- Gemeinsame Entscheidungen in der Therapie
von Bluthochdruck
Patienten als Partner
Dauerhaft Medikamente einnehmen, obwohl keine Beschwerden
spürbar sind? Dass Patienten unter solchen Umständen
der Empfehlung ihres Arztes nur widerwillig folgen, die tägliche
Pille öfters "vergessen" oder Gründe suchen,
die Behandlung abzubrechen, ist nachvollziehbar. Wer chronisch
erhöhten Blutdruck aufweist, schadet sich jedoch langfristig
oft unwiderruflich, wenn er das Warnsignal übergeht und
die Therapie verweigert. Am Institut für Präventive
Medizin, das der Medizinischen Klinik IV der Universität
Erlangen-Nürnberg angegliedert ist, wird nun ein Konzept
erprobt, das die Eigenverantwortlichkeit anspricht, um das Bündnis
von Arzt und Patient gegen die Krankheit zu stärken. Beide
sollen partnerschaftlich zu einer Entscheidung finden, wie der
Erkrankung zu begegnen ist. Das Modellprojekt unter der Leitung
von Prof. Dr. Roland Schmieder wird vom Bundesgesundheitsministerium
mit rund 188.000 Euro unterstützt.
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- Wenn Patienten in die Therapieentscheidungen
einbezogen werden sollen, müssen sie Möglichkeiten
kennen, die zur Wahl stehen. Akute, schwere Fälle von Bluthochdruck
können nicht in die Studie aufgenommen werden. Andere Patienten
jedoch sind aufgefordert, sich zu überlegen, ob sie lieber
ihr Gewicht reduzieren, salzarm essen, das Rauchen aufgeben und
regelmäßig Sport treiben wollen, als auf Pharmaka
zurückzugreifen. Wer sich solche Verhaltensänderungen
nicht zutraut oder aus anderen Gründen blutdrucksenkende
Medikamente einnehmen sollte, kann zwischen verschiedenen, gleich
wirksamen Substanzen wählen. Den Ausschlag könnten
die Nebenwirkungen geben, die bei längerer Anwendung bekannt
sind.
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- Um Entscheidungen mittragen zu können,
müssen die Patienten sich fachkundig machen. Dazu wird eine
Schulung für Hypertoniker angeboten, die aus einzelnen Modulen
aufgebaut ist. So können individuelle Grundkenntnisse berücksichtigt
und Therapiemöglichkeiten für den Einzelfall vorgestellt
werden. In intensiven Seminaren von 90 Minuten Dauer findet eine
Einführung in wichtige Fragen der Hypertoniebehandlung statt.
Die Kompetenz soll damit so weit gefördert werden, dass
die Beteiligung an Behandlungsentscheidungen möglich ist.
Die teilnehmenden Ärzte absolvieren ein Kommunikationstraining
zur partnerschaftlichen Entscheidungsfindung. 50 Praxen aus dem
Großraum Nürnberg sollen zur Mitarbeit gewonnen werden
und bis zu 300 Patienten in dieser Studie betreuen.
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- Subjektiv zufriedener, objektiv gesünder?
Das Konzept der Studie geht davon aus, dass Hochdruckpatienten
eine Verbesserung in der Beziehung zu ihrem Arzt erleben, wenn
sie als Partner behandelt werden und die Therapie mitbestimmen
können. Dieses subjektive Empfinden sollte sich in einem
objektiv messbaren höheren Erfolg der Behandlung von arteriellem
Bluthochdruck widerspiegeln, zum Beispiel in einer besseren Blutdruckeinstellung.
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- Ob diese Erwartungen sich erfüllen,
wird in vier Untersuchungen während der Laufzeit von eineinhalb
Jahren anhand objektiver Kriterien kontrolliert. Die Endauswertung
erfolgt 18 Monate nach der Aufnahme des letzten Parienten in
die Studie. Selbsthilfegruppen von Hypertonikern in Nürnberg
und Erlangen, die beteiligten Mediziner und ärztliche Qualitätszirkel,
die für die Umsetzung der Ergebnisse entscheidend sind,
werden im Fortgang des Projekts laufend konsultiert.
Weitere Informationen
- Anja Deinzer
Institut für Präventive Medizin der Nieren-, Hochdruck-
und Herzerkrankungen
Tel.: 0911/398 -5405
webmaster@ipm-praevention.de
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- Prof. Dr. Roland Schmieder
Medizinische Klinik IV
Tel.: 09131/85 -39002 oder 0911/398 -2702
roland.schmieder@rzmail.uni-erlangen.de
Mediendienst FORSCHUNG Nr. 617 vom 29.01.2002
Sachgebiet Öffentlichkeitsarbeit (Pressestelle)
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