Tagung der Medizinischen Klinik I


Mit moderner Diagnostik ausgeruht und sicher in den Tag


Lungenerkrankungen sind auch zu Beginn des neuen Jahrhunderts in den westlichen Industrieländern auf dem Vormarsch. Das gilt nicht nur für das Bronchialkarzinom (Lungenkrebs). Auch die allergischen und entzündlichen Erkrankungen der Lunge sind mittlerweile ein enormes Problem: Nach Schätzungen von Epidemiologen wird die chronische Bronchitis der Raucher bis zum Jahr 2020 die dritthäufigste Todesursache darstellen. Bereits jeder dritte Tag an Arbeitsunfähigkeit ist zudem auf Lungenerkrankungen zurückzuführen. Vor diesem Hintergrund veranstaltet die Medizinische Klinik I der Universität Erlangen-Nürnberg (Direktor Prof. Dr. Eckart G. Hahn) am Freitag, 22. Juni, und Samstag, 23. Juni 2001 in Herzogenaurach die 12. Erlanger Klinische Konferenz zur Therapie von Lungenerkrankungen.
200 Pneumologen und Internisten aus dem gesamten Bundesgebiet werden zur Tagung erwartet. Im Zentrum stehen dabei neue Medikamente für Asthmapa-tienten, neue Programme zur Prävention und zur Raucherentwöhnung und neue Wege bei der Therapie des fortgeschrittenen Bronchialkarzinoms sowie Strategien für eine individuelle Beatmungstherapie mit "intelligenten" Be-atmungsgeräten.
 
Für die Behandlung der seit zwanzig Jahren kontinuierlich zunehmenden Asthmaerkrankungen wird - kurz vor Einführung der Substanz in die Praxis - ein neuer Ansatz kritisch diskutiert. "Das Präparat beeinflusst nicht, wie bisher üblich, die Symptome, sondern greift direkt am Immunsystem an", beschreibt PD Dr. Joachim Ficker, Leiter des Lungenzentrums der Medizinischen Klinik I, die Wirkungsweise. Spezielle Antikörpern blockieren bei der Medikamenteneinnahme die allergische Reaktion, die anderenfalls zu einem Asthmaanfall führen würde.
 
Krebserkrankungen der Lunge und des Bronchialsystems sind heute die häufigste Krebstodesurache beim Mann ­ bei den Frauen stehen sie mittlerweile schon auf Platz zwei. Die Heilungschancen sind trotz intensiver Forschungsanstrengungen nach wie vor schlecht. Nach fünf Jahren leben nur noch etwa 15 Prozent der Patienten. Viele der Betroffenen haben zu spät einen Arzt aufgesucht. Alleine in Deutschland erkranken pro Jahr zwischen 40.000 und 50.000 Menschen neu an einem Bronchialkarzinom. Eine der wesentlichen Ursachen für die Zunahme von Lungenerkrankungen stellt das Zigarrettenrauchen dar. Die Zahl der Raucherinnen nimmt deutlich zu, die Einsteiger ins Zigarrettenrauchen werden immer jünger.
 
Neue Wege der Prävention, Programme zur Raucherentwöhnung und zur Frühdiagnose sind hier vielleicht ein Ansatz für die Zukunft. Immer wichtiger werden heute auch Verfahren, die beim fortgeschrittenen Bronchialkarzinom, bei dem keine Dauerheilung mehr möglich ist, wenigstens eine ausreichende Funktion von Bronchialsystem und Lunge aufrechterhalten. Erlanger Pneumologen haben ein Verfahren weiterentwickelt, mit dem Lungenabschnitte, die durch den Tumor verschlossen sind, mit dem Laser wieder geöffnet werden. Patienten bekommen nun wieder besser Luft. Wenn auch die bronchologischen Maßnahmen häufig keine definitive Heilung bewirken, so erleichtern sie doch das Los der Patienten ganz entscheidend. Sie fühlen sich subjektiv wohler und leben nicht mehr mit ständiger Erstickungsangst.
 
Die so genannte "Schlafapnoe" ist ein Problem, das in der Öffentlichkeit noch weitgehend unbekannt ist, obwohl etwa zwei bis vier Prozent der Erwachsenen darunter leiden. Dabei setzt die Atmung im Schlaf für mehrere Sekunden aus ­ und das oft bis zu 500 mal pro Nacht. Die Situation ist für den Betroffenen durchaus bedrohlich: Der Sauerstoffmangel kann ernsthafte Herzprobleme versuchen, Müdigkeit kann zu Problemen am Arbeitsplatz und beim Autofahren führen. Allein die Erlanger Klinik betreut etwa 3000 Schlafapnoe-Patienten zum Beispiel mit einer neu entwickelten individuellen Beatmungstherapie, die Betroffene zuhause selbst durchführen können. Neben dem Bett steht ein kleines elektronisches Beatmungsgerät, das die Atempausen zuverlässig überbrückt.
 
Das Problem wird auch von den Betroffenen oftmals unterschätzt. Nachdem im Rahmen einer Untersuchung in Erlangen eine Informationsseite über die Symptome des Krankheitsbildes ins Internet gestellt wurde, konnten bereits nach wenigen Tagen weit über 1000 Anfragen aus ganz Europa registriert werden. Fast alle Patienten, die anschließend untersucht werden konnten, hatten tatsächlich eine Schlafapnoe. Sie waren sich ebenso wenig wie ihre Hausärzte der Gefährlichlichkeit des Krankheitsbildes bewußt gewesen.
 
Die Patienten, die die "intelligenten" Beatmungssysteme zuhause konsequent anwenden, sind hingegen in der Regel schon nach wenigen Tagen beschwerdefrei. "Welche Erleichterung das für die Betroffenen darstellt, ist uns Medizinern oft gar nicht bewußt", gibt Ficker zu bedenken. Er weiß von einem Patienten, der seine Erfahrungen mit dem Gerät bei einer Nachuntersuchung in Erlangen auf den Punkt brachte: "Sie hätten über Ihre Internetseite schreiben sollen: 'Schlaf dich fit!' Dann hätte ich schon viel früher gesehen, wie einfach sich mein Problem lösen läßt. Ich fühle mich jeden Morgen wie neu geboren!"
 
Weitere Informationen:
OA Priv.-Doz. Dr.med. Joachim H. Ficker
Leiter des Bereichs Pneumologie, Medizinische Universitatsklinik I
Krankenhausstr. 12, 91054 Erlangen
Tel.: 09131/85-33396 oder -39322, Pforte: 09131/85-33434 oder -33435
Fax: 09131/85-36909,
E-mail: joachim.ficker@med1.imed.uni-erlangen.de
Internet: www.lungenzentrum.de

MediendienstAktuell Nr. 2420 vom 21.6.2001

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