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- Forschungen im Sonderprogramm der Bayerischen
Staatsregierung
Kampf gegen BSE von vier Seiten
Wie Verbraucher davor geschützt werden können, mit
der Nahrung BSE-infiziertes Gewebe aufzunehmen, was im Verdauungstrakt
mit den krankhaft veränderten Prionen geschieht, welche
Schritte von der harmlosen Eiweißstruktur zum Krankheitserreger
führen und wie es kommt, dass die Erkrankung bei Rindern
regional sehr unterschiedlich verbreitet ist - all diese Fragen
zu klären, ist unverzichtbar, um diese Erkrankung in den
Griff zu bekommen, die das Gehirn unwiderruflich schädigen
kann. Wissenschaftler der Universität Erlangen-Nürnberg
engagieren sich in vier Projekten innerhalb des Forschungsverbunds,
den die Bayerische Staatsregierung für den Kampf gegen BSE
ins Leben gerufen hat. Aus dem rund zehn Millionen Mark umfassenden
Sonderprogramm gehen an drei dieser Projekte insgesamt knapp
1,5 Millionen; für das vierte Projekt, das Anfang nächsten
Jahres beginnt, stehen die Zahlen noch nicht fest.
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- Das Zentralnervensystem (ZNS) und insbesondere
das Gehirn werden durch die neue Variante der Creutzfeld-Jakob-Erkrankung
bei Menschen, die "Traberkrankheit" oder Scrapie bei
Schafen und die bovine spongiforme Encephalopathie bei Rindern,
bekannt unter der Abkürzung BSE, auf die gleiche Weise angegriffen.
In dem Nervengewebe sammeln sich Eiweißmoleküle an,
die etwas anders aufgebaut sind als ein normalerweise im Körper
vorhandener Typus. Die leichte Abwandlung des Prion-Proteins
genügt, um dem Gehirn nach und nach eine schwammartige Struktur
aufzuzwingen, Nervenzellen absterben zu lassen und viele Funktionen
zu zerstören. Die Erkrankung kann möglicherweise zwischen
Tier und Mensch übertragen werden.
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- Als wichtigster Übertragungsweg gilt
die Aufnahme von infiziertem Tiergewebe über die Nahrung.
Gehirn- und Rückenmarkgewebe (ZNS) könnten pathologische
Prionen enthalten und sollten deshalb aus der Nahrungskette ausgeschlossen
bleiben. In Zusammenarbeit mit der Bundesanstalt für Fleischforschung
in Kulmbach entwickeln Prof. Dr. Monika Pischetsrieder, Institut
für Pharmazie und Lebensmittelchemie, und Prof. Dr. Cord-Michael
Becker, Institut für Biochemie, eine hoch sensitive Nachweismethode,
die ZNS-Gewebe erkennt. Mit 419.000 Mark werden die Projektarbeiten
gefördert, die einen Test von Lebensmitteln auf die Kontamination
mit Gehirn oder Rückenmark, zum Beispiel bei der Schlachtung
und Zerlegung von Fleisch, ermöglichen sollen. Zunächst
werden Antikörper entwickelt, die ausschließlich an
ZNS-Gewebe binden, und dann in einem zweistufigen Nachweissytem
zur Analyse eingesetzt. Koordinatorin des auf zwei Jahre angesetzten
Projekts ist Prof. Pischetsrieder.
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- Unter der Leitung von Prof. Dr. Dr. Detlef
Schuppan und PD Dr. Peter Konturek von der Medizinischen Klinik
I wird die Aufnahme, Produktion und Vermehrung von BSE-Prionen
im Verdauungstrakt untersucht, der entscheidenden Eingangspforte
für die Infektion. In Magen, Darm und Leber sollen die Zellen
identifiziert werden, die derartig veränderte Prionen aufnehmen
und verbreiten, und entzündliche wie anti-entzündliche
Botenstoffe charakterisiert werden, die Aufnahme und Vermehrung
solcher Biomoleküle hemmen. Die krankheitsfördernde
Rolle zusätzlicher Infektionen soll geklärt werden.
Die Rolle von Entzündungszellen als Transfervehikel in das
Zentralnervensystem wird analysiert. Schließlich wird nach
Strategien gesucht, die vorbeugend wirken können. Die Fördersumme
für das dreijährige Projekt beträgt 798.000 Mark.
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- Fördermittel in Höhe von 252.000
Mark stehen für Forschungen der Arbeitsgruppe von Dr. Ralf
Alsfasser am Insitut für Anorganische Chemie zur Verfügung.
Hier geht es um die Umwandlung des zellulären Prion-Proteins,
das im Organismus immer vorliegt, in die infektiöse, schädliche
Form. Es gibt Hinweise darauf, dass an dieser Strukturänderung
Metall-Ionen, insbesondere Kupfer(II)-Ionen, beteiligt sind.
Zwei Jahre lang wird sich das Team in Zusammenarbeit mit Prof.
Dr. Rudi van Eldik mit diesem elementaren Schritt beschäftigen
und untersuchen, ob und auf welche Weise Metall-Ionen eine solche
Strukturumwandlung bewirken können.
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- Molekulare Untersuchungen haben gezeigt,
dass bei Mensch und Schaf verschiedene genetische Varianten des
"gesunden" Prion-Proteins vorkommen, die sich jedoch
in ihrer Empfindlichkeit gegenüber der Prionenerkrankung
unterscheiden. Die bisher in Deutschland bekannt gewordenen BSE-Fälle
weisen eine unterschiedliche regionale Verteilung auf, ebenso
wie die dort gezüchteten Rinderrassen. Genetische Unterschiede
zwischen verschiedenen Rinderrassen könnten daher zu einer
regionalen Häufung von BSE-Fällen beitragen. Die Arbeitsgruppe
von Privatdozentin Dr. Katrin Schiebel, Dr. Andreas Humeny und
Prof. Cord-Michael Becker am Institut für Biochemie untersucht
die molekularen Unterschiede von Varianten des Priongens von
Rindern mit einem hochempfindlichen Analyseverfahren, der MALDI-TOF-Massenspektrometrie.
Bei dieser Technik werden Abschnitte des untersuchten Gens durch
Laserbeschuß im Hochvakuum gewogen. Bereits geringste Massenunterschiede
geben zuverlässige Hinweise auf das Vorliegen von Genvarianten.
In größeren Studien wollen die Forscher nun untersuchen,
ob das Vorliegen dieser Genvarianten die Erkrankungswahrscheinlichkeit
beim Rind erhöht. Das Projekt startet am 1. Januar 2002.
Weitere Informationen
- Prof. Dr. Monika Pischetsrieder
Institut für Pharmazie und Lebensmittelchemie
Tel.: 09131/85 -24102
pischetsrieder@lmchemie.
uni-erlangen.de
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- Prof. Dr. Detlef Schuppan
Medizinische Klinik I
Tel.: 09131/85 -33398, -33386
detlef.schuppan@med1.imed.uni-erlangen.de
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- Dr. Ralf Alsfasser
Institut für Organische Chemie
Tel.: 09131/85 -27357
alsfassr@anorganik.uni-erlangen.de
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- PD Dr. Katrin Schiebel
Institut für Biochemie
Tel.: 09131/85 -26206
Katrin.Schiebel@biochem.uni-erlangen.de
Mediendienst FORSCHUNG Nr. 611 vom 20.11.2001
Sachgebiet Öffentlichkeitsarbeit (Pressestelle)
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