Ausstellung zur Schlossgeschichte

Das Erlanger Schloss als Witwensitz

Das Erlanger Schloss gilt heute als das Wahrzeichen der Friedrich-Alexander-Universität, deren Verwaltungssitz in dem historischen Gebäude untergebracht ist. Die Erinnerung an die Nebenresidenz der Marktgrafen von Bayreuth ist hingegen weitgehend verblasst. Noch weniger ist bekannt, dass das Erlanger Schloss mit Unterbrechungen über einhundert Jahre, von 1712 bis 1817, Witwensitz der Bayreuther Markgräfinnen war. Eine Ausstellung der Universitätsbibliothek Erlangen-Nürnberg beleuchtet vom 15. November bis 8. Dezember 2002 diese stadtgeschichtlich wichtige Epoche.

Die bedeutendste der drei verwitweten Markgräfinnen, die ihren Sitz in Erlangen nahmen, war Sophie Caroline von Braunschweig-Lüneburg, die zweite Gemahlin des Markgrafen Friedrich. Als der Markgraf nach vierjähriger Ehe verstarb, zog die kinderlose junge Witwe im Januar 1764 nach Erlangen, wo sie bis zu ihrem Tod 1817 verblieb. In ihrem Testament vermachte sie das Schloss mit Nebengebäuden der Universität.



Erst in ihren 53 Witwenjahren erhielt das Erlanger Schloss den Charakter einer Residenz, da eine Fürstin dort ihren Wohnsitz nahm, die zwar nicht mehr über die Möglichkeiten einer Landesherrin gebieten konnte, aber dennoch mit ihren Mitteln in Erlangen barockes Hofleben aufblühen und von ihrem Hof wesentliche Impulse für das Erlanger Kulturleben ausgehen ließ. Ihre Wittumsausstattung umfasste neben angemessenen Einkünften und dem Schloss auch den Schlossgarten, die Orangerie, das Opernhaus und weitere Nebengebäude sowie einen entsprechenden Hofstaat. Die kulturell sehr interessierte Markgräfin sorgte unter anderem dafür, dass Wanderbühnen auch nach Erlangen kamen, und bescherte der Stadt damit auf Jahrzehnte hinaus ein blühendes Theaterleben. Daneben stellte sie jährlich 4.000 Gulden für die Versorgung der Armen in der Stadt zur Verfügung. Ihrem Wunsch gemäß wurde Fürstin Sophie Caroline in der Neustädter Kirche beigesetzt, wo sie heute noch ruht.

Die erste Markgrafenwitwe, die an die Erlanger Nebenresidenz als Witwensitz kam, war Elisabeth Sophie von Brandenburg, die dritte Frau von Markgraf Christian Ernst, dem Gründer der Erlanger Neustadt. Zur Hochzeit 1703 hatte er seiner Gemahlin das Schloss zum Geschenk gemacht, die auf den Ausbau des Schlosses, des Gartens und der Orangerie großen Einfluss nahm. Von Christian Ernsts Tod im Jahre 1712 bis zu ihrer erneuten Heirat 1714 war das Erlanger Schloss ihr Witwensitz.

Zwölf Jahre später bezog die Witwe ihres Stiefsohns Georg Wilhelm, Sophia von Sachsen-Weißenfeld, das Schloss. Acht Jahre verbrachte die Markgrafenwitwe in Erlangen und verursachte bis zu ihrem Wegzug manchen Skandal. Im Jahre 1734 vermählte sie sich mit dem 22 Jahre jüngeren Reichsgrafen von Hoditz und ging mit ihm nach Schlesien.

Die Erlanger Ausstellung gibt einen Einblick in die Zeit Erlanges als Witwensitz und beleuchtet das Leben der drei so unterschiedlichen Markgräfinnen. Die Schau im Erdgeschoss der Universitätsbibliothek (Schuhstraße 4, 91054 Erlangen) ist Montag bis Freitag von 10.00 bis 18.00 Uhr, Samstag und Sonntag von 10.00 bis 16.00 Uhr geöffnet. Zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen, der im Buchhandel oder in der Ausstellung erhältlich ist.

Begleitveranstaltungen
Ergänzend zur Ausstellung bietet die Universitätsbibliothek verschiedene Begleitveranstaltungen an. Am Montag, 18. November, und Samstag 30. November stehen historische Spaziergänge “Auf den Spuren der drei Markgräfinnen” auf dem Programm, Am Dienstag, 3. Dezember, und Samstag, 7. Dezember 2002, sind die Bibliotheken der Markgräfinnen Wilhelmine und Sophie Caroline zu besichtigen. Beginn der Führungen ist jeweils um 14.30 Uhr (Treffpunkt Universitätsbibliothek).

Am Mittwoch, 20. November 2002, 18.00 spricht Prof. Dr. Wolfgang Wüst, Lehrstuhlinhaber für Fränkische und Bayerische Landesgeschichte, über “Die Witwe und der Hof. Leben in der Residenz zu Erlangen” (Sitzungssaal UB Altbau, 2. Stock).

Weitere Informationen

Universitätsbibliothek
Dr. Christina Hofmann-Randall

Tel.: 09131/85 -22158
christina.hofmann@ub.uni-erlangen.de



Mediendienst FAU-Aktuell Nr. 2998 vom 12.11.2002


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