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- Umweltökonomische Produkt- und Prozessbewertung
mit Unterstützung der Fuzzy-Set-Theorie
Von der Unsicherheit zu glaubwürdigen
Indikatoren
- Umweltverträglichkeit muss heute
von Beginn der Planung an über alle Entwicklungsstufen von
Produkten und Prozessen gewährleistet sein. Unsicherheiten
in Ausgangsdaten und Gewichtung erschweren jedoch eine zuverlässige
umweltökonomische Bewertung. Ein Modell, das mit Unterstützung
der Fuzzy-Set-Theorie dennoch nachvollziehbare und stichhaltige
Aussagen über Umweltbelastungen ermöglicht, wird an
der Universität Erlangen-Nürnberg am Lehrstuhl Qualitätsmanagement
und Fertigungsmesstechnik (QFM) von Prof. Dr.-Ing. Albert Weckenmann
entwickelt.
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- Die Einstellung der Menschen zur Qualität
ihrer Umwelt hat sich radikal verändert. Für die Öffentlichkeit
interessant ist nicht mehr nur die wirtschaftliche Tätigkeit
eines Unternehmens, sondern auch, ob diese Tätigkeit die
Umwelt belastet und inwieweit das Unternehmen die Folgekosten
trägt. Konsequenterweise sind die ordnungsrechtlichen Instrumente
in den letzten Jahren immer strenger geworden und werden noch
weiter verschärft. Eine Ursache für die Sensibilisierung
ist der volkswirtschaftliche Schaden von 600 Milliarden Mark,
welcher in der Bundesrepublik Deutschland jährlich durch
Umweltschäden entsteht.
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- Lebensraum wurde durch verseuchte Böden,
verschmutzte und zerstörte Gewässer und durch Abgasbelastungen
zerstört. Um vergleichbare Fehler in der Zukunft weitestgehend
zu vermeiden, ist es unerlässlich, die Umweltverträglichkeit
von Produkten und Prozessen durch eine umweltökonomische
Bewertung zu sichern.
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- Ökobilanzen, Kosten-Nutzen-Analyse für
externe Umweltschutzkosten und ordnungsrechtliche Instrumente
sind die drei wichtigsten Dimensionen der umweltökonomischen
Bewertung von Produkten und Prozessen. Ökobilanzen beurteilen
die Umweltverträglichkeit von Prozessen und Produkten. Externe
Umweltschutzkosten werden durch das Unternehmen selbst verursacht,
aber von Dritten getragen. Die ordnungsrechtlichen Instrumente
(Gesetze, Richtlinien, Vorschriften etc.) unterstützen die
Durchführung von Ökobilanzen und Kosten-Nutzen-Analysen.
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- Die große Schwachstelle bei der Durchführung
der umweltökonomischen Bewertung ist die Unsicherheit in
Ökobilanzen und externen Umweltschutzkosten, verursacht
durch die Unsicherheit bei den Sachbilanzdaten, den Gewichtungsfaktoren
und den Äquivalenzkoeffizienten. Die Ergebnisse können
deshalb erheblich schwanken bzw. verfälscht werden. Die
Zuverlässigkeit der umweltökonomischen Bewertung von
Produkten und Prozessen wird somit in Frage gestellt.
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- Theorie der unscharfen Mengen
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- Eine gute Möglichkeit für die Fehlermodellierung
stellt die Fuzzy-Set-Theorie dar, die mit ihrer mathematischen
Basis, der Theorie der unscharfen Mengen, einen neuen Ansatz
beim Aufstellen, Interpretieren und Verrechnen von unscharfen
Daten bildet. Die Fuzzy-Set-Theorie und deren Definition des
Begriffes der Möglichkeit schaffen die theoretische und
formale Grundlage, auf der die gesetzlichen Anforderungen und
die naturwissenschaftlichen Daten zur umweltökonomischen
Bewertung zueinander in Beziehung zu setzen sind.
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- Ziel des Forschungsprojektes ist die Bereitstellung
einer Methode zur umweltökonomischen Bewertung von Produkten
und Prozessen, bei der durch die Unterstützung der Fuzzy-Set-Theorie
die Unsicherheit bei Ökobilanzen und die externen Kosten
miteinbezogen werden können.
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- Der Bilanzrahmen und die Systemgrenzen der
betrachteten Produkte oder Prozesse werden festgelegt. Die Parameter
für die Modellierung unsicherer und unscharfer Informationen
aus der Sachbilanz (Energie- und Massenströme) und die Gewichtungsfaktoren
werden mit Hilfe der Methoden aus der Fuzzy-Set-Theorie zum Zwecke
der Erstellung einer Ökobilanz und zur Ermittlung von externen
Umweltkosten verarbeitet. Im dritten Arbeitsschritt wird das
fuzzygestützte Konzept zur Verarbeitung von unsicheren sachbilanzbezogenen
Kosteninformationen und unsicheren Äquivalenzkoeffizienten
für das Ermitteln der externen Umweltkosten des Produktes
oder Prozesses entwickelt. Da beide Bewertungen parallel erstellt
werden, auf dieselben Eingangsinformationen zurückgreifen
und dieselbe Modellierungs- und Auswertemethode verwenden, sind
ökologische und ökonomische Bewertung miteinander verkettet.
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- Am Beispiel von Produkten und Prozessen wird
diese Methode erprobt. Dabei lassen sich die Umweltbelastungen
systematisch, glaubwürdig und mit höherer Transparenz
erfassen, auswerten und monetarisieren. Anschließend können
Produkte und Prozesse unter ökologisch-ökonomischen
Gesichtspunkten miteinander verglichen werden.
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- Kontakt:
Prof. Dr.-Ing. Albert Weckenmann, Dipl.-Ing. Lindita Bushi
Lehrstuhl Qualitätsmanagement und Fertigungsmesstechnik
Nägelsbachstr. 25, 91052 Erlangen
Tel.: 09131/85 -26521, Fax: 09131/85 -26524
E-Mail: qfm@qfm.uni-erlangen.de.
Mediendienst FORSCHUNG Nr. 592 vom 22.03.2001
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