Internationalisierung der Studiums

Zwei neue Studiengänge an der FAU

 
Die Studiengänge Chemie-Ingenieur-Wesen und Computer-Ingenieur-Wesen an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg erfahren in nächster Zeit einige strukturelle Änderungen, um an Auslandsorientierung und Internationalisierung zu gewinnen. Die Gründe für diese Änderungen und die Pläne für ihre Implementierung wurden jetzt im Rahmen eines Kolloquiums vorgestellt. Es sprachen Dr. Manfred Gross, verantwortlich für Kontakte zu Studenten aus Südost-Asien bei der Siemens AG, Prof. Franz Durst, Inhaber des Lehrstuhls für Strömungsmechanik, und Prof. Bernd Naumann, Prorektor der FAU.
 
Im Jahre 2000 wird der Raum Asien-Pazifik etwa 40 Prozent des Elektromarktes darstellen; um sich in diesem riesigen Markt behaupten zu können, brauchen deutsche Firmen Ingenieure, die ihre Partner in Südost-Asien kulturell verstehen und mit ihnen kommunizieren können. Zudem ist es wichtig, daß auswärtige Ingenieure aufgrund ihrer Ausbildung in Deutschland die Produkte der deutschen Industrie kennen. Daß die Stellung Deutschlands in diesem Ausbildungsmarkt in den letzten Jahren stark zurückgegangen ist, machen Zahlen deutlich: Von etwa 450.000 Studenten aus dem asiatischen Raum, die ihre universitäre Ausbildung im Ausland absolvieren, kommen nur etwa sechs Prozent nach Deutschland; dieser Anteil variiert zwischen den einzelnen Ländern stark. Aus Indonesien absolvieren trotz abnehmender Tendenz immer noch relativ viele Studenten ihre Ingenieurausbildung in Deutschland. Aus Hong Kong und Singapur jedoch, die sehr wichtige Handelspartner für die deutsche Wirtschaft sind und beide einen hohen pro Kopf Anteil an Studierenden im Ausland haben, kommen kaum Studenten nach Deutschland.
 
Ein wichtiger Grund für diesen Rückgang liegt am Unterschied zwischen der universitären Ausbildung in Deutschland und in diesen Ländern. Studiengänge nach angelsächsischem Muster ermöglichen einen Abschluß wahlweise mit dem Bachelor of Science (B. Sc.). nach sechs Semestern oder dem Diplom-Ingenieur (Dipl.-Ing.) beziehungsweise Master of Science (M. Sc.) nach acht Semestern.
 
Nach Ansicht von Prof. Franz Durst gibt es vor allem vier Gründe für die abnehmende Attraktivität eines Studiums in Deutschland: die Dominanz der englischen Sprache, Unterschiede zwischen dem deutschen Ausbildungssystem und dem eher bekannten angelsächsischen System, unzureichende Werbung deutscher Universitäten und der Mangel an Stipendien für Diplomstudien.
 
Um diesen Nachteilen entgegenzuwirken, wird ab dem Wintersemester 1997/98 ein zweisprachiges Studium im Chemie-Ingenieur-Wesen an der FAU angeboten. Hauptmerkmale sind eine Ausbildung zu je 50 Prozent in deutscher und englischer Sprache, ein paralleler Studiengang mit Abschluß Dipl.-Ing. oder M. Sc. und die Gewinnung ausländischer Studenten durch die Vergabe von Stipendien im Wert von 1350 Mark monatlich, das zu Dreiviertel von der Industrie und zu einem Viertel vom betreuenden Lehrstuhl als Arbeitsentgelt bezahlt wird.
 
Die Vorteile dieses Studiums für deutsche Studenten liegen in der Marktwerterhöhung durch die Zweisprachigkeit, dem Abschluß mit Dipl.-Ing. sowie dem international anerkannten M. Sc., und einer Studienzeitverkürzung. Die ersten Studenten am internationalisierten Studium werden im Wintersemester 1997/98 anfangen. Zunächst wird das Grundstudium unverändert bleiben, so daß formelle Hürden, z.B. in der Studienordnung, noch bis zum Eintritt ins Hauptstudium genommen werden können. Die ausländischen Studenten werden aus deutschen Gymnasien im Ausland rekrutiert, so daß zunächst keine sprachlichen Schwierigkeiten auftreten werden.
 
Als Ziel der Internationalisierung des Studiums nennt Prorektor Prof. Bernd Naumann, Vorsitzender der ständigen Kommission für Lehre und Studierende, eine Steigerung der wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Attraktivität Deutschlands. Zur Internationalisierung der FAU und der Hochschulen allgemein trägt entscheidend die Bildung internationaler Partnerschaften zwischen Universitäten, Fakultäten, Lehrstühlen oder Hochschullehrern bei. Als Unterrichtssprache, insbesondere in den früheren Jahren eines Studiums, wenn ausländische Studenten mehrheitlich keine Deutschkenntnisse besitzen, wird Englisch jetzt generell akzeptiert. Der B. Sc. und der M. Sc. als fakultative Grade werden im Hochschulrahmengesetz akzeptiert; die Akzeptanz in den Ländern kann nur noch eine Frage der Zeit sein.
 
Auch wenn die FAU noch einige Hürden etwa bei den Studienordnungen überwinden muß, können das Studium in Chemical Engineering und ein ähnlich konzipiertes Studium in Computer Engineering mit Unterstützung des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) im Herbst 1997 anlaufen.
 
Informationen zu den neuen Studiengängen gibt es unter den Telefonnummern 09131/85 -29496 (Dr. Dubravka Melling) und -29506 (Dr. Ralf Metzler).
 
 
· Kontakt:
Lehrstuhl für Strömungsmechanik, Cauerstraße 4, 91058 Erlangen,
Dr. Dubravka Melling, Tel.: 09131/85 -29496, Dr. Ralf Metzler, Tel.: 09131/85 -29506
 
 
(Mediendienst FAU-Aktuell Nr. 1513 vom 11.7.1997)

Sachgebiet Öffentlichkeitsarbeit (Pressestelle) pressestelle@zuv.uni-erlangen.de
Stand 11.7.1997