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Der Ägyptologe Jan Assmann eröffnet Ringvorlesung

Mythen aus alter und neuer Zeit

Mythenbildung ist nicht nur eine Sache grauer, vorgeschichtlicher Zeit, sondern ein überzeitliches Phänomen, an dem seit ihrem Bestehen auch die Geschichtswissenschaft beteiligt war. Das Institut für Geschichte der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg will sich an ausgewählten Beispielen mit diesem Prozess und seiner Funktion als Sinn- und Identitätsstiftung auseinandersetzen und veranstaltet unter dem Generalthema "Mythen in der Geschichte" im Sommersemester 2001 erneut eine Ringvorlesung, die im darauffolgenden Wintersemester fortgesetzt wird. Die Vortragsreihe des Sommersemesters beginnt am 8. Mai 2001 mit Ausführungen des Heidelberger Ägyptologen Jan Assmann über "Mythos und Geschichte" und endet am 24. Juli 2001 mit der Erörterung der Frage "Sind Epochen notwendige Mythen?" durch Ludolf Kuchenbuch von der Fern-Universität Hagen. Die Vorträge sind jeweils dienstags ab 19.15 Uhr im Kollegienhaus, Universitätsstraße 15 in Erlangen, Hörsaal 2.011 zu hören.
 
Jan Assmann, dessen Vortrag die Ringvorlesung einleitet, versteht unter Mythen ganz allgemein "fundierende Erklärungen", die einen bestehenden Status quo als Teil einer natur- oder gottgegebenen, gesetzten oder gesetzmäßigen Ordnung legitimieren. Dem Politologen Herfried Münkler zufolge wird Gemeinschaften durch Mythen politischer Sinn und nationale Identität gegeben, weil sie ein "Versprechen" enthalten, das die Vergangenheit mit der Gegenwart verbindet und darüber hinaus in die Zukunft weist. Folgt man diesen Gedankengängen, dann lassen sich die alten Abstammungs- und Staatsgründungsmythen mit den modernen Mythen des Nationalstaates, der Revolution, des Fortschritts durchaus vergleichen. So lässt sich der Bogen von Troja und Karl dem Großen über die Kreuzzüge, Friedrich Barbarossa, das Alte Reich und "Preußens deutsche Sendung" spannen bis hin zum "Mythos der Herkunft", zum Mythos von hispanischen Sonderweg und zur Entstehung und Entsakralisierung des Mythos "Großer Vaterländischer Krieg".
Im Wintersemester 2001/2002 wird die Ringvorlesung mit 13 Vorträgen fortgesetzt. Programme liegen im Institut für Geschichte aus und sind vor den einzelnen Vorträgen im Kollegienhaus erhältlich.
 
Weitere Informationen:
Prof. Dr. Helmut Neuhaus, Lehrstuhl für Neuere Geschichte
Kochstraße 4, 91054 Erlangen
Tel.: 09131/85 -22357, Fax: 09131/85 -26514
E-Mail: galas@phil.uni-erlangen.de
 
Das Programm:
 
Sommersemester 2001
08. 05. 2001 Jan Assmann (Heidelberg), Mythos und Geschichte
15. 05. 2001 Peter Högemann (Erlangen), Der Mythos um Troja, oder: wie historisch ist die Kolonisation Kleinasiens durch die Griechen
22. 05. 2001 Klaus Herbers (Erlangen), Karl der Große - vom Vorbild zum Mythos
29. 05. 2001 Nikolas Jaspert (Erlangen), Das Kreuz mit den Kreuzzügen: Heldentat oder Verbrechen?
12. 06. 2001 Helmut Neuhaus (Erlangen), Das Reich als Mythos in der Neueren Geschichte
19. 06. 2001 Stefan Weinfurter (Heidelberg), Friedrich Barbarossa - Heiliges Reich und Weltkaiseridee
26. 06. 2001 Axel Gotthard (Erlangen), "Preußens deutsche Sendung"
03. 07. 2001 Herwig Wolfram (Wien), Der Mythos der Herkunft: Origo et historia
10. 07. 2001 Walther L. Bernecker (Nürnberg), "Spanien ist anders". Der Mythos vom hispanischen Sonderweg
17. 07. 2001 Helmut Altrichter (Erlangen), "Der Große Vaterländische Krieg". Zur Entstehung und Entsakralisierung eines Mythos
24. 07. 2001 Ludolf Kuchenbuch (Hagen), Sind Epochen notwendige Mythen?
 
Wintersemester 2001/2002
23. 10. 2001 Maximilian Forschner (Erlangen), Schöpfungsmythos und Fortschrittsidee in der neuzeitlichen Wissenschaft
30. 10. 2001 Severin Koster (Erlangen), Gründungsmythos Rom
06. 11. 2001 Werner K. Blessing (Erlangen), Der Mythos "Bayern" im 20. Jahrhundert
13. 11. 2001 Gerd Krumreich (Düsseldorf), Die kulturelle Präsenz Jeanne d'Arcs im Wandel der Zeiten
20. 11. 2001 Manfred Berg (Berlin), Der Mythos der Frontier und die amerikanische Identität
27. 11. 2001 Karl Möseneder (Erlangen), Bild und Mythographie. Annibale Carraccis Galleria Farnese in Rom
04. 12. 2001 Peter Segl (Bayreuth), Die Inquisition - eine schwarze Legende?
11. 12. 2001 Peter Ackermann (Erlangen), Stationen der japanischen Geschichte: Mythenbildung als Abwehr gegen die geistesgeschichtlichen Diskurse des eurasischen Kontinents
18. 12. 2001 Elisabeth Erdmann (Nürnberg), Die Dolchstoßlegende in deutschen Schulbüchern von den 1920er Jahren bis zur Gegenwart
08. 01. 2002 Frank-Lothar-Kroll (Chemnitz), Mythos und Utopie im Nationalsozialismus
15. 01. 2002 Bernhard R. Kroener (Potsdam), "Nun danket alle Gott" ... "bis zur letzten Patrone". Schlachtenmythen als Bestandteil einer politisch instrumentalisierten kollektiven Erinnerungskultur am Beispiel von Leuthen, Sedan und Stalingrad
22. 01. 2002 Thomas Nicklas (Erlangen), Konsens im Mythos? Charles de Gaulle und die "gaullistische Legende" als Faktor nationaler Integration
29. 01. 2002 Ulrich Herbert (Freiburg i. Br.), 1968 im internationalen Vergleich: Ereignis, Bedeutung, Mythos
 
MediendienstAktuell Nr. 2363 vom 4.5.2001

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