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Kulturanthropologe Richard A. Shweder kommt an die FAU

Shweder eröffnet die 1. Internationale Tagung des Zentralinstituts „Anthropologie der Religion(en)“

Religion und Moral sind nötig – auch heute noch. Seine These wird der renommierte und vor keiner Debatte zurückschreckende Anthropologe und Kulturpsychologe Prof. Dr. Richard A. Shweder von der University of Chicago auf der 1. Internationalen Tagung des Zentralinstituts »Anthropologie der Religion(en)(ZAR) darlegen. Sein Vortrag „Die metaphysische Realität nicht-physischer Dinge, wie Moral oder Religion, verstehen“ wird Gründe für Religion und Moral anführen – ungeachtet dessen, ob sich die Philosophen seit Descartes für einen ontologischen Dualismus zwischen metaphysischen und physischen Dingen oder für einen ontologischen Realitätspluralismus entscheiden.

Mit der vom 11. bis zum 14. September an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) stattfindenden 1. Internationalen wie interdisziplinären Tagung des Zentralinstituts „Anthropologie der Religion(en)“ (ZAR) beginnt eine Veranstaltungsreihe, die sich im jährlichen Turnus mit einem religionsrelevanten Thema beschäftigen will. Die 1. Jahrestagung erkundet das Verhältnis von Anthropologie und Religion im Allgemeinen – sowohl in sozialwissenschaftlicher wie textwissenschaftlicher Perspektive. Anthropologische Themen wie Gewalt und Geburt werden als Themen theologischer Anthropologie vorgestellt, ebenso sollen theologische Fragen erläutert werden nach dem Menschen aus christlicher und islamischer Perspektive, aber auch aus Texten ,toter‘ Religionen, d. h. aus Religionen, die nicht mehr praktiziert werden wie der Manichäismus und der Zoroastrismus. Da die Tagung in Kooperation mit der Gesellschaft für Kulturpsychologie veranstaltet wird, bilden kulturpsychologische Zugänge zum Religiösen einen dritten Schwerpunkt. Alle drei Zugänge werden an den drei zentralen Forschungsfeldern des ZAR „Körper und Verkörperungen“, „Raum und Praktiken“, „Norm, Normativität und Normenwandel“ expliziert.

In der Person des Gastredners Prof. Richard A. Shweder verbinden sich alle drei wissenschaftlichen Zugänge. Shweder (geb. 1945) forscht seit 30 Jahren zu wechselnden Themen der Kulturpsychologie und der psychologischen Anthropologie, wobei religiöse wie moralische Fragen im Mittelpunkt seiner Forschung stehen. Es heißt von Shweder, dass er sich gerade brisanten Themen zuwende so u.a. der religiösen Beschneidung von Jungen, der rituellen Frauenbeschneidung in Afrika, der Unterdrückung kultureller Vielfalt durch die westliche Wissenschaft und den Prozess des Globalisierung.

Shweder studierte an der University of Pittsburg Anthropologie und wurde 1972 an der Harvard University promoviert. Nach einjähriger Lehrtätigkeit an der University of Nairobi in Kenia kehrte er 1973 in die USA zurück und lehrt seitdem an der University of Chicago. Umfangreiche Feldforschung betrieb der Wissenschaftler im indischen Bundesstaat Orissa, wo er u. a. die Kohlbergsche Entwicklungstheorie der Moral gegen ihren universalistischen Anspruch wendete. Derzeit ist Shweder Professor for Human Development an der University of Chicago. Er gilt neben seinem Lehrer Robert A. LeVine als Mitbegründer der Cultural Psychology, einer trotz des Namens anthropologischen Neuauflage der mit den Namen Franz Boas, Ruth Benedict und Margaret Mead verbundenen einflussreichen Culture and Personality Studies.

Shweder war u. a.berufenes Mitglied des Center for Advanced Study in the Behavioural Sciences der Stanford University, Fellow des Wissenschaftskollegs zu Berlin sowie der American Academy of Arts and Sciences. Von 1989 bis 1991 stand er als Präsident der Society for Psychological Anthropology vor.

Neben Shweder werden internationale Gäste aus dem Iran, aus Estland und Österreich erwartet. Anthropologische und psychologische Fragen sollen aus dem Blick von verschiedenen zeitgenössischer Strömungen des Christentums, Islams und des Hinduismus zur Diskussion gestellt werden wie auch aus den Texten des Alten Testaments, des Manichäismus sowie des Zoroastrismus. Neben der religiösen Sicht werden grundsätzliche anthropologische Perspektiven vorgetragen, z. B. zu Identität, Körperlichkeit, Sozialität, Konstitution von Erkenntnis, symbolischen Räumen und Normen.

Tagung: 11. bis 14.9.2011, öffentlicher Auftakt 11.9.2011, 18.00 Uhr, Aula des Erlanger Schlosses. Die Teilnahme an der Tagung ist nach Anmeldung kostenfrei. Tagungssprachen sind Englisch und Deutsch.

Zum Tagungsprogramm

 

Informationen für die Medien:

Prof. Dr. Jürgen van Oorschot

Tel: 09131/85-22206

juergen@vanoorschot.de

uni | mediendienst | aktuell Nr. 220/2011 vom 30.8.2011

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