der afrokaribischen Reggae-Kultur eine Blütezeit. "Dub Poetry" - die Synthese von Lyrik mit Reggaerhythmen - entstand vor allem in Jamaika und den schwarzen Ghettos englischer Vorstädte und ist seit Anfang der 80er ein fester Bestandteil der internationalen Musikszene. Prominente Vertreter wie Jalal, Linton Kwesi Johnson oder Mutabaruka sehen sich dabei als moderne Repräsentanten der "oral tradition" des schwarzen Kontinents.

Auf der Bühne, in direktem Kontakt mit ihrem Publikum fühlt sich Jean "Binta" Breeze, deren kraftvolle Liveauftritte schon mal als "one-woman-festival" bezeichnet werden, am wohlsten. 1956 im ländlichen Jamaika geboren, studierte sie während der Reggae-Revolution der siebziger Jahre an der "Jamaican School of Drama" in Kingston. 1983 zog Jean "Binta" Breeze nach England, wo sie u.a. als Autorin für Film und Theater und als Lehrerin arbeitete. Bereits ihr erstes Buch "Answers" wurde 1982 ein Erfolg und machte Jean "Binta" Breeze weltweit als Dub-Poetin bekannt. Seitdem erschien eine Vielzahl ihrer Gedichte auf Tonträgern, zuletzt "Riding On De Riddym - Selected Spoken Words".

Lesego Rampolokeng gilt als die literarische Entdeckung des schwarzen Südafrikas der 80er Jahre. Aufgewachsen inmitten der Unruhen in Soweto, verfaßte er bereits als Schüler unzählige Rap-Gedichte. Seine zornigen Verse, die vom dithoko-Sprechgesang der seSotho wie von den Raps der "dub poets" beeinflußt sind, verbindet Lesego Rampolokeng mit düsteren Klangcollagen aus elektronisch verfremdeten, minimalistischen Sounds und harten Beats. Hinter den Texten über Kolonialisierung, falsche Propheten und die Folgen der jahrelangen Unterdrückung im Apartheid-Staat verbirgt sich Rampolokengs Hoffnung auf ein würdiges Leben der Menschen - nicht nur in Südafrika. Wütende Weltsichten eines Dichters, mit denen Rampolokeng auch im neuen Südafrika immer wieder aneckt. Lesego Rampolokeng ist bis Februar 1998 Stipendiat im "Schloß Solitude" bei Stuttgart.

Benjamin Zephaniah wuchs als schwarzes Immigrantenkind in einer von sozialen Härten und Rassismus geprägten Gesellschaft auf. Sonderschulen für Schwererziehbare und einige kurze Gefängnisaufenthalte sind für ihn heute zu unliebsamen Erinnerungen seiner Jugend in Birmingham geworden. Die Begegnung mit dem Rastafari-Glauben brachte ihn in den siebziger Jahren in Kontakt mit "dub poetry", deren sozialkritische Inhalte er begeistert aufnahm. Seinem sozialen Gewissen fühlt sich Benjamin Zephaniah auch heute noch verpflichtet. Seit Jahren besucht er als Dichter und Performer Schulen, Heime und Universitäten, um mit feinsinnigen Versen für eine gewaltfreie und sozial gerechte Gesellschaft zu werben.

Die Dichter werden vorgestellt von Michael Hase vom DeutschlandRadio Berlin.

 

Eintritt: DM 14,- / 9,- (ermäßigt)

Vorverkauf: Servicebüro Theater Erlangen, Theaterplatz, Erlangen, Tel. 09131/862511

Kartenvorverkauf der EKV im Rathaus, Rathausplatz 1, Erlangen, Tel. 09131/22195