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Titan‑Clip hilft gegen Hyperhidrose

Thoraxchirurgie des Uni‑Klinikums Erlangen behandelt krankhaftes Schwitzen

Feuchte Hände und große Schweißflecken unter den Armen – jeder Kundenkontakt machte Denise W. Angst. Vor allem im Sommer fiel es der 28-jährigen Verkäuferin schwer, ihre Kleidung für den bevorstehenden Arbeitstag auszusuchen. Farbe und Schnitt mussten die nassen Stellen möglichst verdecken. Seit ihrer Pubertät litt die junge Frau an krankhaft erhöhtem Schwitzen (Hyperhidrose), insbesondere an Händen und Achseln. Jetzt fand sie Hilfe in der Thoraxchirurgischen Abteilung (Leiter: Prof. Dr. Horia Sirbu) des Universitätsklinikums Erlangen: Dr. Waldemar Schreiner blockierte den Sympathikusnerv, der die Schweißdrüsen zur Schweißproduktion anregt.

Schwitzen /  Foto: Uni-Klinikum Erlangen

Dr. Waldemar Schreiner misst nach der OP die

Schweißneigung an den Händen von Denise W.

Foto: Uni-Klinikum Erlangen

„Diese endoskopische Sympathikus-Blockade (ESB) führen wir nur dann durch, wenn es für den Patienten keine andere Möglichkeit mehr gibt“, so der Oberarzt. Hierbei wird eine winzige Kamera durch zwei 5 mm kleine Schnitte unterhalb der Achselhöhle – jeweils an der linken und rechten Körperseite – in den Brustkorb geführt. Dort blockiert der Arzt mit kleinen Titan-Clips gezielt die Reizleitung in den Nervenbündeln des Sympathikusnervs . „Die Behandlung dauert insgesamt nur etwa eine Stunde“, erklärt Dr. Schreiner.

Für Denise W. kamen übliche Methoden wie Salben, Deos, Botoxspritzen oder Iontophorese nicht in Frage. „Ich hatte weder genügend Vertrauen noch ausreichend Zeit für diese eher langwierigen Verfahren“, sagt die 28-Jährige, die ihr Schwitzen psychisch stark belastete. Mit dem Ergebnis der Sympathikus-Blockade ist sie vollauf zufrieden. „Ich würde es sofort wieder machen lassen“, so die junge Frau. Sie habe lediglich zwei Tage im Krankenhaus verbringen müssen und sei dann völlig ohne Schmerzen entlassen worden. „Am ersten Arbeitstag nach der Operation musste ich gleich im Kundengespräch ausprobieren, was sich verändert hat“, berichtet sie. „Ich bin jetzt viel offener und freier im Umgang mit Menschen. Und ich kann mal wieder eine schöne Bluse anziehen, ohne mir Gedanken machen zu müssen.“

Methode bietet zahlreiche Vorteile für Patienten

An der Thoraxchirurgischen Abteilung des Uni-Klinikums Erlangen wurden seit 2008 bereits 60 Behandlungen dieser Art bei Patienten mit Hyperhidrose an den Händen, Achseln und im Gesicht durchgeführt. Die Vorteile dieser minimalinvasiven Therapie, die nur sehr kleine Narben zurücklässt, liegen in der gezielten Blockade der Nervenbündel, die ohne eine völlige Durchtrennung des Grenzstrangs auskommt und unter Umständen sogar wieder rückgängig gemacht werden kann. Die Haut an den betroffenen Regionen ist sofort nach der Behandlung trocken. Zudem wird die Wahrscheinlichkeit von kompensatorischem Schwitzen im Gegensatz zu anderen operativen Eingriffen entscheidend gesenkt. Die Behandlungskosten werden komplett von der Krankenkasse übernommen.

Denise W., die in Weiden in der Oberpfalz lebt und arbeitet, ist froh, dass sie den Weg nach Erlangen gefunden hat. Erst durch eine Arbeitskollegin wurde sie auf das Uni-Klinikum aufmerksam. „Anfangs haben mich die Ärzte in der Uni-Hautklinik über die Behandlungsmöglichkeiten informiert und mich dann auf die Thoraxchirurgie hingewiesen“, sagt sie. Nach einer einfühlsamen Beratung habe sie sich dann noch am selben Tag für die OP entschieden.

Vor wenigen Tagen kam Denise W. zu einer abschließenden Untersuchung zu Dr. Schreiner. In Zukunft wird sie zur Nachsorge nur noch schriftlich mit ihrem Arzt in Kontakt bleiben. „Die Schweißneigung liegt nun im Normalbereich“, bestätigte Dr. Schreiner und verabschiedete seine Patientin mit einem trockenen Händedruck.

Weitere Informationen für Betroffene:

Ambulante Hyperhidrose-Sprechstunde der Thoraxchirurgie

Tel.: 09131/85-32047

Weitere Informationen für die Medien:

Johannes Eissing

Tel.: 09131/85-36102

presse@uk-erlangen.de

uni | mediendienst | aktuell Nr. 150/2012 vom 2.7.2012

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