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- Krebsforschung: Deutsche Leukämieforschungshilfe fördert
FAU-Projekt
Spätfolgen nach Behandlung der akuten lymphoblastischen Leukämie
bei Kindern
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- Gute Chancen bestehen heute für die Überwindung einer
lebensbedrohlichen, im Kindesalter relativ häufig auftretenden akuten
lymphoblastischen Leukämie (ALL). Im Durchschnitt sind 3,7 von 100.000
Kindern unter 15 Jahren betroffen. Dreißig Prozent der Krebserkrankungen
im Kindesalter entfallen auf diese Blutkrebserkrankung, die größte
Gruppe unter allen pädiatrisch-onkologischen Erkrankungen. Der Erfolg
beruht nicht zuletzt auf einer wirksamen Prophylaxe, die das Zentralnervensystem
(ZNS) frei von Leukämiezellen halten soll. Was als Vorsorge gedacht
ist, kann jedoch auch Folgen haben, die die Lebensqualität der jungen
Patienten lange nach der Behandlung einschränken können. Der
Erforschung, Behandlung und Vermeidung von Spätfolgen der Krebstherapie
im Kindesalter widmet sich seit Ende der 80er Jahre eine von Prof. Dr.
Jörn-D. Beck geleitete Arbeitsgruppe in der Gesellschaft für
Pädiatrische Önkologie und Hämatologie (GPOH). Mit den Spätfolgen
der präventiven Behandlung des Zentralnervensystems der an einer akuten
lymphoblastischen Leukämie erkrankten Kinder befaßt sich ein
von der Erlanger Arbeitsgruppe geleitetes Teilprojekt.
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- Effektiv, doch nicht unproblematisch
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- Dank der Zusammenarbeit aller pädiatrisch-onkologischen Zentren
in interdisziplinären Therapieoptimierungsstudien konnte die Überlebensrate
der ALL-Patienten auf fast 80 Prozent erhöht werden. Angesichts dieser
Effektivität sollte aber nicht vergessen werden, daß die Grunderkrankung
und die vorbeugenden Maßnahmen außer akuten auch langfristige
gesundheitliche Belastungen auslösen können, die über den
Behandlungszeitraum hinaus andauern oder sich erst später entwickeln.
Einige Spätfolgen zeigen sich als morphologische Veränderungen
im Gehirn. Daraus können Störungen der Feinmotorik und der Koordination
entstehen, aber auch Merkfähigkeits- und Konzentrationsstörungen,
Schulprobleme und Verhaltensauffälligkeiten. Insbesondere jüngere
ALL-Patienten, die eine Schädelbestrahlung erhalten hatten, können
von Spätschäden besonders betroffen sein. Patienten mit Veränderungen
der weißen Substanz haben die ausgeprägtesten Spätfolgen.
Außer Nebenwirkungen am Zentralnervensystem muß auf Störungen
des Wachstums, der Pubertätsentwicklung und der Herzfunktion geachtet
werden. Bei 2 bis 5 Prozent der Geheilten können auch Zweittumore
(z. B. Hirntumore) entstehen. Erfreulicherweise kann jedoch festgestellt
werden, daß die meisten Patienten nicht nur von ihrer Leukämie
geheilt sind, sondern auch eine gute Lebensqualität haben und in unsere
Gesellschaft integriert sind.
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- In einer Pilotstudie wurde in den Jahren 1992 - 1994 eine multizentrische
Querschnittserhebung zur Erfassung der ZNS-Toxizität nach einer ALL-Behandlung
durchgeführt. 118 Probanden, deren erfolgreiche Leukämiebehandlung
7 Jahre zurücklag, wurden auf Schädigungen des Gehirns untersucht.
Etwa zwei Drittel der Probanden hatten zur ZNS-Prophylaxe eine Bestrahlung
des Schädels und eine Chemotherapie (mit MTX-Gabe) erhalten. Beim
restlichen Drittel war Chemotherapie, aber keine Bestrahlung eingesetzt
worden.
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- Die Gruppe mit Bestrahlung und MTX-Gabe zeigte häufigere und stärkere
Beeinträchtigungen als diejenigen, deren ZNS-Prophylaxe nur auf Methotrexat-Gaben
basierte. Dies betraf neuroradiologisch faßbare Veränderungen
der Gehirnstruktur, neurophysiologische Veränderungen, Intelligenz-
und Aufmerksamkeitsstörungen. Dem steht jedoch gegenüber, daß
die Wahrscheinlichkeit, einen Krankheitsrückfall im Gehirn zu erleiden,
nach einer reinen Chemotherapie größer war als nach einer Schädelbestrahlung
plus Chemotherapie. Da alle diese Befunde erst nachträglich erhoben
wurden, war es in dieser Studie allerdings nicht möglich, festzustellen,
zu welchem Zeitpunkt die Spätfolgen auftraten und wie die Störungen
verliefen. Die Untersuchungsergebnisse konnten außerdem nicht mit
Daten über den Zustand vor Beginn der Behandlung verglichen werden,
so daß sich Veränderungen nicht exakt dokumentieren ließen.
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- Am 1. Oktober 1997 begann eine prospektive Längsschnittuntersuchung,
die auf den Ergebnissen der Pilotstudie aufbaut. 250 neuerkrankte ALL-Patienten
in 24 Kinderkliniken in Deutschland und Österreich werden an fünf
definierten Erhebungszeitpunkten über einen Zeitraum von acht Jahren
klinisch, neuropsychologisch, neurophysiologisch und neuroradiologisch
untersucht. Der Schwerpunkt liegt in der Neuropsychologie und der Erfassung
der gesundheitsbezogenen Lebensqualität mit den Teilbereichen Gedächtnisleistungen,
Aufmerksamkeit und Ablenkbarkeit, Verhalten und differenzierte Rechen-,
Lese- und Rechtschreibleistung, allgemeine intellektuelle Leistungsfähigkeit,
visuelle Wahrnehmung und visuell-motorische Fähigkeiten sowie Sprachvermögen.
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- Größte Studie im deutschen Sprachraum
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- Ziel ist es, durch die individuell erfaßten Testwerte zu den
fünf Erhebungsterminen den Zeitpunkt des Auftritts und den Verlauf
von Teilleistungsstörungen und Verhaltensauffälligkeiten zu erfassen
und festzuhalten, ob und wie sich die gesundheitsbezogenen Lebensqualität
im Therapieverlauf ändert. Eine derartig umfassende Untersuchung an
einer großen Gruppe neuerkrankter ALL-Patienten wird im deutschen
Sprachraum zum ersten Mal durchgeführt. Die Deutsche Leukämie-Forschungshilfe,
Aktion für krebskranke Kinder e. V., fördert die Studie mit einer
Summe von 450.000 Mark.
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- · Kontakt:
- Prof. Dr. Jörn-D. Beck, Dr. Thorsten Langer
- Klinik mit Poliklinik für Kinder und Jugendliche, Abteilung
für Immunologie und Onkologie
- Loschgestraße 15, 91054 Erlangen, Tel.: 09131/85 -36227 ,
Fax: 09131/85 -33133
- Mediendienst FORSCHUNG Nr. 532 vom 28.1.1999
Sachgebiet Öffentlichkeitsarbeit (Pressestelle) pressestelle@zuv.uni-erlangen.de
Stand 28.1.1998