Historikertagung zu spanisch-deutschen Beziehungen im Mittelalter
Austausch in Europa vor 500 Jahren

Obwohl Reisende vor 500 Jahren weit unbequemer und langsamer vorankamen als heute, waren weit entfernte Länder erreichbar, und Kontakte zwischen Menschen aus fremden Kulturen und Staaten waren häufiger als oftmals angenommen. Könige und Fürsten, Söldner und Händler, Kleriker und Gelehrte suchten aus ganz unterschiedlichen Anlässen den Weg in die Ferne und mussten sich mit ungewohnten Situationen auseinandersetzen. Parallelen zur “Globalisierung” der Neuzeit sollen nicht außer Acht gelassen werden, wenn vom 26. bis zum 29. September 2002 auf einer Tagung an der Universität Erlangen-Nürnberg historische Beziehungen zwischen der Iberischen Halbinsel und dem römisch-deutschen Reich thematisiert werden. Prof. Dr. Klaus Herbers und Dr. Nikolas Jaspert vom Lehrstuhl für Mittelalterliche Geschichte und Historische Hilfswissenschaften zeichnen gemeinsam mit dem Österreichischen Kulturinstitut in Madrid und der Universität Valladolid für die Tagung verantwortlich.

25 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus fünf europäischen Ländern werden sich an diesen vier Tagen damit befassen, welche Kommunikationsebenen vom 14. Jahrhundert bis zum Beginn des habsburgischen Großreiches existierten und auf welche Weise die Kontakte sich vollzogen. Am Donnerstag, Samstag und Sonntag treffen sich die Experten im Wassersaal der Orangerie im Erlanger Schlossgarten. Am Freitag, 27. September, ist dagegen der Fabersaal im Bildungszentrum am Gewerbemuseumsplatz 2 in Nürnberg der Tagungsort. Die beiden Städte wurden gewählt, um die traditionell engen Beziehungen zwischen Franken und Spanien ins Bewusstsein zu rufen, die sich nach wie vor in vielen Formen der kulturellen und wirtschaftlichen Zusammenarbeit niederschlagen.

Zwischen Spanien und dem Heilige Römische Reich Deutscher Nation, die für den Untersuchungszeitraum als politische und kulturelle Zentren in Europa eingestuft werden, fanden zahlreiche Interaktionen statt, die nicht unbedingt mit heutigen Maßstäben erfassbar sind. Zuwanderung und Besuch, Fremd- und Eigenwahrnehmung lösten zwar teilweise ähnliche Probleme aus, doch die Bedingungen für Abgrenzungs- und Vermischungsprozesse sind nicht generell vergleichbar. Einige “Fremde” waren zudem in Strukturen eingebunden, die über die Grenzen hinausreichten, etwa Mönche und Kanoniker in ihre jeweiligen Orden, Potentaten im Gefüge der Hocharistokratie, Gelehrte in Humanistenkreisen. Die Tagung soll neuere Forschungen zur mittelalterlichen Kulturtransfer aufgreifen, fortführen und vertiefen. Mit spannenden Einsichten in die Formen und Funktionen des europäischen Austauschs in der Vergangenheit ist zu rechnen.

Weitere Informationen

Prof. Dr. Klaus Herbers
Tel.: 09131//85 -22356
Klaus.Herbers@phil.uni-erlangen.de


Mediendienst FAU-Aktuell Nr. 2928 vom 19.9.2002


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