Zum Tod von Prof. Dr. Gerd Hegemann

Vorreiter der Bypass-Chirurgie in Deutschland gestorben

 
Prof. Dr. med. Gerd Hegemann, von 1955 bis 1977 Ordinarius für Chirurgie an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, verstarb am 28. Januar 1999 im Alter von 86 Jahren. Prof. Hegemann war als Direktor der Chirurgischen Universitätsklinik in allen Teilgebieten der Chirurgie zu Hause; die größten Erfolge erlebte er in der Herz- und Gefäßchirurgie und in der operativen Behandlung von Erkrankungen des Bauch- und Unterleibsraumes. Als erster deutscher Chirurg hat er einen Venenbypass gelegt, um Durchblutungsstörungen der Herzkranzgefäße operativ zu beheben. Aus seiner Schule gingen mehr als fünfzig Lehrstuhlinhaber und Chefärzte großer Kliniken hervor.
 
Gerd Hegemann wurde am 5. September 1912 in Warstein/Westfalen geboren und studierte nach dem Abitur im Jahr 1931 Medizin in Freiburg, Bonn, Berlin und Münster. Nach dem Wehrdienst in den Jahren 1939 bis 1945 war er in der Chirurgischen Universitätsklinik Marburg tätig. Seine Habilitationsschrift über "Die individuelle Reaktionsweise bei chirurgischen Infektionsprozessen" erschien 1948.
 
Im Oktober 1955 wurde er auf den Lehrstuhl für Chirurgie in Erlangen berufen. Während seiner Amtszeit wurde die Klinik erheblich ausgebaut und ihre teils über hundert Jahre alten Gebäude durch Neubauten ersetzt. 1956 wurde das Richtfest für das Bettenhochhaus gefeiert. 1964 war ein neuer Operationstrakt fertiggestellt, vier Jahre später auch ein neuer Labortrakt. Die Zahl der stationären operativen Eingriffe in der Chirurgischen Klinik stieg zwischen 1956 und 1977 von jährlich 2.300 auf 10.500 und damit auf mehr als das Vierfache; die Zahl der in der Poliklinik ambulant behandelten Patienten erhöhte sich sogar von 5.000 auf 25.000.
 
Weitblick bewies Hegemann mit der Errichtung neuer Lehrstühle für Neurochirurgie, Urologie, Orthopädie und Anästhesiologie, Fachrichtungen, die zu Beginn seiner Amtszeit noch Abteilungen der Chirurgischen Klinik waren. Er hat außerdem die Abteilungen für Unfall-, Herz-, Kinder- und plastische Chirurgie in Erlangen eingerichtet. Seiner Initiative ist die Einrichtung einer Abteilung für klinische Pathologie zu verdanken. Die Zusammenarbeit mit dem Stelleninhaber Prof. Dr. Paul Hermanek war außerordentlich fruchbar und nahm weltweit anerkannten Einfluß auf die Fortentwicklung der chirurgischen Onkologie.
 
Seine wissenschaftliche Tätigkeit umfaßte das gesamte Gebiet der Chirurgie; in den letzten Jahren vor seiner Emeritierung hatte er sich vor allem auf Herz- und Gefäßerkrankungen und auf die Abdominalchirurgie spezialisiert. Mehr als 100 Veröffentlichungen dokumentieren seine Vielseitigkeit.
 
Bereits 1959 führte Prof. Hegemann erstmals in Erlangen einen Eingriff am offenen Herzen durch. Mit der ersten koronaren Venenbypass-Operation in Deutschland erwies er sich als einer der führenden Chirurgen seiner Zeit. Die Chirurgie des Darmtrakts, die bereits vor seiner Amtszeit in Erlangen Tradition hatte, trieb er weiter voran.
 
· Kontakt:
Prof. Dr. Werner Hohenberger, Chirurgische Klinik mit Poliklinik
Krankenhausstraße 12, 91054 Erlangen
Tel.: 09131/85 -33201, Fax: 09131/85 -36595
 
Mediendienst AKTUELL Nr. 1789 vom 02.02.1999

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Stand: 02.02.1999