Physikalisches Institut der Universität
Erlangen-Nürnberg
Archäologische Sensation oder aktueller Mordfall: Mysteriöser
Mumienfund in Pakistan
Ist Dr. Gerhard Morgenroth, wissenschaftlicher Mitarbeiter von
Prof. Dr. Wolfgang Kretschmer am Lehrstuhl für Experimentalphysik
(Inhaberin: Prof. Dr. Gisela Anton), einem Mordfall auf die Spur
gekommen? Stammen die von ihm im 14C-Labor der Universität
Erlangen-Nürnberg untersuchten Proben einer vermeintlich
2500 Jahre alten Mumie aus Pakistan von einer Frauenleiche, die
vor zwei Jahren grausam ermordet wurde? Die Anzeichen verdichten
sich, letzte Klarheit erwartet der Erlanger Wissenschaftler in
wenigen Wochen.
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- Zur Vorgeschichte: Die Entdeckung einer Mumie
in Pakistan vor einem Jahr galt als archäologische Sensation,
die weltweit durch die Medien ging. Die Mumie wurde von der Polizei
beschlagnahmt und kam in das pakistanische Nationalmuseum nach
Karachi. Dort wurde sie unter der wissenschaftlichen Leitung
von Frau Dr. Asma Ibrahim1 untersucht.
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- Ihr Ergbnis: Ähnlich wie bei ägyptischen
Mumien üblich befindet sich der Leichnam in einem doppelten
Sarg, einem inneren aus Stein und einem äußeren aus
Holz. Die Frauenmumie trägt eine Krone aus Gold und eine
goldene Brustplatte mit einer altpersischen Inschrift, die sie
als Ruduamna, die Tochter von Xerxes - er lebte im 5. Jahrhundert
v. Chr. - ausweist. Eine Untersuchung der Mumie mittels Computertomographie
ergab, dass es sich um eine 20- bis 40-jährige Frau handelt,
bei der Hüftknochen und Rücken gebrochen sind. Auffällig
ist insbesondere, daß der Frau offensichtlich vor ihrem
Tod die Zähne ausgerissen wurden2.
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- Zur Bestätigung der Echtheit und des
Alters der Mumie wurden Proben aus einem Tuch und der Bastmatte
der Mumie zur Radiokarbondatierung (14C) an das Deutsche Archäologische
Institut nach Berlin geschickt. Diese Proben wurden aufgrund
der zu geringen Probenmengen an das 14C-Labor der Universität
Erlangen-Nürnberg zur weiteren Bearbeitung und Datierung
weitergeleitet.
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- Die im März dieses Jahres von Dr. Morgenroth
durchgeführten 14C-Messungen am Erlanger Tandembeschleuniger
zeigten, dass sich in den Proben ein deutlich überhöhter
14C-Gehalt befindet. "Dieser Wert läßt sich nur
aus den oberirdisch durchgeführten Kernwaffentests in den
50er und 60er Jahren des letzten Jahrhunderts erklären.
Die von uns untersuchten Materialen können somit höchstens
40 bis 50 Jahre alt sein", so Dr. Morgenroth. Daraufhin
unterzog der Erlanger Physiker die Daten einer genaueren Analyse
und konnte das Alter der untersuchten pflanzlichen Proben einem
Zeitraum zwischen 1958 und 1960 oder 1992 und 1994 unserer Zeitrechnung
zuordnen. "Somit stellten sich zumindest die zur Mumie beigelegten
Materialien als Fälschung heraus," konstatiert Dr.
Morgenroth.
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- In der Zwischenzeit sind in Pakistan weiter
Hinweise aufgekommen, dass es sich bei der Mumie um eine sehr
aufwendige Fälschung handelt und dass die Mumie an sich
nicht älter als zwei Jahre sein kann.
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- Im Erlanger Labor werden zur Zeit Knochen
und Muskelgewebe der eigentlichen Mumie vorbehandelt, um sie
innerhalb der nächsten Wochen exakt datiert werden können.
"Diese Messungen werden dann letztendlich zeigen, wie alt
die Frauenleiche wirklich ist," verspricht Dr. Morgenroth.
Dies ist insofern wichtig, da es sich nun anstatt einer archäologischen
Sensation eventuell um einen Mordfall handelt3.
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- Weitere Informationen:
Dr. Gerhard Morgenroth, Lehrstuhl für Experimentelle Physik
Erwin-Rommel-Str. 1, 91058 Erlangen
Tel.: 09131/85 -27119, FAX: 09131/15249
E-Mail: morgenroth@physik.uni-erlangen.de
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- Quellen:
1 Dr. Asma Ibrahim, Curator,
National Museum of Pakistan,
Internetseite mit Informationen zur Mumie: http://www.geocities.com/dr_asma2001/
- 2 The mystery of the mummy by Dr. Asma Ibrahim, The
archaeological review, 2000-2001, Karachi, Pakistan
- 3 Artikel in der Independent (London) vom 17.05.01
- MediendienstAktuell Nr. 2418 vom 21.6.2001
Sachgebiet Öffentlichkeitsarbeit (Pressestelle)
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