Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät


Früh werben, dauerhaft binden


Wenn es um gute Nachwuchskräfte geht, ist der Arbeitsmarkt oft wie leergefegt, auch in der Maschinenbaubranche. Besonders umworben und daher wählerisch sind die so genannten High Potentials. Selbst in einem weltweit bekannten Unternehmen wie der FAG Kugelfischer Georg Schäfer AG, Schweinfurt, wurde das Anwerben guter Hochschulabsolventen in den letzten Jahren immer schwieriger. Ein Lehrforschungsprojekt mit Studierenden der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Erlangen-Nürnberg vom Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Unternehmensführung (Prof. Dr. Harald Hungenberg), sollte daher für FAG neue Wege in der Personalrekrutierung aufzeigen. Besonderes Augenmerk wurde dabei auf ein frühzeitiges Interesse der Maschinenbaustudenten an FAG und eine dauerhafte Bindung an das Unternehmen gelegt. Nach Abschluss des Projektes im vergangenen Jahr werden die Erkenntnisse nun erfolgreich in die Praxis umgesetzt.
 
Im allgemeinen Teil der empirischen Studie hatten Studierende von der WiSo-Fakultät 282 Studierende des Fachs Maschinenbau an elf Universitäten und Fachhochschulen in ganz Deutschland nach ihren Erwartungen an den künftigen Arbeitgeber befragt. Zu den wichtigsten Erwartungen zählten laut Umfrage ein global ausgerichteter Tätigkeitsbereich, ein attraktiver Standort, gute Aufstiegs- und Karrierechancen, überdurchschnittlich gute Bezahlung und ein hervorstechendes Image. "Unternehmen müssen diese Anforderungen kennen, ihr eigenes Angebot damit vergleichen und sich dann mit den eigenen Vorteilen am High-Potentials-Markt positionieren", erläutert Stefan Lackner, Betreuer des Praxisprojektes. "Unsere Befragung hat außerdem gezeigt: Je enger der Markt wird, desto kreativer müssen die Unternehmen auftreten." Oft kosten diese Maßnahmen nicht viel Geld, gefragt ist hier vor allem Engagement und Kreativität.
 
FAG hatte bisher das Personalrekruting an den Hochschulen traditionell durchgeführt. Mit Hilfe des Praxisprojektes wurde das bisherige Hochschulmarketing hinterfragt und weiterentwickelt. Das Ergebnis: Neben Auftritten auf kleineren, fachspezifischen Messen wollen die Schweinfurter zum einen direkt verstärkt in die Hochschule und zum anderen auf spezialisierte Rekruting-Fachmessen gehen. "Auf der Grundlage des Praxisprojektes mit der WiSo haben wir jetzt die interne Betreuung unserer Praktikanten ­ der potentiellen Fach- und Führungsnachwuchskräfte ­ optimiert", berichtet Werner Parwoll, verantwortlicher Leiter Personal-Corporate bei FAG. Jedes Jahr absolvieren etwa 180 bis 200 Studierende ein Praktikum im Schweinfurter Unternehmen. Für ihre optimale Betreuung hatten die WiSo-Studierenden eine FAG-spezifische Checkliste entwickelt, mit der jedes Praktikum so effektiv und identitätsstiftend wie möglich gestaltet werden kann. Neben dem Einsatz von speziellen Fragebögen und der Ermittlung eines Zufriedenheitsindex sollen Maßnahmen wie definierte Arbeitsaufgaben, ein vorbereiteter Arbeitsplatz, ein zentraler Betreuer im Fachbereich und regelmäßiges Feedback bei den Studierenden Zufriedenheit und einen emotionalen Bezug zum Unternehmen herstellen. Ergänzend sollen regelmäßige Praktikantentreffen und Einladungen zu Veranstaltungen dazu beitragen, die gewünschten potentiellen Mitarbeiter nicht mehr aus den Augen zu verlieren. "Die Erfahrung zeigt, dass das Gefühl, in unserem Unternehmen "gut aufgehoben" zu sein und beachtet zu werden, ein wichtiges Kriterium für die Auswahl des künftigen Arbeitgebers geworden ist," betont Parwoll. "Ein für manche Unternehmen sensibles Kriterium wie der Standort rückt dann oft auf einen hinteren Rang."

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Informationen
Stefan Lackner
WiSo-Fakultät
Tel.: 0911/5302-287
E-Mail: stefan.lackner@wiso.uni-erlangen.de
 
Dr. Kerstin Endres
Personalmanagement
FAG Corporate Services GmbH
Tel.: 09721/91-3894
E-Mail: endres_k@fag.de



Mediendienst FORSCHUNG Nr. 626 vom 12.04.2002


Sachgebiet Öffentlichkeitsarbeit (Pressestelle) pressestelle@zuv.uni-erlangen.de