Vertragsunterzeichnung zwischen der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und der Stadt Nürnberg

Zentrum für Herzchirurgie Erlangen-Nürnberg

 
Der Rektor der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Prof. Dr. Gotthard Jasper, und der Oberbürgermeister der Stadt Nürnberg, Ludwig Scholz, haben am Donnerstag, 22. Januar 1998, in Erlangen einen Vertrag über die Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Herzchirurgie unterzeichnet. Ziel des auf zehn Jahre angelegten Vertrages ist es, die Versorgung herzkranker Patienten aus dem Raum Nürnberg-Erlangen nachhaltig zu verbessern, die bestehenden herzchirurgischen Ressourcen der Universität Erlangen-Nürnberg und der Stadt Nürnberg zu bündeln und im Geiste einer fairen Partnerschaft zusammenzuarbeiten.
 
Kernpunkte des zehn Paragraphen umfassenden Kooperationsvertrages sind:
 
Die Vorgeschichte
Die Klinik für Herzchirurgie am Klinikum Nürnberg besteht seit 1994. Seit April 1996 arbeiten die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) und das Klinikum Nürnberg in diesem Bereich zusammen. Der Leiter der selbständigen Abteilung für Chirurgie des Herzens und der Thorakalen Gefäße der FAU, Prof. Dr. Jürgen von der Emde, ist seitdem kommissarischer Leiter der Klinik für Herzchirurgie am Nürnberger Klinikum. Seit 1. Januar 1998 ist ein Kooperationsvertrag zwischen der FAU und der Stadt Nürnberg gültig, der nun vom Rektor der FAU, Prof. Gotthard Jasper, und vom Oberbürgermeister der Stadt Nürnberg, Ludwig Scholz, unterzeichnet wurde. Mit Inkrafttreten des Vertrages wurde das "Zentrum für Herzchirurgie Erlangen-Nürnberg" begründet.
 
Bis zur erstmaligen Berufung des neuen Lehrstuhlinhabers für Herzchirurgie hat seit 1.1.1998 Prof. Dr. von der Emde kommissarisch die Funktion des Ärztlichen Leiters des Zentrums übernommen.
 
 
Die Zusammenarbeit
Unter der Bezeichnung "Zentrum für Herzchirurgie Erlangen-Nürnberg" arbeiten beide Kliniken in der operativen Versorgung herzkranker Patienten aus dem Raum Erlangen-Nürnberg eng zusammen. Jede Klinik gehört auch weiterhin organisatorisch zu ihrem Krankenhausträger und bleibt finanziell selbständig.
 
Ein weiteres Ziel der Zusammenarbeit in der Krankenversorgung ist die Förderung von Forschung und Lehre. Dank der insgesamt 60 herzchirurgischen Betten - davon 40 in Erlangen und 20 in Nürnberg - ist eine sogenannte "kritische Masse" erreicht, die ärztliche Spezialisierungen, etwa im Bereich der Kinderherzchirurgie, erlaubt.
 
Beide Kliniken stimmen Aufgabengebiete, Planziele und Leistungszahlen über den Ärztlichen Leiter des Zentrums für Herzchirurgie ab, die in regelmäßigen Abständen den aktuellen Entwicklungen angepaßt werden.
 
Die Verteilung der Patienten auf die beiden Kliniken regelt der Ärztliche Leiter. Er ist verpflichtet, eine gleichmäßige Verteilung der Patienten in Hinblick auf ihr Alter, eventuell vorliegende Multimorbidität und Kostenintensität der Behandlung anzustreben, damit ein ausgeglichenes Leistungsergebnis in beiden Teilbereichen des Zentrums für Herzchirurgie erreicht wird. Sollte trotz der begleitenden Kontrolle durch die Verwaltungen der beiden Kliniken kein ausgeglichenes Leistungsergebnis möglich sein, so ist eine finanzielle Ausgleichsregelung vorgesehen.
 
Die an den beiden Kliniken des Zentrums für Herzchirurgie Erlangen-Nürnberg tätigen Ärzte sind in die Zusammenarbeit mit einbezogen. Ein Austausch im Bereich der Facharztausbildung und der Fortbildung ist vorgesehen. Dadurch werden die Arztstellen für den ärztlichen Nachwuchs attraktiver, die angestrebte Spezialisierung in der Krankenversorgung wird gefördert, die sich ohne die Zusammenarbeit nicht entwickeln könnte.
 
 
Die Ärztliche Leitung
Das neue Zentrum für Herzchirurgie Erlangen-Nürnberg steht unter einer gemeinsamen ärztlichen Leitung. Der Inhaber des Lehrstuhls für Herzchirurgie der Universität Erlangen-Nürnberg nimmt in Personalunion die Funktionen eines Chefarztes der Herzchirurgischen Klinik am Klinikum Nürnberg wahr. Als ärztlicher Leiter des Zentrums sorgt er für die Koordination der beiden Teilbereiche in Erlangen und Nürnberg. Deshalb wird der Inhaber des Lehrstuhls im Einvernehmen mit der Stadt Nürnberg berufen.
 
Je ein leitender Oberarzt in Erlangen und Nürnberg sind seine Stellvertreter. Weitere vier Oberärzte in Erlangen und drei in Nürnberg werden jeweils einen Schwerpunkt der spezialisierten Herzchirurgie übernehmen. Ihnen stehen neun Assistenten und sieben Ärzte im Praktikum zur Seite. Aus Gründen der Infrastruktur werden Kinderherz- und Transplantationschirurgie nur an der Erlanger Klinik durchgeführt.
 
 
Die Finanzierung
Die Zusammenlegung der beiden unterschiedlich großen Kliniken zum Zentrum für Herzchirurgie Erlangen-Nürnberg unter einer gemeinsamen ärztlichen Leitung war nur möglich, weil sich der Freistaat Bayern und die Stadt Nürnberg über eine gemeinsame Finanzierung der Stelle des Ärztlichen Leiters geeinigt haben. Danach wird der Freistaat Bayern für zwei Drittel des Gehaltes, die Stadt Nürnberg für ein Drittel aufkommen. Die Regelung entspricht der Bettenrelation von 40 Betten in Erlangen zu 20 Betten in Nürnberg. Der Oberarzt der Klinik für Herzchirurgie am Klinikum Nürnberg wird in einem Berufungsverfahren als Professor der Universität im Einvernehmen mit der Stadt Nürnberg berufen. Dies wird von beiden Vertragspartnern als wichtiger Beitrag zur verbesserten fachlichen Zusammenarbeit zwischen beiden Kliniken in Erlangen und Nürnberg angesehen.
 
Zudem wird für beide Teilbereiche des Zentrums für Herzchirurgie Erlangen-Nürnberg ein gemeinsamer leitender Kardiotechniker eingestellt.
 
 
Die Laufzeit des Vertrages
Der Kooperationsvertrag zwischen der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und der Stadt Nürnberg wurde für zehn Jahre geschlossen. Er verlängert sich danach automatisch um jeweils fünf Jahre, wenn er nicht zuvor mit einer Frist von zwei Jahren gekündigt wird. Eine vorzeitige Kündigung aus wichtigen Gründen bleibt davon unberührt. Ein wichtiger Grund liegt nach dem Vertrag vor, wenn die mit der Zusammenarbeit verbundenen wirtschaftlichen Zielsetzungen eines oder beider Bereiche nachhaltig nicht mehr erreicht werden.
 
 
Die Perspektive
Die Erlanger Herzchirurgie ist eine traditionsreiche Klinik, in der seit 1956 rund 30.000 Kranke am Herzen operiert wurden und die in über 28 Jahren von Prof. Dr. Jürgen von der Emde unter Prof. Hegemann und später Prof. Gall mit aufgebaut wurde. Prof. von der Emde leitete bislang die nun in der neuen Klinik für Herzchirurgie aufgehende selbständige Abteilung für Chirurgie des Herzens und der Thorakalen Gefäße. Schon in den 80er Jahren wurden in Erlangen jährlich über 1.000 Operationen mit der Herz-Lungen-Maschine durchgeführt. Bauliche Engpässe erlaubten keine Expansion. Der Zusammenschluß mit der nunmehr seit vier Jahren bestehenden, sehr modern ausgestatteten Nürnberger Herzchirurgie mit einer Jahreskapazität von 500 Operationen im neu errichteten Südklinikum ermöglicht eine Erweiterung auf 1.500 bis 1.700 Operationen im Jahr. Das Zentrum für Herzchirurgie Erlangen-Nürnberg erlaubt eine Spezialisierung einzelner Herzchirurgen etwa für Herzklappenerkrankungen, Erkankungen der Koronararterien, Korrekturen angeborener Herzfehler im Säuglings- und Kindesalter, Erkrankungen der Hauptschlagader, für Rhythmuschirurgie und Transplantationschirurgie.
 
 
Offizielle Teilnehmer an der Vertragsunterzeichnung für das
Zentrum für Herzchirurgie Erlangen-Nürnberg
 
Prof. Dr. Jürgen von der Emde
Kommissarischer Ärztlicher Leiter des Zentrums für Herzchirurgie Erlangen-Nürnberg
 
Prof. Dr. Bernhard Fleckenstein
Dekan der medizinischen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
 
Prof. Dr. Walter M. Gallmeier
für die Kliniken verantwortlicher Ressortleiter im Klinikum Nürnberg
 
Alfons Gebhard
Verwaltungsdirektor des Klinikums der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
 
Prof. Dr. Gotthard Jasper
Rektor der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
 
Karl-Ernst Merker
Leiter des Referates Akademische und Rechtsangelegenheiten der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
 
Prof. Dr. Rolf Sauer
Ärztlicher Direktor des Klinikums der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
 
Thomas A.H. Schöck
Kanzler der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
 
Ludwig Scholz
Oberbürgermeister der Stadt Nürnberg
 
Klaus Wambach
Vorstand des Klinikum Nürnberg
 
 
· Kontakt:
Prof. Dr. Jürgen von der Emde, Zentrum für Herzchirurgie Erlangen-Nürnberg,
Krankenhausstraße 12, 91054 Erlangen, Tel.: 09131/ 85 -33240
 
Mediendienst AKTUELL Nr. 1599 vom 22.1.1998

Sachgebiet Öffentlichkeitsarbeit (Pressestelle) pressestelle@zuv.uni-erlangen.de
Stand: 23.1.1998