Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche
Fakultät
Tarifbindung: Große Unterschiede zwischen West- und Ostdeutschland
Die Tarifbindung, d.h. der Anteil der Betriebe und Beschäftigten,
die Tarifverträgen unterliegen, unterscheidet sich stark
nach Branchen und Regionen: Im Jahr 2000 waren gut 45 Prozent
der westdeutschen, aber nur 23 Prozent der ostdeutschen Betriebe
durch Branchentarifverträge gebunden. In diesen Betrieben
arbeiteten 63 Prozent der westdeutschen bzw. 45 Prozent der ostdeutschen
Beschäftigten. Dies ist das Ergebnis einer Studie des Lehrstuhls
für Arbeitsmarkt- und Regionalpolitik der Universität
Erlangen-Nürnberg und des Instituts für Arbeitsmarkt-
und Berufsforschung der Bundesanstalt für Arbeit (IAB) in
Nürnberg, die sich auf repräsentative Daten von rund
14.000 Betrieben des IAB-Betriebspanels stützt.
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- Firmentarifverträge galten für
knapp drei Prozent der westdeutschen und gut vier Prozent der
ostdeutschen Betriebe, in denen sieben bzw. zehn Prozent der
Beschäftigten tätig waren. Für fast jeden dritten
westdeutschen und knapp die Hälfte der ostdeutschen Arbeitnehmer
gab es keinen Tarifvertrag. Jeweils rund die Hälfte dieser
Arbeitnehmer wurden jedoch indirekt von Tarifverträgen erfasst,
da sich ihre Betriebe daran orientierten.
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- Besonders hoch fällt die Tarifbindung
bei Gebietskörperschaften und bei Banken und Versicherungen
aus, besonders selten finden Tarifverträge bei Dienstleistungen
für Unternehmen und in der Landwirtschaft Verwendung. Statistische
Analysen zeigen, dass größere Betriebe und Zweigniederlassungen
häufiger tarifgebunden sind. Jüngere Betriebe setzen
dagegen seltener auf Tarifverträge.
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- Dementsprechend zeigt die Tarifbindung auch
abnehmende Tendenz: Bezogen auf die Beschäftigten ist die
Branchentarifbindung in den alten Bundesländern von 72,2
Prozent in 1995 auf 62,8 Prozent in 2000 und in den neuen Ländern
von 56,3 Prozent in 1996 auf 45,5 Prozent in 2000 zurückgegangen.
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- Der Volltext der Untersuchung ist im Internet
unter http://www.wiso.uni-erlangen.de/WiSo/VWI/am/pdf/dp8.pdf
nachzulesen.
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- Weitere Informationen
- Lehrstuhl für Arbeitsmarkt- und Regionalpolitik
Prof. Dr. Claus Schnabel, Tel.: 0911/5302-481
Dr. Susanne Kohaut (IAB), Tel.: 0911/179-3253
- Mediendienst Aktuell Nr. 2638 vom 12.12.2001
Sachgebiet
Öffentlichkeitsarbeit (Pressestelle) pressestelle@zuv.uni-erlangen.de