Internationales Symposium an der WiSo
Keine langweiligen Umfragen mehr

Wie aussagekräftig, wie “repräsentativ” sind Umfragen wirklich? Kann der Statistiker mit unvollständig ausgefüllten Fragebögen leben? Wie helfen sich Markt- und Meinungsforschungsinstitute? Unter dem Titel “Nonresponse, Questionnaire Split and Multiple Imputation” findet am Donnerstag, 5. September 2002, von 9.00 bis 18.30 Uhr in Nürnberg (Andreij-Sacharow-Platz 1) eine Konferenz zu Theorie und Praxis der Datenerhebung und Datenqualität für Umfragen statt. Veranstalter des internationalen Symposiums ist - federführend - die Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät der Universität Erlangen-Nürnberg in Zusammenarbeit mit dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesanstalt für Arbeit und dem Zentrum für Umfragen, Methoden und Analysen (ZUMA) in Mannheim.


Wer kennt sie nicht, die langen Fragebögen zu mehr oder weniger interessanten Themen oder Telefonanrufe “Wir machen eine Umfrage... darf ich Sie...” gerade zum ungünstigsten Zeitpunkt? Entsprechend gering ist oftmals die Bereitschaft alle Fragen zu beantworten und entsprechend häufig sind dann die Lücken in den Fragebögen, die der Auswerter schließlich in seinem Eingangskorb findet.

Auf der Nürnberger Konferenz “Theorie und Praxis der Datenerhebung und Datenqualität” werden unter anderem Verfahren wie das “Matrix Sampling” vorgestellt, welches in den USA schon lange im Bereich der Bildungsforschung angewandt wird, um genau dieses Problem der Antwortverweigerung und der damit oft einhergehenden schlechten Datenqualität durch im vorneherein gezielt gesplittete Fragebögen zu verhindern. Das für Statistiker, Soziologen und Praktiker aus der Markt- und Fernsehforschung interessante Programm umfasst weiterhin neueste Entwicklungen wie das Split Questionnaire Survey Design, bei dem gezielt geteilte Fragebögen bei geringst möglichem Informationsverlust wieder zusammengeführt werden und deren jüngste Anwendung in einer großen amerikanischen Gesundheitsumfrage sowie in der Marktforschung.

Unter Teilnahme von Professor Dr. Donald B. Rubin, Leiter des Departments of Statistics an der amerikanischen Harvard Universität, wird auf der Konferenz die sehr komplexe Theorie und Technik der sogenannten mehrfachen Ergänzung (multiple imputation) in ihren verschiedenen Anwendungen vorgestellt. Diese Ergänzungstechnik wurde von Prof. Rubin, einem der weltweit führenden Wissenschaftler, vor 20 Jahren entwickelt, um allgemein lückenhafte Datensätze zu vervollständigen. Dank steigender Rechnerleistung mehren sich langsam auch die praktischen Anwendungen. Noch selten findet Multiple Imputation allerdings bei deutschen Umfragedaten Einsatz.

Mit der Nürnberger Veranstaltung soll zum einen der Wert methodisch anspruchsvoller statistischer Verfahren der Datenergänzung für die praktische Arbeit dokumentiet und zum anderen die Sensibilität der universitären Forscher für die Probleme der Praxis geschärft werden.

Weitere Informationen

PD Dr. Susanne Rässler
Tel. 0911/5302-276
Susanne.Raessler@wiso.uni-erlangen.de



Mediendienst FAU-Aktuell Nr. 2913 vom 2.9.2002


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