Nach dem Abschluss an der Fachhochschule in den USA studieren


Ein Weg zur Promotion führt über die USA


Der Lehrstuhl für Kunststofftechnik (Prof. Dr.-Ing. Dr. h.c. Gottfried W. Ehrenstein) der Universität Erlangen-Nürnberg will gut qualifizierte Studenten der Fachhochschulen bei einem weiterführenden Auslandsstudium begleiten. Ziel des Studiums in den USA ist der Erwerb eines Abschlusses als Master of Science, mit dem dann am Lehrstuhl für Kunststofftechnik die Promotion möglich ist.
 
Bei Bewerbern, die im Ausland einen Hochschulabschluss erlangt haben und eine wissenschaftliche Position an einem universitären Institut anstreben, ist vor der Einstellung eine Überprüfung notwendig, ob die nachgewiesene Qualifikation als dem deutschen Universitätsabschluss gleichwertig anerkannt werden kann. Daraus ergibt sich für Ingenieure mit sehr gutem Fachhochschulabschluss die Möglichkeit durch ein weiterführendes Auslandsstudium eine Qualifikation zu erreichen, mit der ihnen auch eine wissenschaftliche Position an einem Lehrstuhl offen steht. Entscheidend dabei ist die richtige Vorbereitung des Auslandsstudiums.
 
Wie dies gelingen kann, hat Norbert Müller, M.Sc., gezeigt, der seit einem Jahr am Lehrstuhl für Kunststofftechnik von Prof. Dr. Gottfried W. Ehrenstein als wissenschaftlicher Mitarbeiter beschäftigt ist.
 
Norbert Müller hat sein Studium an der Fachhochschule Rosenheim mit einem sehr guten Abschluss als Diplom-Ingenieur (FH), Kunststofftechnik, beendet, einer Qualifikation, die in den USA als Bachelor-Grad gleichwertig angesehen werden kann. Damit stand ihm der Weg zur Graduate School, der Institution an den US-Universitäten, an denen die Abschlüsse M.Sc., D.Eng. und Ph.D. verliehen werden, offen und er konnte seine Ausbildung an der für Plastics Engineering bedeutsamen University of Massachusetts, Lowell, fortsetzen.
 
"Ich habe mit meinen Vorbereitungen für das Auslandsstudium bereits im fünften FH-Semester begonnen", erinnert sich Norbert Müller, der unmittelbar nach dem Fachhochschuldiplom in Amerika zu studieren beginnen wollte. Weil vor der Zulassung zwei Tests, der TOEFL (Sprachprüfung) und der GRE (Einstufungsprüfung für das Studium an der Graduate School), abgelegt werden müssen, ist eine Vorbereitungszeit von mindestens einem Jahr erforderlich. "Es lohnt sich, sehr früh mit den Vorbereitungen zu beginnen, weil die Anerkennung des Fachhochschuldiploms an der amerikanischen Universität einer gesonderten Begutachtung bedarf und für das Visum aufwändige Formalitäten erledigt werden müssen."
Mit einem Stipendium konnte Norbert Müller einen Teil seines Auslandsstudiums finanzieren. "Parallel zu den Zulassungsprüfungen sollte man sich um ein Stipendium bemühen, denn die Fristen der Stipendiengeber müssen unbedingt berücksichtigt werden." Während des Auslandsstudiums kann mit einem Teaching Assistant-ship oder einem Research Assistantship die monatliche Finanzbelastung weiter reduziert werden.
 
Mit dem in den USA erworbenen Abschluss als Master of Science konnte Norbert Müller bei seiner Bewerbung um eine Stelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Kunststofftechnik den gleichen Ausbildungsstand wie ein amerikanischer Kandidat nachweisen. Damit jedoch ein Master-Abschluss dem Universitätsdiplom gleichgestellt werden kann, muss die amerikanische Universität in Deutschland als Forschungshochschule anerkannt und das Master-Studium mit einer Thesis abgeschlossen worden sein. Bei der Anerkennung der Universität stützt sich die Kultusministerkonferenz auf die Arbeit der Carnegie-Foundation, einer Stiftung, die US-Universitäten nach ihren Forschungsaktivitäten klassifiziert. Da die University of Massachusetts, Lowell, als Forschungsuniversität ausgewiesen ist und dort für den Master-Abschluss eine Thesis gefordert wird, waren für Norbert Müller die Voraussetzungen für seine Anstellung am Lehrstuhl für Kunststofftechnik gegeben.
 
Vergleicht man den Weg von Norbert Müller mit dem in der Promotionsordnung der Universität Erlangen-Nürnberg für FH-Absolventen beschriebenen Ausbildungsgang, der ein zwei- bis dreisemestriges Studium vor der Promotionszulassung vorsieht, erscheint ein Auslandsstudium deutlich attraktiver. So hat Norbert Müller mit seinem Master-Studium einen eigenständigen weiterführenden Abschluss erworben, der bei der Gehaltseinstufung dem Universitätsabschluss gleichgestellt wird. Mit der daraus entstehenden finanziellen Besserstellung (bis zu 1400 Mark monatlich) kann die Belastung für das Auslandsstudium, je nach Studiendauer und -ort, bereits während der Forschungstätigkeit ganz oder teilweise ausgeglichen werden. "Zudem konnte ich durch den intensiven Kontakt mit dem fremden Kulturkreis wertvolle persönliche Erfahrungen sammeln und meine Sprachkenntnisse erheblich verbessern", so Norbert Müller.
 
Wie aber lässt sich der weiterführende Abschluss nach der Rückkehr nach Deutschland verwerten: "Natürlich spielten bei mir auch rein ideelle Gesichtspunkte eine wichtige Rolle. Wegen des nicht unerheblichen finanziellen Aufwandes habe ich mir allerdings auch die Frage nach der wirtschaftlichen Rechtfertigung gestellt, denn Ingenieure von Fachhochschulen erreichen zwischenzeitlich annähernd das gleiche Lebenseinkommen wie Universitätsabsolventen. Erst promovierte Ingenieure erlangen im Mittel deutlich besser vergütete Positionen. Aus wirtschaftlicher Sicht lohnt sich das weiterführende Auslandsstudium daher nur mit anschließender Promotion."
 
Der Erlanger Lehrstuhl für Kunststofftechnik will Fachhochschulstudenten, die an einer wissenschaftlichen Position interessiert sind, den attraktiven Weg, wie ihn Norbert Müller beschritten hat, ebnen. Erste Kandidaten bereiten sich derzeit auf ihr Auslandsstudium in den USA vor. Die Partneruniversitäten des Lehrstuhls, die University of Massachusetts, Lowell, und die University of Wisconsin, Madison, bieten beide einen anerkannten Master-Abschluss an, der die Promotion in Deutschland ermöglicht.
 
FH-Studenten, die sich für diese Form der Weiterqualifikation interessieren, sind - nach vorheriger Anmeldung - am Lehrstuhl für Kunststofftechnik zum Informationsgespräch und zur Besichtigung der Einrichtungen gerne willkommen. Weitere Information können über die Homepage des Lehrstuhls unter www.lkt.uni-erlangen.de, Rubrik "Lehrangebot", abgerufen werden.
 
Weitere Informationen:
Lehrstuhl für Kunststofftechnik, Norbert Müller, M.Sc.
Am Weichselgarten 9, 91058 Erlangen-Tennenlohe
Tel.: 09131/ 85 -29717, Fax: 09131/85 -29709
E-Mail: mueller@lkt.uni-erlangen.de

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